Grappa 07 - Killt Grappa
wäre es mit dem Spielbank-Restaurant? Die Küche soll ganz hervorragend sein.«
Sie zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich da so schnell noch einen Tisch bekomme ...«
»Vielleicht morgen? Heute Abend kann ich sowieso nicht. Ich habe in einer halben Stunde noch einen Termin.«
»Gut«, stimmte Eva Grid zu. »Morgen also, im Restaurant der Spielbank. Ist 20 Uhr eine gute Zeit für Sie?«
»Die beste Zeit! Ich freue mich, Frau Grid. Ich werde pünktlich sein.« Nachdenklich legte ich den Hörer auf. Dann nahm ich ihn erneut in die Hand.
»Wieso ausgerechnet die Spielbank?«, fragte Kodil. »Bei den vielen Leuten, die da herumstreifen, ist es fast unmöglich, jemanden zu entdecken.«
»Mir fiel gerade nichts Besseres ein«, bekannte ich. »Soll ich den Termin absagen?«
»Nein, bloß nicht. Dann schöpft Baphomet Verdacht. Ich werde die Sache so gut wie möglich organisieren. Leider kann ich dich jetzt nicht mehr abholen. Kannst du allein nach Hause fahren?«
»Klar. Ich bin ja schon groß.«
Ich räumte meinen Schreibtisch auf, lüftete noch einmal und löschte das Licht. Hoffentlich ist bald alles vorbei, dachte ich. Es ging mir langsam auf die Nerven, auf jeden Schatten, der sich mir näherte, hysterisch zu reagieren.
Ich schloss die Redaktionstür ab. Auf der Treppe traf ich die Putzfrau. Sie hatte ihren Schlüssel vergessen und bat mich in gebrochenem Deutsch, die Tür noch mal zu öffnen. Als ich den Schlüssel ins Schloss gesteckt und umgedreht hatte, erhielt ich einen kräftigen Stoß in den Rücken.
Ich schlug lang auf dem Flur hin, hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Schnell rappelte ich mich hoch.
Die Putzfrau war ein Mann. Er zog langsam das Kopftuch herunter und ließ es auf den Boden fallen. Mir fiel auf, dass die Kittelschürze wild geblümt war. Fast hätte ich gelacht.
»Lassen Sie uns in Ihr Büro gehen«, schlug Pater Joseph vor.
»Ich habe Feierabend.«
»Ich bitte Sie sehr darum.« Der Ton des Priesters war hart und gefährlich.
»Warum sollte ich das tun?« Zeit gewinnen, dachte ich.
»Weil ich Ihnen sonst dieses Messer in den Bauch ramme.« Die lange Klinge blitzte in dem Licht der Flurbeleuchtung.
»Was wollen Sie?«, stellte ich die überflüssige Frage aller Überfallenen.
»Ein Ende machen!« Er kicherte irre. Seine Hand hielt noch immer das Messer.
Gehorsam ging ich zu meinem Büro. Ich hatte gerade die Tür geöffnet, als das Telefon klingelte. Meine Rettung, schoss es mir durch den Kopf.
»Manche Leute glauben, Journalisten sind Tag und Nacht im Dienst«, sagte ich und wollte schnell den Hörer abnehmen. Pater Joseph stach mit dem Messer kurz auf meine Hand ein. Es tat weh, Blut floss, doch der Hieb hatte nur die äußere Haut verletzt.
»Setzen Sie sich auf diesen Stuhl«, befahl er. Das Telefon klingelte noch immer. Der Ton durchschnitt die Spannung im Raum. Meine Nerven flatterten, mein Atem ging schnell, der Brustkorb war zu eng für das Schlagen meines Herzens. Das Klingeln verstummte.
»Wie kann ein Mann wie Sie nur so tief sinken?«, begann ich, Zeit zu schinden.
»Der Teufel ist älter als Gott, er ist der wahre Herrscher der Welt.«
»So ein Blödsinn«, behauptete ich, »es gibt keine Teufel, und es gibt keinen Gott. Alles nur in fantastische Gestalten umgesetzte menschliche Projektionen. Satan hat genauso wenig Hörner und einen Bocksfuß wie Gottvater einen langen Bart hat und der Heilige Geist als Brieftaube durch die Welt flattert.«
»Sie sind eine Ketzerin«, erkannte der katholische Hohepriester messerscharf. »Gibt es denn nichts, an das Sie glauben?«
»An das Leben«, antwortete ich, »an die Selbstbestimmung des Menschen und an die Freiheit der Meinungsäußerung. Ihr teuflischer Slogan ›Tu, was du willst‹ ist ja auf den ersten Blick ganz nett, doch fanden die Kinder in Oude Pekela das auch?«
»Satan fordert Entscheidungen und Opfer«, schwadronierte Pater Joseph. »Die Kinder waren ihm anvertraut, nicht mir. Ich war nur ihr Lehrer und sein Werkzeug.«
»Ach was!« Jetzt war ich sauer. »Sie sind ein mieser Kinderficker und verbrämen Ihre Perversitäten mit lächerlichem Tamtam. Das ist die Wahrheit und sonst nichts.«
»Ich glaube, wir sollten unser Gespräch jetzt beenden.« Pater Joseph holte ein Seil aus dem Putzfrauenkittel. Mist, dachte ich, ich habe die Sache vermasselt. Wenn er mich fesselt, bin ich geliefert, dann kann er mich stückchenweise filetieren. Kein schöner Anblick für die Kollegen am anderen Morgen.
Wut
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