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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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italienische Pasta bis hin zu saftigen Hamburgern. Das Restaurant musste eine Goldgrube für das Krankenhaus sein. Selbst kurz vor Mitternacht herrschte in der Klinik noch Hochbetrieb, der beständige Lärm erinnerte Sara an einen riesigen Bienenkorb. Wahrscheinlich war es zu ihrer Zeit hier auch schon so laut gewesen, doch damals hatte sie vor lauter Stress und Schlaflosigkeit nichts davon mitbekommen. Damals, bevor sich die Studenten organisiert und für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert hatten, waren die Schichten im Grady vierundzwanzig bis sechsunddreißig Stunden lang gewesen. Sara hatte das Gefühl, sie litt noch heute an den Folgen des damaligen Schlafentzugs.
    Sie lehnte sich gegen eine Tür mit der Aufschrift WÄSCHE. Wenn sie sich jetzt hinsetzte, würde sie so schnell nicht wieder hochkommen. Tessa war seit drei Stunden aus dem OP und lag nun auf der Intensivstation, wo die Familie abwechselnd bei ihr wachte. Man hatte ihr starke Beruhigungsmittel gegeben, und sie war noch nicht aus der Narkose erwacht. Ihr Zustand wurde weiterhin überwacht, doch die Chirurgin sagte, sie hatten die Blutungen stoppen können. Tessa würde wieder Kinder bekommen können – wenn sie sich gut genug von ihren Qualen erholte und je wieder diesen Wunsch verspürte.
    Das winzige Zimmer auf der Intensivstation und die stillen Vorwürfe ihrer Eltern waren zu viel für Sara gewesen. Nicht einmal Devon redete mit ihr. Er kauerte nur schweigend in der Ecke und starrte ins Leere, er konnte einfach nicht fassen, was seiner Geliebten und ihrem gemeinsamen Kind passiert war. Sara legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und versuchte, sich daran zu erinnern, was ihre Schwester als Letztes gesagt hatte. Im Helikopter hatte Tessa nach dem Anfall nicht mehr sprechen können. Die letzten klaren Worte hatte sie in Saras Wagen gesprochen, als sie Sara sagte, dass sie sie liebte.
    Sara biss in ihren Schokoriegel, auch wenn sie keinen Hunger spürte.
    »’n Abend, Ma’am«, sagte ein alter Mann und tippte sich im Vorbeigehen an die Hutkrempe.
    Sie zwang sich zu lächeln und sah ihm nach, wie er die Treppe hinaufstieg. Er schien etwa in Eddies Alter zu sein, aber sein Haar war schlohweiß. Die Haut wirkte im künstlichen Licht des Krankenhauses durchsichtig, und obwohl seine dunkelblaue Hose und das hellblaue Hemd sauber aussahen, roch er nach Schmierfett oder Maschinenöl. Vielleicht arbeitete er als Techniker oder Hausmeister im Krankenhaus, oder auch er hatte jemanden, der hier um sein Leben kämpfte.
    Vor der Cafeteria versammelte sich eine Gruppe Ärzte, die grünen OP-Anzüge verknittert, die weißen Kittel fleckig von unterschiedlichen Substanzen. Sie waren noch jung, wahrscheinlich Ärzte im Praktikum oder Studenten. Ihre Augen waren gerötet, und es war ihnen eine Verdrossenheit anzusehen, an die sich Sara von ihrer eigenen Zeit am Grady her erinnerte.
    Offensichtlich erwarteten sie jemanden, während sie sich gedämpft unterhielten. Sara sah verschwommen die Schokolade in ihrer Hand an, während sie die Gespräche der jungen Leute über die verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses mit anhörte.
    Eine Männerstimme sagte: »Sara?«
    Sara sah nicht auf. Sie ging nicht davon aus, dass sie gemeint sein könnte.
    »Sara Linton?«, wiederholte die Stimme. Sie blickte hoch, erwartete, einen ehemaligen Patienten aus der Kinderklinik hier als angehenden Mediziner wieder zu treffen. Doch der Sprecher erwies sich als ein großer, nicht mehr ganz junger Mann, der nicht zu der Gruppe gehörte.
    »Mason? Mason James?«
    »Der bin ich«, sagte er und bahnte sich den Weg durch die jungen Ärzte. Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich bin oben deinen Eltern in die Arme gelaufen.«
    »Oh.« Sara wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
    »Ich arbeite hier. In der Pädiatrie.«
    »Richtig.« Sara nickte, als würde sie sich erinnern. Sie war mit Mason zusammen gewesen, als sie am Grady gearbeitet hatte, doch nachdem sie nach Grant zurückgekehrt war, hatten sie sich aus den Augen verloren.
    »Cathy sagte mir, dass du hier unten bist und einen Happen isst.«
    Sie hielt den Schokoriegel hoch.
    Er lachte. »Wie ich sehe, haben sich deine kulinarischen Vorlieben nicht geändert.«
    »Filet Mignon war aus«, erklärte sie, und Mason lachte.
    »Du siehst toll aus«, sagte er dann, eine schamlose Lüge, die er dank seiner guten Kinderstube aalglatt über die Lippen brachte. Masons Vater war Kardiologe gewesen, wie auch schon sein

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