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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Großvater. Sara hatte immer vermutet, ihre Anziehungskraft für Mason hatte zum Teil damit zu tun, dass ihr Vater Klempner war. Aufgewachsen in einer Welt von Internaten und Country-Clubs, hatte Mason nie Kontakt zur Arbeiterklasse gehabt, außer um ihnen Schecks für ihre Dienste auszuschreiben.
    »Wie … äh …« Sara rang nach Worten. »Wie ist es dir ergangen?«
    »Bestens, danke«, sagte er. »Ich habe von Tessa gehört. In der Notaufnahme spricht man von nichts anderem.«
    Sara wusste, dass ein Fall wie Tessas selbst in einem großen Krankenhaus wie dem Grady etwas Besonderes war. Und wenn ein Kind in eine Gewalttat verwickelt war, war die allgemeine Betroffenheit noch größer.
    »Ich habe nach ihr gesehen. Ich hoffe, das stört dich nicht.«
    »Nein«, sagte Sara. »Gar nicht.«
    »Beth Tindall ist ihre Ärztin. Sie ist eine sehr gute Chirurgin.«
    »Ja«, stimmte Sara zu.
    Er lächelte sie voller Wärme an. »Deine Mutter ist immer noch so schön wie damals.«
    Sara versuchte zurückzulächeln. »Sie war sicher froh, dich zu sehen.«
    »Na ja, froh nicht gerade, unter den Umständen. Weiß man, wer der Täter ist?«
    Sie schüttelte den Kopf und schloss die Augen. »Keine Ahnung.«
    »Sara«, sagte er und berührte ihre Hand. »Es tut mir so leid.«
    Sie sah weg, kämpfte mit den Tränen. Seit Tessa überfallen worden war, hatte noch niemand Anstalten gemacht, sie zu trösten. Ihre Haut kribbelte unter seiner Berührung, und sie kam sich albern vor, dass sie die kleine Geste so sehr bewegte.
    Mason spürte die Veränderung. Sanft hob er ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste. »Kopf hoch, hörst du?«
    »Ich sollte wieder nach oben gehen«, sagte sie.
    Er nahm sie am Ellbogen. »Komm«, sagte er und führte sie den Gang hinunter.
    Während sie in Richtung Intensivstation gingen, hörte Sara seiner tröstenden Stimme zu, ohne recht auf seine Worte zu achten. Er erzählte vom Krankenhaus, von seinem Leben, seit Sara aus Atlanta weggegangen war. Mason James war der Typ Mann, dem alles spielend zu gelingen schien. Als Sara frisch aus Grant nach Atlanta gekommen war, hatte er so mondän und erwachsen auf sie gewirkt. Ganz anders als Steve Mann, ihr einziger Mann bis dahin – ein Kerl, für den ein schöner Abend zwangsläufig mit Knutschen auf dem Rücksitz von Daddys Wagen enden musste.
    Als sie um die Ecke bogen, sah Sara ihre Eltern auf dem Gang, anscheinend in eine Diskussion vertieft. Eddie entdeckte sie zuerst und verstummte.
    Eddies Lider waren schwer, so müde hatte Sara ihn noch nie gesehen. Auch ihre Mutter schien in den letzten zwei Stunden mehr gealtert zu sein als in den letzten zwanzig Jahren. Die beiden wirkten so verletzlich, dass es Sara die Kehle zuschnürte.
    »Ich seh nach Tessa«, entschuldigte sie sich. Sie drückte den Türöffner und betrat die Intensivstation.
    Die Intensivstation im Grady war klein und lag abgelegen im großen Krankenhauskomplex. Das Licht im Gang und in den Zimmern war gedämpft, und es herrschte eine beruhigende Atmosphäre, nicht nur zum Wohl der Patienten, sondern auch zu dem der Besucher, die alle zwei Stunden hereindurften. Die Zimmer hatten gläserne Schiebetüren, die kaum Privatsphäre zuließen, doch die meisten Patienten waren zu krank, um sich zu beschweren. Während sie den Gang entlanglief, hörte Sara das piepende Signal von Herztönen und das langsame Schnaufen der Beatmungsgeräte. Tessas Zimmer befand sich genau gegenüber vom Schwesternzimmer, was einiges darüber aussagte, wie kritisch ihr Zustand war.
    Devon war bei ihr, er stand, die Hände in den Hosentaschen, abseits von Tessas Bett gegen die Wand gelehnt, obwohl ein bequemer Sessel zur Verfügung stand.
    »Hallo«, sagte Sara.
    Er verzog keine Miene. Er hatte rote Augen, und seine dunkle Haut wirkte im künstlichen Licht des Zimmers bleich.
    »Hat sie schon etwas gesagt?«
    Er ließ sich Zeit mit der Antwort. »Sie hat ein paar Mal die Augen geöffnet, mehr nicht.«
    »Sie versucht aufzuwachen«, sagte Sara. »Das ist gut.«
    Sein Adamsapfel hüpfte, als er schluckte.
    »Wenn ich dich ablösen soll …«, begann sie, doch Devon wartete nicht darauf, dass sie weitersprach. Er verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Sara zog sich den Sessel näher an Tessas Bett heran und setzte sich.
    Tessas Kopf war verbunden, wo man ihre Haut zurück an den Kopf genäht hatte. Zwei Schläuche steckten in ihrem Bauch, um die Wunden zu drainieren. Vom Bettgeländer hing ein Katheter, der nur

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