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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Terri, «Tim, geh nicht zu Paul.»
    «Komm zu mir, mein Großer», sagte Paul, und Lena riskierte einen schnellen Blick. Paul hatte Tim auf den Arm genommen, und der Junge schlang ihm die Beine um die Hüfte. Lena zog sich zurück, bevor Paul sich umdrehte. Wortlos fluchte sie, dass sie nicht geschossen hatte, als sie die Möglichkeit dazu hatte. Durch die Kinderzimmertür sah sie, wie Rebecca die Tür des Wandschranks von innen zuzog. Warum zum Teufel hatte sie es nicht fertiggebracht, den Jungen festzuhalten?
    Lena sah die Treppe hinunter und versuchte, die Situation einzuschätzen. Paul hatte ihr immer noch den Rücken zugedreht, Tim hing an ihm, klammerte sich mit den kleinen Ärmchen an Pauls Schulter fest, während er seine Mutter ansah. Von hier war nicht abzusehen, welchen Schaden eine Neunmillimeterkugel anrichten würde. Vielleicht zerriss sie Pauls Oberkörper und Tim gleich mit. Tim wäre sofort tot.
    «Bitte», flehte Terri, als würde Paul ihr eigenes Leben in den Händen halten. «Lass ihn gehen.»
    «Sag mir, was du der Polizei erzählt hast», sagte Paul.
    «Nichts. Ich habe ihnen gar nichts erzählt.»
    Paul glaubte ihr kein Wort. «Hat Abby die Policen bei dir gelassen, Terri? Ist es so?»
    «Ja», antwortete Terri mit zitternder Stimme. «Ich gebe sie dir. Aber du musst Tim gehen lassen.»
    «Hol die Policen, dann reden wir weiter.»
    «Bitte, Paul. Lass ihn gehen.»
    «Hol die Policen.»
    Terri war keine gute Lügnerin. «Sie sind in der Werkstatt», sagte sie, doch Paul durchschaute sie.
    Trotzdem erwiderte er: «Dann geh sie holen. Ich passe so lange auf Tim auf.»
    Terri schien zu zögern, denn plötzlich brüllte Paul: «Sofort!», so laut, dass Terri aufschrie. Dann sprach er mit leiser Stimme weiter, was aus irgendeinem Grund noch bedrohlicher war. «Du hast dreißig Sekunden, Terri.»
    «Ich kann nicht …»
    «Neunundzwanzig … achtundzwanzig …»
    Die Haustür knallte, und Terri war fort. Lena rührte sich nicht, doch ihr Herz raste.
    Unten redete Paul mit Tim, doch er sprach absichtlich so laut, dass er oben klar zu verstehen war. «Glaubst du, dass deine Tante Rebecca oben ist, Tim?», fragte er spielerisch. «Sollen wir mal hochgehen und nachsehen, ob deine Tante Rebecca dort ist? Vielleicht versteckt sie sich ja, die kleine Ratte …»
    Tim brabbelte etwas, doch Lena konnte nicht verstehen, was.
    «Au ja, Tim», gurrte Paul. «Wir gehen hoch und reden mit ihr, und dann hauen wir sie ein bisschen. Findest du das lustig, Tim? Wir hauen sie, bis ihr die Knochen knacken. Wir machen, dass ihr hübsches kleines Gesicht so komisch aussieht, dass sie niemand mehr ansehen will.»
    Lena lauschte, wartete nur, dass er die Treppe hochkam, damit sie ihm den Kopf wegpusten konnte. Doch er kam nicht. Offensichtlich gehörte es für ihn zum Spiel, seine Opfer auf die Folter zu spannen. Obwohl Lena ihn durchschaute, wurde sie das Grauen nicht los, das seine Stimme auslöste. Der Wunsch, ihm wehzutun, ihm für immer das Maul zu stopfen, wurde immer stärker. Niemand sollte diese Stimme je wieder hören müssen.
    Die Tür ging auf und schlug wieder zu. Terri war außer Atem, ihre Stimme überschlug sich. «Ich habe sie nicht gefunden», keuchte sie. «Ich habe sie gesucht, aber …»
    Scheiße, dachte Lena. Dales Revolver.
    Paul sagte: «Warum bloß überrascht mich das nicht?»
    «Was hast du vor?» Terris Stimme zitterte, doch außer der Angst war da noch etwas, ein geheimes Wissen, dass ihr Kraftverlieh. Sie musste den Revolver haben. Wahrscheinlich glaubte sie, sie könnte Paul aufhalten.
    Tim brabbelte etwas, und Paul lachte. «Wirklich», sagte er, dann erklärte er Terri: «Tim denkt, dass seine Tante Rebecca oben ist.»
    Lena hörte ein Geräusch, ein Klicken. Sie wusste sofort, was das war – der Hahn eines Revolvers, der gespannt wurde.
    Paul klang überrascht, aber seine Stimme verriet keine Angst. «Wo hast du die her?»
    «Sie gehört Dale», antwortete Terri, und Lenas Bauch krampfte sich zusammen. «Ich weiß, wie man damit umgeht.»
    Paul lachte, als zielte sie mit einer Spielzeugpistole auf ihn. Lena spähte nach unten und sah, wie er auf Terri zuging. Lena hatte ihre Chance verpasst. Jetzt hatte er das Kind. Vorhin auf der Treppe hätte sie ihn stellen können. Sie hätte ihn aufhalten können. Warum zum Teufel hatte sie bloß auf Jeffrey gehört? Sie hätte sich einfach oben an die Treppe stellen und dem Dreckskerl das ganze Magazin in die Brust jagen sollen.
    Paul sagte: «Zu

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