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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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übermannte mich. Ich sprang vom Stuhl, hob ihn hoch und warf ihn nach dem Pater. Er fluchte laut. Das Telefon begann wieder mit der Bimmelei. Ich schubste den Hörer vom Gerät und brüllte, so laut ich konnte: »Hilfe, Überfall!«
    Das Messer traf meinen rechten Oberarm, ein höllischer Schmerz durchfuhr mich. Plötzlich drohte Panik meine Wut zu verdrängen. Irgendwo unter den vielen Zeitungen auf meinem Schreibtisch musste die Papierschere liegen. Ich packte sie. Die Klinge war zwanzig Zentimeter lang und lag beim Ausschneiden von Zeitungsartikeln gut und kräftig in der Hand. Ich hielt dem Geistlichen das Teil entgegen.
    »Sie haben jetzt die Wahl«, schrie ich, »entweder wir stechen so lange aufeinander ein, bis wir beide tot sind, oder Sie verpissen sich. Der Anrufer eben hat mitbekommen, dass hier gerade was passiert. Die Polizei ist bestimmt schon alarmiert. Also?«
    Pater Josephs Blick flackerte. Mein rechter Arm schmerzte, ich spürte, wie das warme Blut über die Hand auf den Boden tropfte. Mir war flau. Nur nicht umkippen, nahm ich mir vor, sonst kriegt er dich doch noch.
    »Was ist?«, bluffte ich.
    »Sie sind eine Hexe!«, schrie er. Noch machte er keine Anstalten zu verschwinden.
    »Klar, ich bin eine Hexe«, gab ich zu. »Mein Name ist Kau-Kau. Ich reite jeden Morgen auf meinem Besen zur Redaktionskonferenz. Zur Sonnenwende vergnüge ich mich auf dem Blocksberg und vögle mit Herrn Beelzebub.«
    Pater Joseph drehte sich um und lief wie von Dämonen gehetzt davon. Ich hörte, wie die Redaktionstür ins Schloss fiel. Es war ein Schnappverschluss, nur von innen zu öffnen. Das wär's, dachte ich. Dann klappte ich zusammen.

Es ist zu Ende!
    Joseph Hermas war auf dem Parkplatz des Verlagshauses Nik Kodil und seinen Männern in die Arme gelaufen. Er ließ sich ohne Widerstand festnehmen. Die Story um Schönheitskult, Sex und Satanismus war zu Ende.
    Die Polizei hatte die Tür zur Redaktion aufgebrochen und mich im Flur gefunden. Die Papierschere hatte ich noch immer in der Hand gehabt.
    »Wer hat eigentlich die Polizei gerufen?«, fragte ich müde. Ich lag mit verbundenem Arm auf meinem Sofa und ließ mich von Nik verwöhnen.
    »Das war Turkey«, erklärte Kodil, »er wollte sagen, dass er morgen später zur Arbeit kommt. Zahnarzttermin. Ein toller Zufall, was?«
    »Kann man wohl sagen. Was passiert mit Pater Joseph?«
    »Der wird wohl sein Leben lang gesiebte Luft atmen. Wenn nicht im Knast, dann in der Psychiatrie. Er ist völlig durchgedreht. Bei der ersten Vernehmung faselte er wieder seine Dämonenliste herunter. Und er behauptet steif und fest, du seiest eine Hexe.«
    »Schön wär's«, seufzte ich. »Dann würde ich jetzt mit den Fingern schnippen und mein Artikel wäre geschrieben. Bringst du mich gleich in die Redaktion?«
    »Muss das sein?«
    »Nik! Unsere Leser haben einen Anspruch auf den Rest der Geschichte. Eigentlich schade, dass Pater Joseph so sang- und klanglos im Knast oder in der Klapse verschwinden wird. Wenn er mit Feuer und Schwefelgestank in die Hölle gefahren wäre ... nicht auszudenken, was Turkey aus der Sache fotografisch gemacht hätte!«
    »Gut, ich bringe dich gleich in dein Büro«, stimmte Nik zu. »Aber dann habe ich eine Überraschung für dich.«
    »Bloß keine Überraschungen mehr!«, stöhnte ich. »Noch diesen einen Artikel ... und dann ist erst mal Schluss.«
    »Genau das meine ich ja. Du bist so blass um die Nase ... und ich dachte ... na ja, ich habe einfach gemeint, dass ein bisschen Luftveränderung nicht schaden könnte.« Kodil war plötzlich schüchtern.
    »Ich bin ganz Ohr!«, lächelte ich. »Raus mit der Sprache!«
    »Also, ich habe hier eine Buchung für ein Hotel in Florenz. Zwei Wochen. Übernachtung mit Frühstück.«
    »Für wie viele Personen?«
    »Für zwei.«
    »Du und ich?«
    »Wäre schön, oder? Ich weiß doch, dass du Italien liebst.«
    »Wir beide? Ganz allein in einem Hotelzimmer? In Florenz?«
    »Wenn du nicht willst, dann ...« Nik wurde unsicher. Es stand ihm hervorragend.
    »Etwa mit tollen Restaurants, irren Sehenswürdigkeiten und sensationellen Weingütern in der Nähe?«
    »Ich kann auch noch umbuchen!«
    »Halt endlich die Klappe, Nik« sagte ich und zog seinen Kopf zu mir herunter. »Wann fahren wir?«

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