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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Reise endgültig zu Ende. Wir mussten zurück nach Hause.
    Kondis bestellte telefonisch zwei Rückflüge ab Athen nach Düsseldorf. Gegen Mittag starteten wir Richtung Korinth. Noch einmal konnte ich die Landschaft genießen, die Sonne, den Duft von Pinien, Feigen und Thymian. Ein trauriger Schleier hatte sich über meine Gedanken gelegt, ich sah die Natur mit dem Blick, der Abschied nimmt.
    Kondis schien auch niedergeschlagen, doch ich fragte nicht, warum. War er traurig, weil er sein Land verließ oder weil unsere Gemeinsamkeit auseinanderbrechen würde?
    Beim Isthmos von Korinth, jenem künstlichen Kanal zwischen dem Festland und dem Peloponnes, war es mit dem Zauber der griechischen Landschaft und ihrer Geschichten vorbei. Lastkraftwagen donnerten über die Stahlbrücke, Autos hupten fast ununterbrochen, ein Andenkenladen protzte neben dem anderen mit den scheußlichsten Dingen, die es an Touristenkitsch in diesem Land gab. Das einzig Vertraute waren die Plastikstühle in den Restaurants, die es hier in besonders ausgefallenen Farben gab. Himbeerrot, safrangelb und giftgrün.
    »Lass uns schnell weg von hier«, rief ich Kondis zu, der mich wegen des Motorenlärms kaum verstehen konnte.
    Er zog mich auf die Brücke, die einen winzigen Bürgersteig hatte, und deutete nach unten. Die Wände fielen etwa 80 Meter steil hinab, und unten mühte sich ein Schiff durch die künstliche Enge.
    »Schon in der Antike hat man versucht, das Land zu durchstechen, doch ohne Erfolg. Der römische Kaiser Nero hat 6000 Gefangene aus Judäa hierhergebracht – auch vergebens. Erst 1883 war der Bau erfolgreich.«
    »Und wie hat man die Schiffe im Altertum rüberbekommen?«, brüllte ich durch den Straßenlärm.
    »Man hat steinerne Bahnen angelegt und die Schiffe über Land gezogen. Komm jetzt, ich bekomme gleich einen Hustenanfall!«
    Ich war froh, als ich wieder im Auto saß. Die Autobahn bis Athen war schnell geschafft, die Fahrt durch die heiße Stadt eine Zumutung für Körper und Seele. Die Abgase der Autos legten sich wie ein klebriger Schleier auf meine Haut.
    »Wir haben noch Zeit genug, um zur Akropolis zu fahren«, sagte Kondis, »in den Abgasen von Athen kann unsere Reise nicht ausklingen. Du wirst sehen, dass die Luft da oben gar nicht so schlecht ist, das liegt am Wind, der vom Meer kommt.«
    Die Akropolis war eindrucksvoller, als ich angenommen hatte. Doch die Schäden durch Smog, Auto- und Industrieabgase waren nicht zu übersehen. Sie waren schwarze Krebsgeschwüre, die den weißen Stein langsam überwucherten und zerstörten.
    Wie schön waren doch dagegen die kleinen Tempel gewesen, von duftender Landschaft und hochmütiger Einsamkeit umgeben!
    Kondis kannte ein kleines, exquisites Restaurant. Die Möbel waren aus rotem Holz, kein Plastikstuhl beleidigte mein Auge. Die Terrasse lag unter schwarzgrünen Pinien, die ihren Vorhang dort öffneten, wo der Blick auf die marmorne Burg fallen konnte. Eine gelungene Inszenierung, raffiniert einfach und eine Spur zu theatralisch.
    Ich griff nach einer Zeitung, die auf dem Nebentisch liegengeblieben war. Das Boulevardblatt schrie auf seiner Titelseite den neuesten Skandal im britischen Königshaus hinaus, darunter kündigte ein bekannter Fernsehmoderator seinen Abschied von der Glotze an, und eine vollbusige Halbnackte behauptete, mit einem Fußballstar »wilde Nächte« erlebt zu haben.
    Unten links wurde für Pflanzentropfen geworben. »Hör mal«, sagte ich, »das ist das moderne Leben. ›Weg mit dem Kugelbauch‹ steht da. Und ›Wenn der Bauch zur Trommel wird, liegt das an zu viel Gas im Darm‹. Oder hier: Da wird für eine ›Hautsalbe aus Stutenmilch‹ geworben.«
    »Du siehst, wie die Antike die heutige Zeit beeinflusst«, lachte er. »Die berühmtesten griechischen Hetären haben bereits in Stutenmilch gebadet, um eine schöne Haut zu behalten. Und Blähungen wurden in Epidaurus ebenfalls behandelt. Du siehst, nichts ändert sich wirklich.«
    Der Kellner fasste die Brotscheiben mit einer silbernen Zange an, bevor er sie auf einen Porzellanteller legte. Er trug einen schwarzen Frack und aufpolierte Lackschuhe. Die Fingernägel waren manikürt und mit farblosem Lack überzogen.
    Kondis schaute amüsiert. »Dein skeptischer Blick spricht Bände«, urteilte er. »Der arme Kerl kann doch nichts dafür, dass er so vornehm ist. Dieses Restaurant ist der Geheimtipp der Athener Schickimicki-Szene. Wenn ich hier nicht bekannt wäre, hätten wir gar keinen Tisch bekommen. Ich

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