Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
Andy.
    »Gott, nein«, platzte Richard heraus. »Er war Student. Außerdem war er ein verzogenes Bürschchen.«
    So weit war Jeffrey auch schon, aber er war überrascht über die Heftigkeit, mit der Richard es aussprach. »Aber Sie stehen Brian und Jill nahe?«
    »Brian und Jill sind großartige Menschen. Auf dem Campus ist jeder mit jedem befreundet. Wir sind wie eine große Familie.«
    »Ja«, antwortete Jeffrey. »Brian wirkt wie ein richtiger Familienmensch.«
    »Das ist er«, stimmte Richard zu. »Er war der beste Vater, den Andy sich wünschen konnte. Ich hätte gerne einen Vater wie ihn gehabt.« In Richards Stimme war eine Spur Neugier – er hatte gemerkt, dass er offiziell befragt wurde, und mit dieser Erkenntnis wuchs seine Selbstsicherheit. Richard grinste, während er darauf wartete, dass Jeffrey ihm die nächste indiskrete Frage stellte.
    Jeffrey tat ihm den Gefallen. »Die beiden scheinen eine gute Ehe zu führen.«
    Richard lächelte schief. »Meinen Sie?«
    Jeffrey schwieg, was Richard als Aufforderung zu werten schien.
    »Na ja«, begann er, »ich will keine Gerüchte verbreiten,
aber …«
    Jeffrey verkniff sich einen Kommentar.
    »Selbst habe ich nie was gesehen, aber auf der letzten Weihnachtsfeier hat sich Jill ziemlich seltsam Brian gegenüber benommen.«
    »Sie sind alle im gleichen Fachbereich?«
    »Wie gesagt«, sagte Richard, »der Campus ist klein.«
    Jeffrey schwieg. Mehr Ermunterung brauchte Richard nicht.
    »Vor einer Weile gab es da so ein Gerücht …«
    Richard wartete, und Jeffrey warf ein artiges »Ja?« ein.
    »Also, nur ein Gerücht.« Er ließ sich Zeit wie ein echter Showmaster. »Es ging um eine Studentin.«
    »Eine Affäre?« Das wäre natürlich etwas, worüber Keller nicht vor seiner Frau sprechen wollen würde, selbst wenn Jill Bescheid wusste. Jeffrey kannte seine eigenen Gefühle, wenn Sara auch nur andeutungsweise an die Umstände erinnerte, die ihre Ehe damals kaputt gemacht hatten – ein Gefühl, als wenn man die Beine am Rand des Grand Canyon baumeln ließ.
    »Wissen Sie, wie die Frau heißt?«
    »Keine Ahnung, aber wenn man den Gerüchten glauben darf, dann ist sie fortgezogen, nachdem Jill es herausgefunden hatte.«
    Jeffrey war ungeduldig. Er hatte langsam die Nase voll von Gerüchten. »Wissen Sie, wie sie aussah? Was war ihr Hauptfach?«
    »Ich bin nicht mal sicher, ob es sie wirklich gab. Wie gesagt, es war nur ein Gerücht.« Er runzelte die Stirn. »Und ich hab ein schlechtes Gewissen, hier aus der Schule zu plaudern.« Er lachte über die doppelte Bedeutung.
    »Richard, wenn Sie mir etwas verschweigen …«
    »Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß. Oder zumindest, was ich gehört habe. Wie gesagt – «
    »Nur ein Gerücht«, ergänzte Jeffrey.
    »Wollten Sie sonst noch was wissen?«, fragte Richard mit geschürzten Lippen. Jeffrey ging nicht auf ihn ein. »Nett von Ihnen, dass Sie den beiden etwas zu essen bringen.«
    Richards Mundwinkel wanderten nach unten. »Als meine Mutter vor ein paar Jahren starb, war es jedes Mal wie ein Lichtstrahl im Dunkel für mich, wenn jemand vorbeikam.«
    An irgendetwas erinnerten Jeffrey diese Worte.
    »Chief?«
    »Lichtstrahl«, wiederholte Jeffrey. Jetzt wusste er, was ihm an Andys schweinischem Bild aufgefallen war. Die Nackte hatte Sonnenstrahlen um den Bauchnabel tätowiert.

    Obwohl Jeffrey nicht darum gebeten hatte, parkten ein Streifenwagen und Franks Ford Taurus vor dem Studentenwohnheim, in dem Ellen Schaffer wohnte.
    »Verdammt«, sagte Jeffrey und stellte seinen Wagen neben Franks Wagen ab. Noch bevor er die beiden Mädchen sah, die schluchzend aus dem Gebäude kamen, wusste er, dass etwas passiert war.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, lief Jeffrey die Treppe zum Eingang hinauf. Keyes House war vor zwei Jahren abgebrannt, doch die alte Südstaatenvilla war fast originalgetreu wieder aufgebaut worden, mit zwei großen Salons und einem Esszimmer für dreißig Personen. Frank stand in einem der Salons und winkte Jeffrey herein.
    »Chief«, rief er. »Wir haben versucht, dich anzurufen.«
    Jeffrey warf einen Blick auf sein Handy. Die Batterie war aufgeladen, doch in manchen Teilen der Stadt bekam er kein Netz. »Was ist passiert?«, fragte er.
    Frank schloss die Flügeltür, bevor er antwortete. »Hat sich die Birne weggepustet.«
    »Scheiße«, fluchte Jeffrey. Obwohl er die Antwort ahnte, fragte er: »Ellen Schaffer?«
    Frank nickte.
    »Vorsätzlich?«
    Frank senkte die Stimme. »Nach gestern, wer weiß?«
    Jeffrey

Weitere Kostenlose Bücher