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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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irgendeine verdächtige Person hier gesehen?«
    Die drei schüttelten den Kopf.
    Jeffrey wandte sich wieder an Frank. »Sind die anderen schon befragt worden?«
    »Die meisten waren weg«, sagte Frank. »Wir trommeln sie gerade zusammen. Keiner hat den Schuss gehört.«
    Jeffrey zog überrascht die Brauen hoch, doch er verkniff sich den Kommentar vor den Mädchen.
    »Danke für Ihre Auskunft«, sagte er und reichte jeder von ihnen seine Karte, falls ihnen noch irgendetwas einfiel, das nützlich sein könnte.
    Erst als er mit Frank auf dem Gang zu Ellen Schaffers Zimmer im Erdgeschoss war, fragte er: »Womit hat sie es getan?«
    »Remington 870.«
    »Mit der Wingmaster?« Jeffrey fragte sich, wie ein Mädchen wie Ellen Schaffer zu einer solchen Waffe kam. Das Repetiergewehr war eine der beliebtesten Waffen der Polizei.
    »Sie schießt Tontauben«, sagte Frank. »Sie ist in der College-Mannschaft.«
    Vage erinnerte sich Jeffrey, dass das College ein Schießsportteam hatte, doch er konnte sich die hübsche Blondine, die er gestern kennen gelernt hatte, immer noch nicht als Sportschützin vorstellen.
    Frank zeigte auf eine Tür. »Sie ist da drin.«
    Jeffrey wusste nicht, was ihn erwartete, als er Ellen Schaffers Zimmer betrat, doch als er sich umsah, fiel ihm die Kinnlade herunter. Die junge Frau saß auf der Couch, die Beine um den Kolben des Repetiergewehrs geschlungen. Die Mündung war auf ihren Kopf gerichtet – oder auf das, was von ihrem Kopf übrig war.
    Jeffrey hielt sich die Hand vor Mund und Nase. Er ging zum Fenster, das einen Spalt geöffnet war, und schnappte nach Luft. Draußen auf der Wiese stand eine Laube mit Bänken. Dahinter begann der Wald. Ein Weg, den wahrscheinlich die Hälfte aller Studenten benutzte, führte dort hinein.
    »Wo ist Matt?«
    »Spuren sichern«, erklärte Frank.
    »Schick ihn raus, und lass ihn nach Fußabdrücken vor dem Fenster suchen.«
    Frank holte sein Telefon raus und erledigte den Anruf, während Jeffrey jeden Zentimeter des Fensterbretts untersuchte. Nach einer vollen Minute hatte er nichts gefunden. Erst als er sich schon wieder abwandte, sah er etwas aufblitzen, ein öliger Streifen in der Nähe des Riegels reflektierte das Licht. »Hast du das gesehen?«
    Frank kam näher und beugte sich hinunter, um besser sehen zu können. »Öl?«, fragte er, dann deutete er auf den Tisch neben der Couch. Dort lagen eine Drahtbürste, ein Lappen und eine kleine Flasche Gunex-Waffenöl. Auf dem Boden lag ein zusammengeknülltes Tuch, mit dem offensichtlich der Kolben geputzt worden war.
    »Sie hat das Gewehr geputzt, bevor sie sich erschossen hat?« Jeffrey dachte, das wäre das Letzte gewesen, was ihm in ihrer Situation eingefallen wäre.
    Frank zuckte die Schultern. »Vielleicht wollte sie sichergehen, dass es richtig funktionierte.«
    »Meinst du?«, fragte Jeffrey. Er stand vor der Couch. Ellen Schaffer trug enge Jeans und ein bauchfreies T-Shirt. Sie war barfuß, ein Zeh steckte im Abzugsmechanismus. Die Tätowierung um ihren Nabel war blutverschmiert. Die Hände ruhten auf der Mündung, wahrscheinlich um sie auf ihren Kopf gerichtet zu halten.
    Mit seinem Kuli schob Jeffrey die rechte Hand zur Seite. An der Innenfläche, die auf dem Lauf gelegen hatte, war kein Blut, was bedeutete, dass die Hand dort gewesen war, als Ellen Schaffer sich erschossen hatte. Oder erschossen wurde. Das Gleiche galt für die andere Hand.
    Zwischen den Sofakissen steckte die Patronenhülse, die aus der Kammer geschleudert worden war. Jeffrey berührte sie mit dem Kuli. Irgendetwas stimmte da nicht. Er überprüfte den schwachen Abdruck auf der Mündung, dann sagte er zu Frank: »Sie hat eine Kaliber-12-Flinte und benutzt eine Kaliber-20-Patrone.«
    Frank sah ihn verdutzt an. »Was will sie mit einer Zwanziger?«
    Jeffrey stand auf und schüttelte den Kopf. Die Mündung war größer als die Patrone. Das Gefährlichste, was man mit einem Gewehr tun konnte, war die falsche Munition zu laden. Die Hersteller hatten sich auf standardisierte Hülsenfarben geeinigt, um genau das zu vermeiden.
    »Seit wann war sie im Schützenteam?«, fragte Jeffrey.
    Frank holte sein Notizbuch hervor und blätterte darin herum. »Erst ein Jahr. Ihre Mitbewohnerin sagte, sie wollte ins Biathlon-Team.«
    »Ist sie farbenblind?«, fragte Jeffrey. Die leuchtend gelbe Zwölfer-Patrone und die grüne Zwanziger waren schwer zu verwechseln.
    »Ich werde das überprüfen.« Frank machte sich eine Notiz.
    Jeffrey untersuchte mit

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