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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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die mordrächende Göttin.«
    »Genau das ist die Dame, die ich meine«, murmelte ich, »und jetzt komm ins Bett. Mir ist kalt.«

Rache im Olivenhain
    Irgendwann in dieser Nacht spürte ich eine Bewegung, hörte ein Geräusch und bemerkte, dass er das Zimmer verlassen hatte. Ich gähnte kurz, drehte mich um und schlief weiter. Ein heftiges Klopfen ließ mich erschrecken. Benommen vom Schlaf schaute ich auf die Uhr. Es war noch nicht mal fünf Uhr morgens.
    »Wer ist da?«, murmelte ich und legte mein Ohr an die Tür.
    »Pater Benedikt!« Seine Stimme klang aufgeregt. Ich wollte die Tür öffnen, doch sie war verschlossen. Kondis hatte den Schlüssel mitgenommen! Er hatte wohl Angst, dass mich Unbill nachts besuchen würde. Zufällig fiel mein Blick auf den rot gefliesten Boden. Dort lag er ja! Kondis hatte mich eingeschlossen und den Schlüssel unter der Tür durchgeschoben. Sehr clever!
    Pater Benedikt schien bleich, als er in meinem Zimmer stand.
    »Warum sind Sie schon auf?«, gähnte ich.
    »Ich beobachte manchmal den Sonnenaufgang«, erklärte er. »Das wollte ich heute auch wieder tun. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, was ich bemerkt habe.«
    Ich stolperte hinter dem Gottesmann her. »Schauen Sie!«, verlangte er.
    Auf dem Flur und der Treppe waren Blutflecken, an der weißen Wand hatte sich eine blutbeschmierte Hand festgehalten. Ich war hellwach. Die Spur führte in das Zimmer der Unbills.
    Ich pochte an die Tür. Nichts rührte sich. »Das habe ich auch schon versucht«, sagte der Pater. »Ohne Erfolg. Die Blutspur führt in den Garten. Dort sollten wir suchen.«
    »Ich bin noch im Nachthemd«, wandte ich ein, »ich ziehe mich an.« Ich spurtete in mein Zimmer, hüpfte in Hose, Bluse und Strickjacke, ging mit dem Waschlappen über mein Gesicht und stand wieder neben ihm. »Na, dann los!«, meinte ich forsch, um mir selbst Mut zu machen.
    Im Garten war nichts zu sehen, wir rannten in den angrenzenden Olivenhain. Unter einem knorrigen Ölbaum lag Kondis. Sein Oberkörper war an den Stamm gelehnt, der Kopf lag seitlich, die Arme waren ausgestreckt. Das weiße Leinenhemd war voller Blut, ebenso die Hände und Arme. Er rührte sich nicht.
    »Nein!«, hörte ich mich schreien. »Nein!«
    Ich rannte zu ihn und legte seinen Kopf in meine Arme. Der süßliche Geruch des Blutes stieg mir in die Nase, ich würgte. Frisches Blut rann an meinen Armen hinab, es kam aus einer Wunde am Kopf. Der Tau des Morgens hatte sich auf seine schwarzen Haare gelegt, die wie mit Silber überstäubt schienen.
    »Sehen Sie, seine Lider flattern!«, unterbrach der Pater mein Entsetzen. »Er ist nicht tot, er lebt!«
    In diesem Augenblick öffnete Jason die Augen und sah mich an. Sein Blick lächelte. »Unbill«, sagte er matt und versuchte den Kopf zu bewegen.
    »Bleib ruhig, Liebster!«, schluchzte ich. »Wo bist du verletzt? Wer hat das getan?«
    »Nicht mein Blut«, stammelte er, »Unbill. Unbill ist tot.«
    Pater Benedikt hatte Jasons blutgetränktes Hemd geöffnet. »Er ist fast unverletzt«, sagte er erstaunt, »er hat nur einen Schlag über den Kopf bekommen. Kommen Sie, wir müssen Unbill suchen.«
    »Ich will ihn nicht allein lassen«, widersprach ich.
    »Betten Sie seinen Kopf etwas bequemer. Und nun los!«, befahl der Pater.
    Ich legte Jason das Hemd in den Nacken und bedeckte seinen Oberkörper mit meiner Strickjacke.
    Wir brauchten nicht lange zu suchen. Waldemar Agamemnon Unbill lag etwa 100 Meter weiter ausgestreckt im geometrischen Mittelpunkt von vier Ölbäumen. Die Arme und Beine waren weit abgewinkelt. Der mächtige Körper wies tiefe Wunden auf. Mitten in seiner Stirn steckte die Klinge eines Beils. Das Blut war in die weißen Haare geflossen und begann dunkel zu verkrusten. Er war ohne Zweifel tot.
    »Er ist noch warm«, stellte der Pater fest. »Wir müssen die Polizei holen.«
    »Das Ganze sieht aus wie eine Opferung«, sagte ich tonlos. »Und es drängen sich wieder Parallelen aus der Geschichte auf. Agamemnon ist in Mykene mit einem Beil erschlagen worden – so ist es überliefert. Orestes rächte den Vatermord, Ajax rächte den Muttermord.«
    »Ajax? Sie glauben, dass er es war?«
    Ich nickte. »Da bin ich sicher. Der Junge ist geisteskrank. Wir müssen Jason versorgen. Er lebt zum Glück noch. Rufen Sie die Polizei?«
    Der Pater entschwand schnellen Schrittes. Jason war wach geblieben. »Habt ihr ihn gefunden?«, wollte er wissen.
    Ich setzte mich neben ihn ins Gras. »Ein furchtbarer Anblick. Was ist

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