Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
anwesend, bekam ich zu hören. Er habe ein paar Tage Urlaub.
Ich überlegte und wurde durchs Telefonklingeln gestört. Es war Hauptkommissar Anton Brinkhoff.
»Sie erschweren uns unsere Arbeit«, meinte er säuerlich. »Ihr Artikel vernebelt die Realitäten. Warum haben Sie Mitleid mit den Pirellis und Rotberg? Drei Morde und eine Millionenerpressung – ist das nichts?«
»Verstehen Sie mich doch«, verteidigte ich mich, »die Leute lieben solche Geschichten. Unerfüllte Liebe, verhängnisvolle Leidenschaft, schicksalhaftes Unglück und unversöhnliche Rache. Das lässt sich gut verkaufen und treibt dem Verleger Tränen des Glücks ins Kapitalistenauge. Sie dürfen die Sache nicht so eng sehen. Sagen Sie, Brinkhoff, wird Thilo May eigentlich überwacht?«
»Zurzeit nicht. Er kommt erst morgen früh nach Bierstadt zurück.«
»Ich weiß, dass er im Ausland ist. Halten Sie ihn für gefährdet?«
»Nicht wirklich. Herr Rotberg wird ein solches Risiko nicht auf sich nehmen.«
»Also wird er nicht überwacht?«
»Wir haben Beamte abgestellt, die ihn morgen empfangen. Sonst noch Fragen?«
»Thilo May und Albert Pirelli kannten sich.«
»Der Vater der Geschwister?« Jetzt war Brinkhoff ganz Ohr.
»Genau. 1985 war Pirelli Schatzmeister im Sunshine -Verein. Zwei Jahre später sind er und seine Frau bei einem Unfall getötet worden.«
»Sie meinen, dass es eine Verbindung zwischen May und den Pirellis gibt, die aus dieser Zeit stammt?«
»Da bin ich sicher. Ich weiß nur noch nicht, welche. Aber es muss mit Geld zu tun haben. Viel Geld.«
»Interessant. Ich werde das sofort überprüfen lassen.«
»Gibt es eine Spur von Lena und Leon Pirelli?« Ein paar Infos konnte mir Brinkhoff im Gegenzug auch geben.
»Nein. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Nach ihnen wird weltweit gesucht.«
»Danke, Herr Brinkhoff. Es war nett, mit Ihnen zu plaudern. Es tut mir wirklich leid, dass Ihnen mein Artikel nicht gefällt.«
»Ist schon gut«, brummte der Hauptkommissar.
Nach Ende des Gesprächs griff ich zum Tageblatt . So schlimm fand ich mein Werk nun wirklich nicht.
Wenn Liebe falsche Wege geht: Unerfüllte Sehnsucht führt zu tödlicher Rache – Eine Exklusiv-Story von Maria Grappa.
Tolle Überschrift, befand ich, auf so was stehen die Kunden. Wirklich.
Ein Schnupperflug
Das Empfangskomitee für Thilo May, den Flughafenchef, erwies sich als polizeilicher Flop. Zwei der Grünröcke, die um den niedlichen Bierstädter Airport ihre Runden drehten, wurden auf einfachste Art schachmatt gesetzt. Jemand schlug sie nieder, fesselte sie mit den eigenen Handschellen, trieb sie in den Versorgungsschacht des nahegelegenen Parkhauses, kettete sie dort an ein stabiles Rohr. Um Hilfe schreien konnten sie nicht, denn der oder die Täter klebten ihnen den Mund mit Paketband zu. Unnötig zu erwähnen, dass sie ihrer Dienstwaffen beraubt wurden.
Doch das erfuhr ich erst, als ich am nächsten Morgen am Flughafen ankam. Solo hatte mich aus heiterem Himmel angerufen und mir lapidar mitgeteilt, dass er gedenke, seinen Weg weiterzugehen.
»Thilo May, nicht wahr?«, hatte ich gefragt.
Solo hatte nur gelacht und den Hörer aufgelegt.
Auf dem Flughafen war bereits jede Menge Polizei angerückt. Die Polizisten hatten die flachen Abfertigungsgebäude umzingelt und die Abflughalle besetzt, die Maschinenpistolen im Anschlag. Es waren die taffen Jungs vom Sondereinsatzkommando, in grünen Tarnklamotten, mit wild entschlossener Miene und fit wie ein Rudel Turnschuhe.
Fluggäste und Besucher, die irgendeine Ähnlichkeit mit den drei Gesuchten aufwiesen, wurden gründlich gecheckt.
Jansen und der Fotograf des Bierstädter Tageblattes waren ebenfalls da, genau wie Hauptkommissar Brinkhoff.
»Solo hat mich angerufen«, teilte ich mit. »Er will alles zu Ende bringen.«
»Ich weiß.« Brinkhoff wunderte sich nicht weiter. »Als er Sie angerufen hat, gab ich meinen Kollegen grünes Licht.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte ich verdattert.
»Wir haben uns erlaubt, Ihr Telefon anzuzapfen«, teilte Brinkhoff mit.
»Was haben Sie?«, brüllte ich.
»Regen Sie sich nicht auf«, sagte er. »Alles legal, mit richterlicher Genehmigung.«
»Ein Lauschangriff auf den Anschluss einer Journalistin?« Ich konnte mich kaum beruhigen. »Das ist ein eklatanter Verstoß gegen die Pressefreiheit. Das werde ich nicht hinnehmen!«
»Komm wieder auf den Teppich, Maria!« Jansen mischte sich ein. »Du hast die besten Kontakte zu dem Mörder-Trio. Ich kann
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