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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Königspalast. Daphne Laurenz war mitten in ihren Erklärungen. Pater Benedikt hatte sich bereits neben Unbill senior postiert. Ajax stand neben seinem Vater und himmelte die blonde Frau mit Blicken an, die eher einem liebeskranken Dackel als denen eines entschlossenen Liebhabers ähnelten.
    Als Daphne mit den Erläuterungen fertig war, verwickelte der Pater Unbill in ein Gespräch. Er ging mit ihm an den Rand eines Abgrundes und deutete auf die Ruinen.
    Ajax blieb etwas zurück. Ich pirschte mich heran. »Sie ist hübsch, nicht wahr?«, quatschte ich los.
    »W… w… wen meinen Sie?« Er verfärbte sich, als habe er einen Eimer mit roter Farbe übergekippt bekommen.
    »Daphne natürlich. Sie sind in sie verschossen, oder?«
    Er zog mich beiseite und wollte etwas sagen. Doch das klappte mal wieder nicht. Ich ging einen schmalen Pfad entlang, der in eines der Palastzimmer führte. Die Mauern waren noch so hoch, dass uns die anderen nicht sehen konnten.
    »Schrecklich, dieser Streit zwischen Ihrem Vater und Kondis. Ich habe neulich mit Ihrem Vater darüber gesprochen. Er behauptete, gute Gründe dafür zu haben, Kondis zu hassen. Hat er die wirklich?«
    »Sie mei… meinen Athina Melas?«
    »Ja, genau die. Ihre Stiefmutter. Haben Sie sich gut mit ihr verstanden?«
    Ajax' Miene veränderte sich. Die Erinnerung an die tote Frau schien ihm viel zu bedeuten. Ein inniges Leuchten lag in seinem Blick. Mich fröstelte. Ich war Zeugin einer ganz besonderen Gefühlslage.
    »Sie war wie meine Schwester«, erklärte er ohne jeden Stotterer, »meine einzige schöne Schwester. Meine geliebte Schwester. Wir waren Apollon und Artemis, Orest und Elektra, Antigone und Polyneikes. Nichts konnte uns trennen, weil wir eins waren.«
    »Und doch hat sie ihren Bruder verlassen«, wandte ich ein.
    »Nicht aus freien Stücken«, sagte Ajax leise. Ich sah Tränen in seinen Augen. »Sie hatte keine Wahl.«
    »Hat Kondis etwas mit ihrem Tod zu tun?« Bangend wartete ich auf die Antwort.
    »Nein. Es war Vater. Er hat sie verstoßen.« Sein Kopf senkte sich, und er begann ein Lied zu summen.
    »Ajax! Hatte Athina ein Liebesverhältnis mit Kondis? Reden Sie doch!«, beschwor ich ihn. Er antwortete nicht.
    »Warum hat Ihr Vater sie verstoßen?«
    »Athina hat es herausbekommen. Er hat Mutter umgebracht.«
    »Was? Ihre Mutter? Seine erste Frau?«
    Ajax schaute mich an. Ein Schleier fiel über seine Augen. Jetzt würde er nichts mehr sagen.
    »Ach, hier seid ihr!« Unbill stand zwischen den Mauern. Blitzschnell erkannte er, in welchem Zustand sich sein Sohn befand.
    »Was spielt sich hier ab?«, schrie er mich an. »Ajax ist psychisch krank, das sieht doch jeder Laie. Worüber haben Sie beide geredet?«
    »Schreien Sie mich nicht so an, Sie Rüpel!«, brüllte ich zurück. »Ihrem Sohn war übel, und er wollte sich hinsetzen. Geht es denn wieder?« Ajax machte nicht den Eindruck, als würde er mich hören.
    Unbill riss seinen Sohn von der Mauerkante hoch, auf der er saß, und führte ihn ins Freie. Nachdenklich folgte ich den beiden. Unbill redete drohend auf Ajax ein, der leichte Wind wehte Wortfetzen zu mir herüber.
    Ich erstieg den obersten Punkt der Burg. Sie war strategisch genial gebaut. Im nördlichen Rücken hatte der Palast eine uneinnehmbare Bergkette und eine tiefe Schlucht als natürlichen Schutz, der Süden war über viele Kilometer einsehbar und durch die Zyklopenmauern vor Feinden geschützt.
    Ich setzte mich auf eine niedrige Mauer. Der Himmel war ohne jedes Wölkchen, in großer Höhe schrien Dohlen um die Wette. Ich hatte Mühe, richtig zu verdauen, was Ajax mir erzählt hatte.
    Unbill hatte seine erste Frau umgebracht, Athina Melas hatte es herausbekommen, da hat er sie in den Selbstmord getrieben. Nach Unbills und Kondis' Versionen der Geschichte gab es nun eine dritte, die besonders spannend war und der Wahrheit vielleicht am nächsten lag.
    Pater Benedikt kam den Pfad entlang. Ich winkte ihm zu.
    »Hat die Zeit ausgereicht?«, fragte er. Sein Haar war zerzaust und seine Brille beschlagen.
    »Allerdings. Ich weiß nur nicht, ob ich das Ergebnis dieses Gespräches verdauen kann.«
    »Wollen Sie darüber sprechen?«
    »Lieber nicht, Pater. Vielleicht später.«
    Gemütlich schlenderten wir den Weg in Richtung Ausgang. Andere Touristenströme entdeckten fröhlich plappernd und ständig fotografierend die Ruine. Es waren Sprachen aus vielen Ländern, die aus den Mündern unterschiedlicher Gesichter kamen.
    Die Türen des Busses waren

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