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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Schleife baumelte – wohl um den Eindruck der Unschuld noch zu verstärken. Um das Handgelenk trug das arme Ding eines dieser falschen Perlenarmbänder, die als Beigabe aus Kaugummiautomaten herausfielen.
    Das Foto war mit einer Bildunterzeile versehen:
    Ich heiße Marina, bin 12 Jahre jung und lasse mich in allen Lagen fotografieren, evtl. auch mehr. Bitte nur gepflegte Herren melden.
    Auf den nächsten Seiten kam es noch schlimmer: Eine vielleicht Dreijährige, die von dem Fotografen auf eine Couch gestellt worden war. Kurze blonde Babyhaare, ein weißer Pulli, einen Schnuller im Mund, weiße Söckchen mit Rüschen an den Füßchen. Mit der rechten Hand hob das Kind das Röckchen, die linke Hand lag zwischen den Schenkeln. Das Foto kündigte eine ganze Serie von Aufnahmen an, die für 500 DM zu haben waren. Mein Gott, wer geilte sich an so was auf?
    Die Text-Anzeigenseite war mit Lolita-Börse übertitelt. Ich las: Mutter mit 10-jähriger Tochter sucht sexuelle Kontakte zu nettem großzügigen Herrn, der gern fotografiert.
    Oder: Welche hübsche Lolita möchte einem freundlichen Mann, 35, ledig, ein- oder zweimal die Woche einen mit der Hand wichsen. Ich biete sehr hohes Taschengeld, etwa 300 Mark wöchentlich oder mehr.
    In dem Stil ging es weiter. Auch auf der zweiten Seite. Doch hier war eine der Anzeigen mit einem Text-Marker herausgehoben worden. Als ich zu Ende gelesen hatte, wusste ich warum:
    Hallo, Lolita-Mütter: Erfahrener, gut aussehender Unternehmer, vermögend, elegante gepflegte Erscheinung, Anfang 50, weiht Ihre kleine Tochter in alle sexuellen Spielarten ein. Bis 12 Jahre. Zahle hohes Honorar. 1000 Mark für Defloration, gerne im Beisein der Eltern. Da beruflich angespannt, bitte nur Meldungen aus Bierstadt und Umgebung.
    Angebote unter: Onkel Herbert.
    War das die Spur, auf die mich der anonyme Zusender führen wollte? Vermutlich, aber was hatte ich, was hatte unser Blatt mit diesem Thema zu tun? Nur weil so ein Schwein aus Bierstadt kam?
    Warum kümmerte sich die Polizei nicht darum? Die las solche Blätter bestimmt auch. Kinderpornografie war nun wirklich nicht mein Thema. Ich war in dieser Stadt für Kommunalpolitik zuständig, da passierten zwar auch manchmal Sauereien, aber die hatten eine andere »Qualität«.
    Ich schob das Magazin in die Schublade. Auch wenn mir jemand einen Tipp geben wollte für eine heiße Geschichte, dieser Pornosumpf war nichts für mich. Zu dreckig. Zu mühsam. Und zu traurig.
    Ich wusste, wovon ich sprach. Denn Laura hatte mit solchen Mädchen gearbeitet und mir davon erzählt. Oft spielten die Eltern der armen Opfer eine Rolle bei der sexuellen Vermarktung ihrer Kinder, häufig »lernten« die leiblichen Väter ihre Töchter an, machten sie fit fürs Geschäft. Die Kinder waren kaputt fürs ganze Leben. Und die Täter kamen mit geringen Gefängnisstrafen davon.
    Da wäre ein chirurgisch sauberer Schnitt, meinetwegen in Narkose, die optimale Lösung, und das Elend hätte ein Ende. Für beide Seiten!

Ein Frauenprojekt in Papua-Neuguinea
    Ach, Laura! Erinnerst du dich, wie wir uns kennengelernt haben? Das war auf einer dieser Frauenfeten, die ich aus alter Verbundenheit ab und zu noch besuchte, um den Kontakt zu den Mädels von früher nicht ganz zu verlieren. Es war vor etwa drei Jahren, ich hatte eigentlich gar nicht erscheinen wollen auf dieser feministischen Ohne-Männer-Veranstaltung.
    Das Häuschen lag im Grünen. Viele Frauen und ein paar Kinder waren da. Leise Musik im Hintergrund. Die heißen Themen der Gespräche unter Frauen waren mir bekannt: Wann läuft denn deine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aus? Wie schaffst du deine Arbeit als bewusst alleinerziehende Mutter? Findest du nicht auch, dass mit der Unterdrückung lesbischer Autorinnen am Bierstädter Theater endlich Schluss sein muss?
    Eine der Frauen gab sich irgendwann an diesem Abend als Frauenbeauftragte einer nahegelegenen Mittelstadt zu erkennen. Diese Stadt lag etwa 40 Kilometer von Bierstadt entfernt und war eine Mischung aus Industriebrache und westfälischem Brauchtum. Hier wurde alljährlich ein großer Pferdemarkt abgehalten, auf dem die Schlachtfleisch-Preise für die gesamte Republik ermittelt wurden.
    Sie war eine zarte Person, durchsichtig und filigran, die unaufhörlich mit ihren metallenen Armreifen klingelte, und sich die durch besondere Friseurkunst ins Gesicht fallenden Haare aus der Stirn strich. Sie trug flache Ballerinas, eine schwarze Samthose und ein zitronenfarbenes

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