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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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und hat sie gemeldet. Kondis wollte selbst ermitteln, doch Sie, Herr Unbill, kamen ihm mit Ihrer Anzeige zuvor. Interessiert es Sie, wie ich die Sache sehe?«
    Er antwortete nicht, doch ich hätte sowieso weitergeredet, weil mir die Sache immer besser gefiel. Leider war der Dialog zurzeit noch etwas einseitig, doch das würde sich bestimmt bald ändern.
    »Ich habe mich seit Beginn der Reise gefragt«, fuhr ich fort, »warum Sie Dr. Kondis mit solch abgrundtiefem Hass verfolgen. Es war absolut nicht logisch. Zunächst dachte ich an Eifersucht. Kondis ist ein Experte in Archäologie, doch mehr als Sie weiß er vermutlich auch nicht. Warum also dieser Hass? War es das Verhältnis zwischen Kondis und Ihrer zweiten Frau, an das Sie geglaubt haben? Könnte sein. Diese Erklärung gefiel mir auch zunächst, doch nur so lange, bis Kondis mich davon überzeugte, dass er und Athina nur Kollegen waren. Es ging Ihnen niemals nur um Kondis, sondern um ganz jemand anders! Und ich hätte die Wahrheit schon in Dodona erkennen müssen.«
    Unbill lachte hysterisch auf. »Ihre Geschichte zeugt von viel Fantasie, krankhafter Fantasie. Die Sonne hat Ihnen nicht gut getan, Verehrteste!«
    »Lieber ein heißes Hirn als eine kranke Seele. Sie haben die Kunstdiebstähle begangen. Gerlinde von Vischering hat davon gewusst und Sie erpresst. Ich habe ein Gespräch zwischen Ihnen beiden in Dodona belauscht. Athina hat die Diebstähle entdeckt und Sie Ihnen – noch nichts ahnend – gemeldet. Kondis' Zögern, die Polizei zu informieren, gab Ihnen die Chance, alle Beweise zu vernichten. Diese Reise haben Sie gemacht, um Gerlinde von Vischering unauffällig aus dem Weg zu räumen, was Ihnen ja auch fast gelungen wäre!«
    »Sie müssen verrückt sein«, stieß Unbill hervor. »Glauben Sie, ich verkleide mich als Hades und spiele den Gott der Unterwelt?«
    »Kennen Sie die Pflanze Eisenhut? Natürlich kennen Sie sie. Die Griechen haben die Spitzen ihrer Pfeile mit dem Saft der Pflanze bestrichen. Im Garten des Hotels in Dodona gab es viele von ihnen. Hohe, blau blühende Gewächse, die im Erscheinungsbild ein wenig an Rittersporn erinnern. Ich bin sicher, dass Sie beim Anblick des Eisenhutes auf die Idee kamen, Gerlinde von Vischering durch Gift aus dem Weg zu räumen.«
    Unbill schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es gibt genug Zeugen dafür, dass ich am Totenorakel in der Nähe des Busses geblieben bin. Wie also soll ich Gerlinde den Eisenhut verabreicht haben?«
    »Sie nicht«, sagte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend, »sondern Ihr verwirrter Sohn. Wenn einer von frühester Kindheit an mit den Geschichten aus der Mythologie gequält wird, hält er sich irgendwann für Zeus, Apollon oder Hades.«
    Beim Namen »Apollon« machte es »Klick« in meinem Gehirn. Das war die Lösung! Apollon und Daphne! Das Puzzle war fast fertig, das vollständige Bild nur eine Frage von Minuten. Erst jetzt erkannte ich die Dimension der Geschichte. Ein Kälteschauer rann meinen Rücken hinunter. Bleib gelassen, ermahnte ich mich, und halte deine Gedanken zusammen.
    »Sie sind eine sehr fantasiebegabte Dame!« Unbill hatte sich voll im Griff. »Jetzt soll sogar mein kranker Sohn der Täter sein! Nur – wie wollen Sie das alles beweisen?«
    »Das können die Behörden, die dafür zuständig sind, viel besser als ich!«, startete ich einen Versuchsballon. »Zu Hause werde ich Sie anzeigen. Wegen Mordes in einem oder sogar zwei Fällen und wegen fortgesetzten Diebstahls.«
    »Beweise!«, kreischte er. »Wo sind die Beweise?« Sein Gebrüll ging in Kichern über.
    Im Hotel gingen die ersten Lichter an. Hier im Garten tauchte die Abendsonne das verdorrende Gras in einen Goldrausch. Die Welt könnte so schön sein, dachte ich wehmütig. Doch leider musste ich meine Nase immer in irgendwelche Mordgeschichten stecken. Irgendwann werde ich lernen, das Leben zu genießen.
    »Sie haben Ihre erste Frau vergiftet – so sagt Ihr Sohn. Lassen wir's also drauf ankommen. Es gibt heutzutage ausgeklügelte Untersuchungsmethoden, wenn die Experten wissen, wonach sie suchen sollen. Vielleicht exhumiert man Ihre zweite Frau auch noch. Wenn die Behörden jemanden erst mal am Wickel haben …«
    Unbill stand auf und ging Richtung Hotel. Sein Gang war nicht gerade dynamisch.
    »Dann sind da immer noch die Diebstähle«, rief ich ihm nach, »mit Gerlinde von Vischering als Komplizin. Sie wird auspacken, verlassen Sie sich darauf!«
    Weg war er. Ich blieb noch eine Weile sitzen.

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