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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Name: zyklopische oder kyklopische Mauern. Inzwischen haben die Forscher aber festgestellt, dass die Steine mit Hilfe von Walzen gezogen und mit schiefen Ebenen aufeinandergesetzt wurden. Wenn Sie gleich durch das Tor gehen, können Sie die Aushöhlungen für die Türpfosten erkennen.«
    Die anderen liefen durch. Ich blickte nach oben. Die beiden in Stein gehauenen Löwen standen sich auf den Hinterbeinen gegenüber. Ihre Vorderfuße ruhten auf einem Opferaltar. Leider hatten die Katzen keine Köpfe. Zwischen ihnen erhob sich eine Säule, die ein noch gerade zu erkennendes Gewölbe trug. Die Körperhaltung der Tiere war elegant und genau ins Dreieck eingepasst.
    Wie viel Augen haben hier schon ihre Blicke verweilen lassen, dachte ich. Kassandra, die verschleppte trojanische Königstochter, die von Agamemnons Frau Klytämnestra mit dem Beil erschlagen wurde. Hatte sie um das Leben ihrer beiden Kinder gefleht? Oder sich in ihr Schicksal ergeben? Die wahren Gefühle der Menschen aus Fleisch und Blut waren im Nebel der Geschichte für immer verschwunden. Geblieben war nur eine Interpretation, die durch die Jahrtausende hindurch eine mythische Erhöhung erfuhr, der wir staunend applaudierten.
    Ich schritt durch das Tor und sah die Gruppe halb rechts von mir. Hier lag das berühmte Gräberrund A, in dem Schliemann 19 reich ausgestattete königliche Ruhestätten gefunden hatte.
    Kondis war schon mittendrin in seinen Erklärungen. Ich sprintete mit startbereitem Mikrofon zu ihm hin.
    »Es handelte sich um acht Männer, neun Frauen und zwei Kinder. Insgesamt fand der Archäologe Schliemann fünfzehn Kilo Gold bei den Grabbeigaben. Unter ihnen die berühmte Goldmaske, die dem Agamemnon zugeschrieben wird. Doch die Gräber sind um einige Jahrhunderte älter. Die beiden Kinder, es waren Säuglinge, waren über und über mit Gold bedeckt. Auch hier glaubte man, dass es die Zwillinge der trojanischen Prinzessin Kassandra gewesen seien. Doch dies ist eher unwahrscheinlich. Leider haben Schliemann und seine Kollegen bei ihren Ausgrabungen viel zerstört, was für die Wissenschaftler von großem Wert gewesen wäre, doch die Archäologen von früher …«
    »Wenn es die deutschen Archäologen nicht gegeben hätte«, brüllte Waldemar Agamemnon Unbill außer sich vor Zorn, »dann lägen die meisten Kunstschätze Griechenlands noch in der Erde! Mein Großvater hat das Gräberrund geöffnet, er hielt als erster Mensch nach 3500 Jahren die berühmte Goldmaske in den Händen. Und Sie reden von Zerstörungen, Sie arroganter Grieche! Meine Vorfahren haben Mykene ausgegraben!«
    »Und meine Vorfahren haben es gebaut, Sie verdammter Besserwisser und Rufmörder!«, brüllte Kondis zurück. Er stürzte auf Unbill zu. Alle starrten wie gebannt auf die Szene.
    Kondis sieht rot, dachte ich. Bevor er Unbill erreichen konnte, sprang ich dazwischen.
    »Weiter so, Jungs!«, rief ich. »Ich brauche noch ein paar scharfe O-Töne für meinen Bericht. Wer fängt an?«
    Durch das Mikro, das ich vor Kondis' Nase hielt, blieb dieser auf Distanz. Er guckte irritiert darauf und machte ein Gesicht, als wolle er hineinbeißen.
    »Mach dich nicht unglücklich«, sagte ich leise. »Eine Schlägerei auf solch geschichtsträchtigem Boden! Musst du denn auf jede Provokation hereinfallen?«
    Kondis schlug meine Hand beiseite und drehte sich um. Er sprach ein paar Worte mit Daphne. Mit gequältem und beschämtem Gesicht verließ er die Gruppe. Daphne übernahm die Führung, und der Aufstieg zum Königspalast begann.
    »Das haben Sie gut gemacht«, raunte mir Pater Benedikt zu. »Herr Kondis hat sich leider nicht besonders gut in der Gewalt.«
    »Dieser Unbill ist aber auch ein ausgewachsenes Ekel«, verteidigte ich Kondis. »Der hätte mehr als nur eine Tracht Prügel verdient.«
    Der Pater lachte. »Ich werde ihn jetzt von seinem Sohn weglocken«, kündigte er an. »Wie viel Zeit brauchen Sie?«
    »Zehn Minuten bestimmt. Ajax' Antworten sind leider ziemlich zeitraubend.«
    Behände wie ein Wiesel lief der Pater den holprigen Weg hinauf. Ich packte meinen Rekorder in die Ledertasche und hastete hinterher. Unterwegs sah ich Martha Maus. Sie hatte sich prustend auf eine Mauer gesetzt. »Was ist mit Ihnen?«
    »Mein Asthma. Ich krieg schlecht Luft. Kümmern Sie sich nicht um mich, ich komme da schon rauf. Nur nicht so schnell!«
    Ich drückte ihren Arm und nahm zwei Stufen auf einmal. Mein Herz bubberte. Mit meiner Fitness war es auch nicht weit her.
    Auf der Höhe lag der

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