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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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– allein schon aus Gründen der Selbsterhaltung. Ihr Geständnis würde als Verwirrung gewertet – entstanden im Schmerz über Ihren Dahingeschiedenen. Wollen Sie ein Gläschen Wein?«
    Sie nickte. In ihrem Gesicht war ein erleichterter Zug. »Ich habe gestern meinen Schwager angerufen. Alfred ist unter der Erde. Und ich habe so viel Geld geerbt, dass ich ohne Sorgen leben kann. Ich bin jetzt wohlhabend! Früher musste ich Alfred um jeden Pfennig anbetteln. Damit ist jetzt Schluss!«
    »Darauf heben wir einen!«, schlug ich vor.

Ein voller Mond und Angst vor den Rachegöttinnen
    Als wir den Kaffee – Abschluss jeden Mahls – getrunken hatten, war es bereits halb fünf. Aris hatte den Bus vor das Hotel in den Schatten gestellt. Der Weg vom Restaurant bis zu unserer Unterkunft war nicht weit. Die Auslagen der Souvenirläden überboten sich gegenseitig an seichtem Kitsch. Die mykenische Doppelaxt gab's in verschiedensten Ausführungen, moderne Keramiker hatten Agamemnons Tod durch seine Gattin und deren Liebhaber in grellen Farben nachempfunden.
    Ich dachte an Almuth Traunich, die ihren Mann ja auch entsorgt hatte. Ihre Gründe waren nicht weniger nachvollziehbar als die der mykenischen Königin.
    Der restliche Teil des Nachmittages konnte frei gestaltet werden – so kündigte Daphne Laurenz nach dem Essen an. Ich würde es mir auf meinem Balkon gemütlich machen, mit niemandem reden und an nichts denken.
    Doch ich hatte die Rechnung ohne Waldemar Agamemnon Unbill gemacht. Ich hatte ihn dicht auf den Fersen, als ich das Hotelfoyer betrat.
    »Frau Grappa!«, rief er. »Bitte! Hören Sie mich einen Moment an!«
    War es besorgte Neugier oder war es nackte Angst, die ihm ins Gesicht geschrieben stand? Sein weißes Haar war schweißnass, der Blick unruhig, die Gesten fahrig. Die nach oben gebürsteten Augenbrauen, die sonst so stolz und diabolisch schienen, wirkten nur noch lächerlich.
    »Was kann ich für Sie tun, Herr Dr. Unbill?«, fragte ich betont kühl.
    »Ich muss mit Ihnen über Ajax reden. Seit dem Gespräch mit Ihnen oben auf der Burg ist er völlig deprimiert. Was wollten Sie von ihm wissen?«
    »Nichts«, log ich, »könnte er denn was Interessantes erzählen?«
    »Mein Sohn ist krank. Ich mache mir große Sorgen um ihn. Also – worüber haben Sie geredet?« Er hatte meinen Oberarm gepackt und schüttelte ihn. Sein Griff war fest, die blauen Flecken nur eine Frage der Zeit.
    »Lassen Sie mich los!«, schnauzte ich ihn an. Doch er packte nur noch fester zu. Ich trat ihn mit der Außenseite meines Fußes gegen das Schienbein. Nun hatte er andere Dinge zu tun, als mir den Arm zu Brei zu quetschen. Der massige Mann war nur noch ein Häufchen Elend, seine selbstgefällig-brutale Art verschwunden. Sah so ein Mörder aus? Vielleicht hatte sich Ajax alles nur eingebildet. Dass er einen leichten Schatten hatte, war nicht schwer zu erkennen. In mir wuchs eine wunderbare Idee, die nach Ausführung schrie.
    »Lassen Sie uns im Garten des Hotels einen kleinen Spaziergang machen«, schlug ich vor. »Bewegung ist jetzt gut für Ihr Schienbein. Tut mir leid, dass ich Sie treten musste, doch ich kann es nicht ausstehen, wenn mich jemand anfasst.«
    Unbill gehorchte und trottete hinter mir her. Der kleine Garten war verwildert und durstete vor sich hin. Die meisten Blumen waren vertrocknet, das ungeschnittene Gras bereits gelblich. Die Eisenstühle im englischen Wintergartenstil hatten schon bessere Tage gesehen. Hinter dem Garten erstreckte sich ein Olivenhain.
    Ich ließ mich auf einen der Stühle fallen und setzte mich so, dass ich das Hotel noch im Blick hatte.
    »Hier sind wir ungestört«, begann ich. »Ihr Sohn behauptet, dass Sie seine Mutter – also Ihre erste Frau – ermordet und Ihre zweite Frau, Athina, in den Selbstmord getrieben haben, weil sie Verdacht geschöpft hatte.«
    Mein Ton war so beiläufig, als würde ich übers Wetter reden. Unbill sagte eine ganze Weile nichts. Seine Augen suchten den Himmel ab, doch da war nichts zu finden. Er war knackeblau und ohne jedes Wölkchen. Noch nicht mal die Schwalben schossen durchs Blaue.
    »Armer Ajax!«, sagte Unbill plötzlich. »Ich muss ihn wieder in die Klinik bringen lassen.« Er bemühte sich um einen besorgten, väterlichen Ton, doch die Zunge lag wie ein dicker Schwamm in seiner Mundhöhle.
    »Vielleicht hat der Junge recht!«, trompetete ich fröhlich. »Kondis hat außerdem ein Verhältnis mit Athina abgestritten. Sie entdeckte die Kunstdiebstähle

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