Grappa 05 - Grappa faengt Feuer
habe ein Jahr im Akropolis-Museum gearbeitet, und der Besitzer ist ein Freund von mir.«
»Warum kehrst du nach Deutschland zurück?«, fragte ich. »Was erwartet dich da?«
»Hast du nicht gesagt, dass ich um meine Ehre kämpfen soll? Und dass du mir dabei helfen willst?«
»Ich hatte nicht gedacht, dass du es wirklich tust«, stieß ich überrascht hervor. »Immerhin bedeutet es einen Kampf zu führen, ohne Garantie auf Erfolg.«
»Na und? Wenn ich etwas von dir gelernt habe, dann ist es deine Art, nicht alles hinzunehmen. Hilfst du mir?«
Eine frohe Stimmung zog in mein Herz. Das erste Mal an diesem letzten Tag. »Versprochen ist versprochen. Ajax wird uns durch seine Aussage helfen können. Gerlinde von Vischering wird nichts anderes übrigbleiben als mitzumachen. Sobald wir zurück sind, gehen wir zur Polizei.«
»Ich glaube trotzdem nicht, dass ich meinen Job wiederbekomme«, mutmaßte Kondis, »irgendetwas bleibt immer hängen.«
»Das kann sein. Was ist mit deinem Reisebüro?«
»Ich werde es aufgeben. Mein Talent, unwissende Spießer mit Wissen zu versorgen, ist nicht besonders ausgeprägt. Kannst du das verstehen?«
»Du bist zu arrogant und zu stolz. Zwei Eigenschaften, die ich persönlich an dir mag. Doch als Verkäufer von Reisen bist du eine Niete.«
Der schicke Kellner brachte die Wachtelbrust mit Champignons. Das Geflügelteil war rosig und zart und zerfiel auf der Zunge. Das Kartoffelgratin passte hervorragend dazu.
»Was wird aus uns?« Ich konnte gar nicht fassen, dass ich es war, die diese Frage stellte. Es musste an dem Glas Champagner liegen, das der Kellner uns zu Beginn hingestellt hatte. Die enthemmende Wirkung des Alkohols, dachte ich.
»Ich wäre gern weiter mit dir befreundet«, sagte er und ergriff meine Hand.
»Und deine vielen anderen Freundinnen?«
»Ich habe keine Freundinnen«, brauste er auf. »Zurzeit habe ich nur eine, und die bist du!«
»Zurzeit! Ach, Jason! Ich kenne dich besser, als du glaubst. Du kannst nicht widerstehen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Ich möchte nicht vor Eifersucht verglühen.«
»Besser, man sieht und verletzt sich die Augen, als dass man sie ein Leben lang niederschlägt«, hielt er mir entgegen.
»Ich gehöre nicht zu den Frauen, die Lust aus Leid schöpfen. Entweder habe ich einen Mann ganz für mich, oder ich lebe allein. Mehr gibt es zu dem Thema nicht zu sagen. Basta!«
»Du hast mir nie deutlich gesagt, was du für mich empfindest. Wie kann ich mich da für dich entscheiden?«
»Jason! Lass die Ausflüchte! Wir haben es auf jede nur erdenkliche Art und Weise miteinander getrieben. Glaubst du, dass ich das mit jedem Mann mache, der mir über den Weg läuft?«
Er schaute mich an wie ein Kaninchen, das der Schlange ins Auge blickt. Vermutlich hatte er die hohen Mauern eines von mir beherrschten Gefängnisses vor seinem geistigen Auge, in dem Verzicht und Entsagung zum Alltag gehören.
»Armer Schatz!«, frotzelte ich. »Verlier bloß nicht dein klassisches griechisches Gleichgewicht. Ich bin eine schlichte Germanenfrau, der die Feinheiten der beherrschten Leidenschaften nicht geläufig sind.«
»Wenn du mich wirklich willst, werde ich versuchen, treu zu sein!«, stieß er mannhaft hervor. Der eigene Mut ließ seine schöne Stimme erzittern.
»Welch festliches Gelöbnis!«, stieß ich begeistert hervor. »Darauf sollten wir einen heben!«
Wir stießen an, doch mir war eher spöttisch als feierlich zumute.
»Du kannst gehen, wann immer du willst«, sagte ich, »für mich gilt natürlich dasselbe. Kannst du das akzeptieren?«
Er nickte. »Ich bin glücklich!«, meinte er, griff nach meiner Hand und küsste die Innenfläche.
»Warte erst mal ab!«, warnte ich. In diesem Augenblick war ich Jahrhunderte weiser als er.
Begegnung mit dem wahren Glück
Das Flugzeug landete mit halbstündiger Verspätung in Düsseldorf. Dafür ging die Abfertigung umso zügiger. Nach 20 Minuten waren wir mit unserem Gepäck durch den Zoll.
Kondis schob den Gepäckwagen vor sich her, ich folgte mit ein paar Metern Abstand. Da trat eine schwarzhaarige Frau auf ihn zu. Sie war elegant gekleidet, hatte eine würdevolle Haltung und einen strengen Zug um den Mund. Kondis kannte sie, denn er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, die sie ihm hingehalten hatte. Ich trat näher, um nichts zu verpassen.
»Meine Frau!«, stammelte er. »Das ist Maria Grappa!«
Ihr Blick war mit Rasiermessern bestückt. Ich quälte mir ein Lächeln ab. Sie schnippte mit
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