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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Leinenjäckchen im militärischen Stil.
    »Und was machst du als Frauenbeauftragte in dieser Stadt?«, entschloss ich mich zu fragen. Sie schaute mich an mit dem Blick, den Frauen haben, die kurz davor sind, das Hohe Lied der Unterdrückung der Frau anzustimmen.
    Ich hatte sie aus dem Konzept gebracht mit meiner schlichten Frage, die lediglich auf die Erlangung von Informationen abzielte. Doch sie war gewillt zu antworten. »Zurzeit habe ich mich für ein Jahr beurlauben lassen«, klärte sie mich auf.
    »Ich verstehe … Erziehungsjahr!«
    »Oh nein«, sagte sie triumphierend und hob die Stimme. »Ich habe mich für ein Jahr beurlauben lassen, um zu mir selbst zu finden.«
    Rücksichtslos legte ich nach: »Und – hast du schon was gefunden?« Diese Frage ignorierte sie. Das spontane Geständnis über die Suche nach Sich-Selbst hatte ihr die Aufmerksamkeit der gesamten Frauenrunde beschert. Alle hingen an ihren Lippen.
    Sie setzte sich in Positur, entfernte eine nicht vorhandene Fluse vom Zitronenjäckchen und schwärmte in die Runde: »Ich habe in den letzten Monaten viel ausprobiert … Doch ich sage euch, Jazz-Dance, das ist das Größte! Es hat mich ein Stück weit befreit. Ich begreife seitdem meinen Körper irgendwie ganz anders, ich kann viel offener auf Menschen zugehen, mich auf sie einlassen, mental und so.«
    Ich hörte ergriffen zu. Wie konkret und doch weiblich sensibel sie über ihren Selbstzustand sprechen konnte! Wie leicht ihr die Worte von den Lippen perlten! Aber – genug ist genug! Ich wollte mich erheben, weil mein Glas leer war. Nur mit Chablis premier cru ließe sich der Abend noch weiter ertragen. Doch die Frauenbeauftragte hatte ihre Leidensgeschichte noch nicht beendet. Ich fiel in meinen Sessel zurück.
    »Fast wäre ich ja ganz aus Deutschland weggegangen«, fuhr sie fort und seufzte.
    »Das wäre aber schade gewesen, unsere Republik ohne eine Frau wie dich«, mischte ich mich ein. Die Tussi nervte, und sie merkte es noch nicht einmal. Frauen wie sie verstehen die Ironie anderer Frauen nie.
    »Und … wo hätte es denn hingehen sollen?«, recherchierte ich weiter.
    »Nach Papua-Neuguinea.« Sie machte eine Pause, um der Runde die Chance zu geben, dieses Geständnis zu verkraften. »Ich stand schon in Verhandlungen mit dem Deutschen Entwicklungsdienst. Ein Frauenförderprojekt in Papua-Neuguinea – das wäre eine Aufgabe gewesen!«
    Die Runde staunte. »Und … woran ist es gescheitert?«, wollte ich wissen.
    »Leider war der Deutsche Entwicklungsdienst nicht so flexibel, wie wir es uns gewünscht hätten. Mein Mann wäre natürlich mit nach Papua-Neuguinea gegangen, hätte dann seinen Beruf – er ist klinischer Psychologe – aufgeben müssen und wäre Hausmann ohne Einkommen geworden. Er hat aber Unterhaltsverpflichtungen seinen Kindern aus erster Ehe gegenüber. Der Entwicklungsdienst wollte diesen Unterhalt aber nicht übernehmen.«
    Ein Raunen ging durch die Frauenrunde. »Unglaublich«, sagte eine, »diese Bürokraten sind wirklich unerträglich.« Der beurlaubten Frauenbeauftragten schlug eine Welle des Mitleids entgegen. Bürokratische Sabotage hatte ein wichtiges Frauenprojekt in Papua-Neuguinea zunichte gemacht!
    »Aber«, meinte sie dann doch heldenhaft, »wer weiß, welche Krankheiten ich mir da unten eingefangen hätte … doch ich sage euch, Jazz-Tanz, das ist wirklich das Größte …«
    Laura hatte während des Vorfalls hinter mir gestanden, zugehört und geschmunzelt. »Bist du immer so drauf?«, fragte sie mich, als ich mir ein Glas Wein eingoss und nach drei schwarzen Oliven grapschte.
    »Nur bei solchen Horror-Veranstaltungen«, brummte ich.
    »Warum bist du dann gekommen?«, lächelte sie mich an.
    »Um die Protagonistinnen der Bierstädter Frauenbewegung gebührend zu würdigen. Ich schreibe ab und zu auch mal gerne eine Glosse.«
    Wir lachten. Sie war blond und lebenslustig, ihre Gesichtsfarbe war rosig, sie war kleiner als ich, und ihre Figur war rund. Sie haderte – im Gegensatz zu mir – nicht mit ihren Über-Pfunden, fand Schlankheitsdiäten lächerlich und ungesund. Wir verbrachten den Rest des Abends gemeinsam und amüsierten uns köstlich.

Die Beute des Polizeireporters
    Laute Stimmen rissen mich aus meinen Gedanken. Polizeireporter Hans Meister war von der Jagd zurück.
    »Euer Meister ist wieder da«, dröhnte er in den Raum. Er war offensichtlich erfolgreich gewesen, denn er strahlte über seine fetten Backen. Und geriet gleich ins Schwärmen: »Eine

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