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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Jill den Brief am Morgen finden würde, sobald sie aufwachte. Er hat es so abgepasst, dass sie ihn finden musste, bevor es zu spät war.« Er hielt inne. »Wir dachten, er wollte vielleicht nur auf sich aufmerksam machen.«
    Jeffrey wartete auf eine Reaktion von Jill, doch sie lehnte mit geschlossenen Augen an der Schulter ihres Mannes.
    »Manchmal hat er Dinge getan, ohne über die Konsequenzen nachzudenken«, sagte Keller.
    Jill schwieg immer noch.
    Keller schüttelte den Kopf. »Vielleicht sollte ich so was nicht sagen.«
    »Doch, es stimmt«, flüsterte Jill.
    »Wir hätten etwas merken müssen«, beharrte er. »Es muss doch Anzeichen gegeben haben.«
    Der Tod war schlimm genug, aber für die Hinterbliebenen war Selbstmord immer besonders schrecklich. Entweder gaben sich die Überlebenden die Schuld, die Zeichen nicht erkannt zu haben, oder sie fühlten sich von ihren selbstsüchtigen Angehörigen betrogen, die sich einfach aus dem Staub gemacht hatten. Andys Eltern würden wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens zwischen diesen beiden Gefühlen hin und her schwanken.
    Jill Rosen putzte sich die Nase. Dann zog sie ein frisches Kleenex aus der Schachtel, die auf dem Couchtisch stand, und tupfte sich die Augen ab. »Ein Wunder, dass Sie in seiner Wohnung überhaupt irgendwas gefunden haben. Er war so unordentlich.« Sie hatte versucht, sich wieder zu fassen, doch nun kam alles zurück.
    Langsam sackte sie in sich zusammen, ihr Mund zuckte, als sie versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken, doch schließlich begrub sie ihr Gesicht in den Händen.
    Keller legte wieder den Arm um seine Frau und zog sie an sich. »Es tut mir so leid«, sagte er und vergrub das Gesicht in ihrem Haar. »Ich hätte da sein müssen. Ich hätte da sein müssen.«
    Sie verharrten minutenlang in der Umarmung und schienen Jeffrey ganz vergessen zu haben.
    Er räusperte sich. »Ich würde mir jetzt gern seine Wohnung ansehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Keller sah auf. Er nickte, dann wandte er sich wieder seiner Frau zu. Jill hing schlaff wie eine Puppe in seinem Arm.
    Als Jeffrey aufstand, sah er sich Auge in Auge mit Andys liegendem Akt. Irgendetwas an der Frau war seltsam vertraut, doch er kam nicht drauf, was.
    Er zwang sich, den Blick abzuwenden, und verließ das Haus. Er hätte gerne mit Keller unter vier Augen gesprochen. Außerdem musste er noch einmal mit Ellen Schaffer sprechen. Vielleicht fiel ihr mit ein bisschen Distanz noch irgendwas Brauchbares ein.
    Vor dem Mustang blieb Jeffrey noch einmal stehen und bewunderte wieder seine schnittige Form. Den Wagen so früh am Morgen nach Andys Tod zu waschen mochte ihm sonderbar vorkommen, aber ein Verbrechen war es nicht. Vielleicht hatte Keller es zu Ehren seines Sohns getan. Vielleicht hatte er Spuren verwischen wollen. Aber einen Zusammenhang zwischen dem Wagen und dem Verbrechen sah Jeffrey nicht. Und schließlich wies nichts außer dem Überfall auf Tessa Linton überhaupt auf ein Verbrechen hin.
    Er bückte sich und fuhr mit dem Finger über das Reifenprofil. Die Straße zur Brücke war geteert, der Parkplatz am Waldrand mit Schotter ausgelegt. Selbst wenn sie dort Reifenspuren gefunden hätten, hatte das nichts zu bedeuten. Jeffrey wusste aus Polizeiberichten, dass sich Pärchen dort zum Knutschen trafen. Andy hätte also durchaus vorher da gewesen sein können.
    Jeffrey ließ sein Mobiltelefon aufschnappen und wollte eben Frank anrufen, als er Richard Carter bemerkte, der mit einem großen Kochtopf in der Einfahrt erschien.
    Richard grinste breit, als er Jeffrey sah, doch dann riss er sich zusammen und setzte eine ernstere Miene auf.
    »Dr. Carter«, sagte Jeffrey und zwang sich, höflich zu klingen. Eigentlich hatte er Besseres zu tun, als neugierige Fragen zu beantworten, damit Richard die Neuigkeiten auf dem Campus herumposaunen konnte.
    »Ich habe Brian und Jill etwas zu essen gekocht. Sind sie da?«, fragte er.
    Jeffrey warf einen Blick auf das Haus. Er dachte an die Trauer, den zehrenden Kummer, der die Eltern quälte. »Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt …«
    Richards Blick wurde noch ernster. »Ich wollte nur helfen.«
    »Sie sind ziemlich fertig«, sagte Jeffrey. Er überlegte, wie er Richard unauffällig ein paar Fragen über Brian Keller stellen könnte. Er wusste, wie Richard tickte, und so beschloss er es über einen Umweg zu versuchen. »Waren Sie mit Andy befreundet?«, fragte er. Richard war höchstens acht, neun Jahre älter als

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