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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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lebenslustig und vielleicht ein bisschen oberflächlich.
    In Griechenland kam ich nicht so einfach davon. Ich musste mich mit dem Land auseinandersetzen, das die schwere Bürde tausendjähriger Ereignisse mit sich trug. Hier lag wirklich der Nabel der abendländischen Welt.
    Die Wirtin schenkte Wein nach. Wir saßen im Freien unter einer riesigen Platane. In ihre Rinde waren Herzen und Namen geritzt, manche Buchstaben waren vom Wundsaft des Baumes fast unsichtbar gemacht worden.
    Spatzen versuchten, ein paar Essensreste zu erhaschen. Ich zerbröselte eine Brotscheibe und warf die Brocken zwischen die Vögel. Heftig schimpfend stoben sie davon, um gleich wieder umzukehren und das Brot zu schnappen. Die gerade flügge gewordenen Jungspatzen blieben in sicherer Entfernung sitzen und beobachteten ihre Eltern, die sich lautstark um die Krümel stritten.
    Die Fütterung hatte Almuth Traunichs Aufmerksamkeit erregt. Sie setzte sich neben mich und tat es mir nach. Die Vögel schienen zu wissen, dass die neue Brotwerferin ihnen ausgesprochen zugetan war, denn sie kamen bis auf einen halben Meter an sie heran.
    »Haben Sie in unserem Hotel den Dompfaffen gesehen, der neben dem rosa Rosenbusch hängt?«, fragte sie.
    »Ist mir nicht aufgefallen. Wollen Sie ihn wieder kaufen und fliegen lassen?« Ich sah dunkle Wolken in Gestalt ihres Ehemannes auf sie zukommen.
    »Nein. Ich lasse ihn einfach so fliegen. Es ist ganz einfach. Ich öffne die Käfigtür.«
    »Da werden Sie aber Ärger mit dem Hotelier kriegen!«
    »Niemand hat das Recht, freie Kreaturen zu fangen und sie einzusperren!« Sie klang entschlossen.
    »Das stimmt. Ich kann ja Schmiere stehen«, bot ich an.
    »Morgen in der Frühe«, flüsterte sie verstohlen, »wenn die Sonne aufgegangen ist.«
    »Okay! Ich habe Zimmer 6. Klopfen Sie dreimal schnell hintereinander. Ich habe einen leichten Schlaf.«
    Das Brot war alle, die Spatzen satt, die Rechnungen beglichen.
    »Du machst mich zum Gespött der Leute«, nörgelte Alfred Traunich. Er war nicht so laut wie üblich, weil ich noch neben seiner Frau stand. »Diese weinerliche Tierliebe! Du bist eine komische Alte geworden, liebe Almuth.«
    Sie ließ sich diesmal nicht beeindrucken. »Du kannst dir ja eine andere Frau suchen, die deine ewigen Launen erträgt, lieber Alfred!«, sagte sie ruhig. Ich traute meinen Ohren nicht.
    Er offenbar auch nicht, denn er öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Ich lachte auf und klopfte Almuth anerkennend auf die Schulter. Traunich ließ uns stehen.
    »Endlich haben Sie sich gewehrt!«, jubelte ich. »Das war Musik in meinen Ohren.« Sie lächelte in sich hinein.
    Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Kondis beschrieb uns den Weg zu einem verlassenen Kloster, hinter dem ein Pfad entlang der Vikos-Schlucht führte. Er empfahl, festes Schuhwerk zu tragen, da die Steine stellenweise glatt, der Pfad schmal und die Schlucht tief sei.
    Brav schlenderten alle in Richtung Kloster. Ich hatte keine Lust auf Herdentrieb und blieb zurück. Martha Maus und Kondis ebenfalls. Die Gute litt wieder unter ihren geschwollenen Beinen.
    »Ich bin nur eine Last für euch alle«, meinte sie betrübt.
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken, liebe Frau Maus«, sagte Kondis galant. »Sie nehmen jetzt meinen Arm, und wir zwei Hübschen gehen ins Hotel zurück. Sie legen sich auf einen Liegestuhl in den Rosengarten und ruhen sich ein wenig aus. Ich selbst werde in meinem Zimmer eine kleine Siesta halten. Und was machen Sie, Maria? Sollten Sie sich nicht auch entspannen?«
    Keine Siesta mit dir im selben Zimmer, dachte ich. »Ein kleiner Verdauungsspaziergang täte mir jetzt doch gut«, behauptete ich. »Ich werde den Pfad entlang der Schlucht nehmen.«
    »Aber immer schön an der Wand lang«, empfahl er. »Die Polizei hat bereits einige Touristen aus der Schlucht geholt – und die sahen nicht mehr gut aus.«
    Er hielt Martha Maus den Arm hin. Sie henkelte sich ein, und beide machten sich an den Aufstieg zum Hotel. Kondis drehte sich noch einmal nach mir um. Ich winkte ihm mit meinem Hut zu.

Eine traurige Madonna und eine frischgebackene Witwe
    Die Madonna hatte ein langes schmales Gesicht mit halb geschlossenen Augen. Sie trug eine goldene, mit Edelsteinen gespickte Krone und ein hochgeschlossenes Gewand. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte jene steife Entrücktheit von der Welt, die auch in den frühen mittelalterlichen Altarbildern zu entdecken ist. Der Hintergrund, vor dem sich ihr Antlitz befand, war

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