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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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es. Lena musste nicht hinsehen, um zu wissen, was unten vor sich ging. Sie kannte das widerliche Geräusch, wusste, dass er ihr mit der flachen Hand ins Gesicht schlug, und sie wusste auch, wie es sich anfühlte.
    Ein Geräusch kam aus dem Kinderzimmer. Tim oder Rebecca hatten sich im Wandschrank bewegt, eine Diele knarrte. Lenaschloss die Augen, starr vor Angst. Jeffrey hatte ihr befohlen zu warten, Rebecca zu beschützen. Aber was sie tun sollte, wenn Paul sie entdecken würde, hatte er nicht gesagt.
    Lena öffnete die Augen wieder. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Vorsichtig zog sie die Waffe aus dem Holster und zielte auf den oberen Treppenabsatz. Paul war ein großer Mann. Sie hatte nur das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, aber das würde sie sich nicht nehmen lassen. Beinahe schmeckte sie schon den Triumph, den sie spüren würde, wenn Paul um die Ecke kam und statt in die Augen eines verängstigten Kindes in die Mündung einer Glock starrte.
    «Es ist Tim», beharrte Terri unten.
    Paul sagte nichts, doch Lena hörte Schritte auf den Holzstufen. Langsame, vorsichtige Schritte.
    «Es ist Tim», wiederholte Terri. Die Schritte hielten inne. «Er ist krank.»
    «Deine ganze Familie ist krank», höhnte Paul und nahm die nächste Stufe. Seine Gucci-Schuhe waren wahrscheinlich teurer als die nächste Rate für das Haus. «Und du bist schuld, Terri. Die ganzen Drogen, das ganze Rumgehure. Die Blowjobs und die Arschfickerei. Ich wette, die ganze Wichse hat dich von innen verfaulen lassen.»
    «Hör auf.»
    Lena hielt die Pistole fest in beiden Händen und zielte auf den Treppenabsatz. Hoffentlich würde er bald auftauchen, damit sie ihm das verdammte Maul stopfen konnte.
    «Eines schönen Tages», sagte er und nahm die nächste Stufe, «eines schönen Tages muss ich Dale die Wahrheit über dich sagen.»
    «Paul …»
    «Glaubst du, er freut sich, wenn er erfährt, wo er seinen Schwanz reinhält?», fragte Paul. «In die ganze Wichse, die in dir brodelt?»
    «Ich war sechzehn!», schluchzte sie. «Was hätte ich tun sollen? Ich hatte keine Wahl.»
    «Und jetzt sind deine Kinder krank.» Offensichtlich weidete er sich an ihrem Leid. «Krank von deinen Sünden. Krank von dem ganzen Dreck, den du in dir hast.» Als Lena ihn hörte, zog sich ihr Magen vor Hass zusammen. Am liebsten hätte sie ein Geräusch gemacht, damit er schneller nach oben kam. Die Waffe in ihrer Hand war heiß. Sobald er in ihr Blickfeld kam, war Schluss.
    Paul ging weiter nach oben. «Du bist eine billige Hure, sonst nichts.»
    Terri antwortete nicht.
    «Bist du immer noch so verlogen?», fragte er. Nur noch wenige Stufen, und er war da. Seine Worte klangen so verächtlich, so vertraut. Es könnte Ethan sein, der mit Lena redete. Ethan, der die Treppe heraufkam, um sie windelweich zu prügeln.
    «Denkst du, ich wüsste nicht, wofür du das Geld gebraucht hast?», spottete Paul. Zwei Stufen unter dem Absatz blieb er stehen. Er war so nah, dass Lena sein Rasierwasser riechen konnte. «Dreihundertfünfzig Dollar», sagte er und klopfte auf das Geländer, als erzählte er einen Witz. «Eine Menge Geld, Terri. Wofür hast du es wohl gebraucht?»
    «Ich habe dir gesagt, dass du es zurückbekommst.»
    «Lass dir Zeit», sagte er, als wäre er ein alter Freund und nicht ihr Peiniger. «Sag mir nur, wofür du es gebraucht hast, Genie. Ich helfe, wo ich kann.»
    Lena knirschte mit den Zähnen und starrte den Schatten auf dem Absatz an. Terri hatte Paul um Geld gebeten, um die Abtreibung zu bezahlen. Wahrscheinlich hatte er sie im Staub kriechen lassen und noch einmal nachgetreten, bevor sie ging.
    «Wofür war das Geld?», fragte Paul. Jetzt, da er einen wunden Punkt witterte, stieg er wieder ein paar Stufen hinab. Lena hätte am liebsten gebrüllt, dass er wieder heraufkommen solle, dochdann hörte sie ihn auf den Fliesen landen. Anscheinend war er die letzten Stufen gesprungen. «Wofür war das Geld, du Nutte?» Als Terri nicht antwortete, schlug er wieder zu. Das Klatschen hallte in Lenas Ohren. «Raus damit, du Nutte.»
    Terris Stimme war schwach. «Ich musste die Krankenhausrechnungen bezahlen.»
    «Du hast dir das Baby auskratzen lassen.»
    Terri keuchte. Lena ließ die Waffe sinken und schloss die Augen. Sie wusste, wie sehr die andere in diesem Moment litt.
    «Abby hat es mir erzählt», sagte er. «Sie hat mir alles erzählt.»
    «Nein.»
    «Sie hat sich ernsthaft Sorgen um ihre Cousine gemacht, Terri», fuhr er fort. «Wollte nicht, dass du

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