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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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wusste sie, dass Lügner den Mund nicht halten konnten. Trotzdem musste sie noch hinzufügen: »Tut nicht mal weh.«
    Er zwinkerte ihr wissend zu, um zu zeigen, dass er ihr das nicht abkaufte. Plötzlich klang er ganz anders als noch vor einer Minute: »Weißt du, ich habe immer das Gefühl gehabt, wir zwei verstehen uns, Lena. Sibyl hat viel von dir gesprochen. Nur Gutes, versteht sich.«
    Lena räusperte sich, doch sie schwieg.
    »Sie wollte dir immer helfen. Dich glücklich machen. Das war ihr das Wichtigste auf der Welt.«
    Lena hatte ein unangenehmes Kribbeln im Bauch. »Ja«, sagte sie und hoffte, dass er endlich abhaute.
    »Was ist mit deinem Auge passiert?«, drängte er sanft. »Sieht eher aus, als hätte dich jemand geschlagen.«
    »Es hat mich niemand geschlagen«, erwiderte sie. Sie merkte, dass sie lauter als nötig sprach: noch ein typischer Fehler des notorischen Lügners. Innerlich fluchte sie. Früher war sie besser gewesen im Bluffen.
    »Wenn du Hilfe brauchen solltest …« Er sprach nicht zu Ende, wahrscheinlich merkte er selbst, wie unsinnig sein Angebot für jemand wie Lena klingen musste. Dann änderte er die Strategie. »Wenn du jemanden zum Reden brauchst. Ob du’s glaubst oder nicht, ich weiß, wie du dich fühlst.«
    »Ja«, sagte sie wieder. Eher würde der Papst in der Hölle Rührei braten, als dass sie sich Richard Carter anvertraute.
    Er setzte sich auf einen der Labortische und ließ die Füße baumeln. »Habt ihr rausgefunden, wer den Käfig offen gelassen hat?«
    »Nein«, sagte Lena. »Warum?«
    »Ich hab gehört, ein paar Erstsemester waren mit einem Projekt in Verzug und haben beschlossen, ein bisschen … Chaos zu stiften.«
    Lena schnaubte. »Würde mich nicht überraschen.«
    »Hey, ich gehe morgen mit Nan zu Abend essen«, sagte er dann. »Komm doch mit! Es wird bestimmt lustig.«
    »Ich muss arbeiten«, sagte sie. Dann, wie um es zu unterstreichen, klappte sie das Messer aus.
    »Liebe Güte.« Richard rutschte vom Tisch, um besser sehen zu können. »Wofür brauchst du das?«
    Gerade wollte sie erwidern, dass sie damit nervende Akademiker um die Ecke brachte, als Richards Handy klingelte. Er kramte in den Taschen seines Kittels, dann endlich hatte er es gefunden. Er sah auf das Display und grinste breit.
    Zu Lena sagte er: »Ich melde mich später bei dir. Dann können wir weiterreden.« Er berührte ihre Wange unter dem Veilchen.
    Sie wollte ihm erklären, dass es keinen Grund dazu gäbe, doch dann sagte sie nur: »Bis dann.« Jedes weitere Wort wäre Energieverschwendung gewesen. Im nächsten Moment hatte Richard das Zimmer verlassen.
    Lena wandte sich wieder dem Belüftungsschacht zu. Mit ihrem Messer schraubte sie das Gitter fest. Chuck hatte Recht, mit einem Schraubenzieher wäre es sehr viel schneller gegangen, doch sie hatte keine Lust, jemanden um einen zu bitten. Endlich hatte sie Zeit für sich, nachdem sie den ganzen Tag unter Leuten gewesen war. Sie musste nachdenken, wie sie Jeffreys Gunst zurückgewinnen könnte.
    Sie hatte versucht, ihm Chuck auf dem Silberteller zu servieren, doch Jeffrey hatte sie vollkommen missverstanden. Chuck war am Wochenende also auf einem Golfturnier gewesen. Doch in eine Art von Drogenhandel am College könnte er trotzdem verwickelt sein. Scooter hatte deutlich gesagt, dass die Campus-Polizei mit drinsteckte. Chuck war kein kompletter Idiot. Selbst er würde es mitkriegen, wenn direkt unter seiner Nase gedealt wurde. Doch Lena kannte Chuck und wusste, er würde sich nicht selbst die Finger schmutzig machen. Sein Stil war eher, auf seinem dicken Hintern zu sitzen und die Hand aufzuhalten.
    Wieder donnerte es draußen. Vor Schreck rutschte Lena das Messer ab, und sie schnitt sich in den linken Zeigefinger. Fluchend zog sie sich das Hemd aus der Hose und wickelte den Zipfel um die Wunde. Jeden Monat versprach Chuck ihr, eine Uniform in ihrer Größe zu besorgen, doch dann tat er es doch nie. Die viel zu großen Kleider waren eine zusätzliche Demütigung für sie.
    »Lena.«
    Sie sah nicht auf. Sie erkannte sofort Ethans Stimme, obwohl sie ihn erst seit zwei Tagen kannte.
    Lena drückte sich das Hemd auf den Finger, um die Blutung zu stoppen. Der Schnitt ging tief, und der Stoff war schnell voll gesogen. Wenigstens hatte sie sich an derselben Hand geschnitten, die ohnehin schon verletzt war. Vielleicht wurde das im Krankenhaus miteinander verrechnet.
    Als hätte sie ihn nicht gehört, wiederholte Ethan: »Lena.«
    »Ich habe dir

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