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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gerutscht ist oder die nach einem Face-Lift aussah wie die Zwillingsschwester von Graf Dracula.«
    »Wieso? Was hatte der Typ denn mit Silikon zu tun?«, fragte der Bild -Mann. Sein schütteres Bärtchen bebte erwartungsvoll wie bei einem Jagdhund, der Witterung aufgenommen hatte.
    »Wusstest du das nicht? Dr. Grid war Schönheitschirurg. Die Klinik hinter dem Hauptbahnhof gehört ihm.«

Turkeys Trickkiste
    Wir brauchten noch ein Foto von Grids Hütte. Sie lag natürlich in bester Gegend, ruhig und doch citynah, umgeben von einem gepflegten Rasen mit den üblichen Rosenbeeten und gepflasterten Trampelpfaden. Alles war ordentlich, sauber und teuer.
    »Steig am besten auf die kleine Mauer da«, riet ich Turkey, der nach einer ruhigen Standfläche suchte.
    »Danke für den Tipp«, schnippte er.
    »Hab dich nicht so«, blaffte ich zurück, »Journalismus ist Teamarbeit. Schon mal davon gehört?«
    »Klar. Eine befiehlt, einer gehorcht. So dachtest du dir das noch?«
    »Genau so. Und jetzt mach endlich!« Ich hatte keinen Bock auf Stress mit einem Knipser, der als Künstler behandelt werden wollte.
    Turkey kletterte auf die Mauer und legte los. »Die Bullen sind noch da«, meinte er dann.
    »Die sichern die Spuren.«
    Jetzt sah ich sie auch. Einige Männer durchforsteten den Garten, zwei Hunde waren auch dabei. Die Vierbeiner nahmen plötzlich Witterung auf, zerrten an ihren Leinen.
    »Die meinen uns«, erkannte Turkey blitzschnell und sprang von der Mauer.
    »Keine Panik«, beruhigte ich ihn. »Die können uns das Fotografieren auf einer öffentlichen Straße nicht verbieten. Wir leben schließlich in einem Land, in dem die Freiheit der Presse ein hohes Gut ist.«
    »Ach ja?« Turkey grinste höhnisch. »Meine Erfahrungen sehen da leider anders aus.«
    Die Beamten kamen bereits auf uns zu. Turkey spulte den Film zurück, riss ihn aus der Kamera und steckte ihn in die Hosentasche. Flugs öffnete er eine Filmdose und legte einen neuen Film ein. Dann hielt er das Objektiv in Richtung der Polizisten und drückte mehrmals auf den Auslöser.
    »Sie behindern unsere Ermittlungen«, behauptete ein grauer, älterer Mann, der einen Dienstausweis gezückt in der Hand hielt.
    »Ach ja? Und wie?«, griff ich an.
    »Kann ich mal Ihren Presseausweis sehen, junge Frau?«
    »Aber klar.« Ich hielt das orangefarbene Papier hoch. »Gucken Sie mal, was da steht!« Ich deutete auf die Rückseite und zitierte: »Die Presse erfüllt eine öffentliche Aufgabe. Die Behörden sind nach Maßgabe des Landespressegesetzes verpflichtet, den Vertretern der Presse die der Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgabe dienenden Auskunft zu erteilen.«
    »Ich kenne dieses Gesülze«, sagte der Beamte wegwerfend und studierte eingehend mein Foto, das oben links auf dem Ausweis prangte. »Hier steht aber noch was: Der Presseausweis soll die Ausweisinhaberin in der Wahrnehmung ihres Auskunftsrechtes unterstützen, sofern dies nicht aus zwingenden Gründen verweigert werden muss. Wie gefällt Ihnen das, Frau Grappa?«
    »Und welche zwingenden Gründe führen Sie an?«
    »Schwierige, noch nicht abgeschlossene Ermittlungen, Spurensicherung und das Recht am eigenen Bild.«
    Den letzten Teil des Satzes hatte er in Turkeys Richtung gesagt. »Also her mit dem Film!«
    »Was bilden Sie sich ein?« Turkey war wütend und ging ein paar Schritte zurück, seine Kamera ängstlich an sich gedrückt.
    Der Beamte ging auf ihn zu und streckte den Arm aus. Turkey faselte etwas von »Pressefreiheit in einem demokratischen Staat«, dann nahm er den Film aus der Kamera und legte ihn in die Hand des Beamten.
    »Ihren Namen bitte!«, herrschte ich den Bullen an. »Ich werde mich beim Polizeipräsidenten über Sie beschweren.«
    »Mein Name ist Ortwin Baißer, Hauptkommissar und Leiter der SoKo.« Er grinste.
    »Nomen est omen, was?«
    Baißer reichte mir den Presseausweis zurück: »Lassen Sie sich heute hier nicht mehr blicken, ist das klar?«
    Ich nickte brav, und wir trollten uns.
    »Du bist ein ausgeschlafenes Kerlchen«, sagte ich zu Turkey, als wir im Auto saßen. »Die Nummer mit den beiden Filmen ist hollywoodreif. Du scheinst Erfahrung im Tarnen und Täuschen zu haben.«
    »Hab ich auch«, gab er zu. »Immerhin habe ich jahrelang im Ausland gearbeitet. In der Türkei. Das Regime dort hat ein wirklich gestörtes Verhältnis zu Pressefotografen.«
    »Nennt man dich deshalb Turkey?«
    »Du bist echt pfiffig. Ich seh ja wohl nicht aus wie ein Truthahn, oder?«
    »Nicht direkt.«

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