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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Haare lang und nach hinten gekämmt. Er war ein vitaler Mann, den bestimmt nichts erschüttern konnte. Wer immer ihn abgeschlachtet haben mag, dachte ich, muss eiserne Nerven und eine Menge Kraft gehabt haben.
    Ich sah mir Eva Grid genauer an. Sie war ebenfalls groß, sehr schlank, wirkte zart und durchsichtig. Ihre Augen waren rund, ausdrucksvoll und geschickt geschminkt. Die Backenknochen waren mit Rouge betont, der Mund perfekt gestylt, die blonden Haare damenhaft nach oben gerafft und mit einem Seidentuch gebändigt. An den Handgelenken prangte jede Menge Schmuck. Ihr Lächeln war ein bisschen schmerzlich. Grid und seine Frau standen hinter einem Sofa, auf das drei Behinderte gesetzt worden waren. Der Direktor des Heims hatte sich neben dem Möbel platziert, die Hände auf die Schultern seiner Patienten gelegt.
    Kalte Wut stieg plötzlich in mir auf. Die Reichen und Schönen lassen die Brosamen von ihren reichgedeckten Tischen fallen und werden dafür noch gefeiert. Und wir Journalisten spielen brav mit.
    Wenigstens hatte ich zwei brauchbare Bilder, mit denen ich meinen Artikel anreichern konnte. Die Behinderten im Vordergrund des Fotos würde ich herausschneiden. Ich schloss das Fenster, löschte das Licht und verließ den Raum.
    »Grappa!« Es war Jansens Stimme, die über den Flur dröhnte. »Telefon!«
    »Bin ja schon da«, rief ich und legte einen Zahn zu, »wer ist es?«
    »Polizei!«
    »Hier Grappa«, sagte ich ins Rohr, »was gibt's?«
    »Hier ist Nik. Wie geht's dir?«
    »So lala. Warum?«
    »Der Abend mit dir war nett. Bearbeitest du den Mordfall Grid?«
    »Warum willst du das wissen?« Mein Blick fiel auf Jansen, dessen Ohren immer größer wurden.
    »Wir haben eine SoKo gebildet. Der Fall hat Vorrang. Ich bin dabei.«
    »Ja und?«
    »Ich kann dir helfen – wenn du mir hilfst.« Es klang nach einem verlockenden Angebot. Doch ich wollte es Nik Kodil nicht so leicht machen.
    »Wir können ja irgendwann mal drüber reden«, sagte ich und gab mich uninteressiert, »wie kommst du zu einem solchen Angebot? Karriereabsichten?«
    »Bild dir bloß nichts ein«, blaffte Kodil, »der Kontakt zur Presse ist nicht gerade karriereförderlich. Wir können es auch lassen, doch ich dachte ...«
    »Sei nicht eingeschnappt, Süßer. Vielleicht kommen wir ins Geschäft. Wie wär's mit einem kleinen Vorgeschmack?«
    »Von was?« Er war kein Schnellmerker.
    »Informationen! Aber exklusiv!«, flötete ich. »Also, ich höre!«
    »Na gut«, seufzte er. »Grid ist nicht nur umgebracht, sondern auch verstümmelt worden. Rate mal, wo.«
    »Nach der Dramatik in deiner Stimme kann es nur um das gehen, was Männer für ihre edelsten Teile halten«, schloss ich messerscharf.
    »Genau!« Ich hörte Kodils Verblüffung.
    »Ist das alles? In einer Stunde gibt die Staatsanwaltschaft eine Pressekonferenz. Da hätte ich's ohnehin erfahren.«
    »Hättest du nicht.«
    Ich pfiff durch die Zähne. »Dann wollen die also Fakten zurückhalten. Habt ihr schon eine Spur vom Täter?«
    »Wie wär's mit heute Abend?«
    Diesmal begriff ich nicht gleich.
    »Arbeitsessen«, setzte er nach, »diesmal bei mir. Welchen Wein?«
    »Keinen. Ich brauche einen klaren Kopf.«
    Wir verabredeten, dass ich ihn anrufen würde, wenn ich mit der Arbeit fertig sei.
    »Nik? Nimm den Pinot grigio. Aber stell ihn schön kalt.«
    Nachdenklich drückte ich den Hörer auf die Gabel. Dieser Mord schien sich zu einer außergewöhnlichen Sache zu entwickeln. Ich spürte eine innere Erregung.
    »Junge Liebe, oder was?«, riss mich Jansen aus meinen Gedanken. »Musste es denn ausgerechnet ein Bulle sein? Es gibt doch so viele andere Männer auf der Welt. Bullen sind die geborenen Feinde von Journalisten, das weißt du doch. Aber vielleicht hat er ja Qualitäten, die diesen Makel wettmachen. Erzähl doch mal, Grappa!«
    Ich streckte ihm den erhobenen Mittelfinger meiner Hand entgegen. Schweigend und hoch erhobenen Hauptes verließ ich den Raum. Spott konnte ich jetzt genauso wenig vertragen wie Diskussionen über mein Sexualleben.

Alles ganz normal
    In dem Besprechungszimmer des Polizeipräsidiums tummelte sich bereits die Meute. Ich hatte unseren Fotografen Turkey im Schlepptau, einen Neuzugang im Personalbestand des Bierstädter Tageblattes . Seine Arbeit konnte ich noch nicht beurteilen. Fürs Ablichten von ein paar Köpfen wird's reichen, hoffte ich.
    »Darf ich mal?« Mit dem Ellenbogen schob ich den Kameramann eines Privatsenders unsanft beiseite, um an meinen Platz zu

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