Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
war. Vorsitzender war Thilo May – allerdings erst seit vier Wochen. Davor hatte Hasso Klima die Geschäfte geführt. Auf den ersten Blick nichts Besonderes.
Ich überflog die zahlreichen Karteikarten, in denen personelle Veränderungen nach den jeweiligen Mitgliederversammlungen vermerkt worden waren. Es war langweilig und nervend. Einer plötzlichen Eingebung folgend suchte ich die Auszüge heraus, die über zehn Jahre alt waren. Die Karten waren vom vielen Um- und Einsortieren abgegriffen, die Eintragungen waren mal mit Schreibmaschine, mal mit der Hand gemacht. Albert Pirelli – stand da plötzlich, Schatzmeister im Jahre 1985.
Das war's, was ich gesucht hatte. Ich schrieb die Eintragungen ab. Zwei Minuten später bretterte mein Japaner Richtung Redaktion.
»Nichts Neues«, empfing mich Jansen. »Sie suchen Solo Rotberg jetzt offiziell als dringend tatverdächtig, Klima durch die Eingabe des Mittels Antabus getötet zu haben. In Klimas Wohnung wurden Rotbergs Fingerabdrücke sichergestellt – sie befanden sich auch auf der Pillenschachtel, die du aus seiner Wohnung mitgebracht hast.«
»Solos Fingerabdrücke in Klimas Wohnung? Merkwürdig, dass er einen solchen Fehler gemacht hat«, wunderte ich mich. »Haben die Bullen inzwischen eine Ahnung, wo sich die Pirellis und Solo aufhalten könnten?«
»Nicht die Spur. Flughäfen und Bahnhöfe werden überwacht – das übliche Fahndungsprogramm läuft jetzt ab. Mensch, Grappa! Die Geschichte kostet mich wirklich Nerven! Wenn ich daran denke, dass wir neulich nachts zusammen mit Solo der Geldübergabe und Kossmanns Tod gelauscht haben und dass du diesen Leon Pirelli sogar beherbergt hast ... Nicht zu fassen!«
»Keep cool«, versuchte ich ihn zu beruhigen. »Bist du in der Lage, eine weitere Neuigkeit zu verkraften?«
Jansen stöhnte auf.
»Thilo May, James Kossmann und Hasso Klima sind, beziehungsweise waren, Mitglieder im Sunshine-Club .«
»Das ist nichts Neues ...«
»Stimmt. Doch auch Albert Pirelli, der Erzeuger von Leon und Lena, war dort engagiert. 1985 war er Schatzmeister.«
»Und?«
»Dort muss es das zweite Motiv geben. Die Pirellis waren wohlhabend – die Geschwister jedoch sind verarmt und schlagen sich auf der Straße durch. Das Geld ist auf jeden Fall futsch – und ich will wissen, warum.«
»Und wie willst du das herausbekommen?«
»Ich muss mit dem Flughafenchef reden. Er ist der Einzige von den Fantastischen Fünf , der noch lebt – abgesehen von Solo natürlich.«
»Wenn da etwas Ungesetzliches war, wird er's dir gerade erzählen.« Jansen schien meine neueste Theorie nicht zu überzeugen.
»Ich bin fest davon überzeugt, dass Solo ihn auch umbringen will. Erst wenn May tot ist, hat er seine Mission erfüllt.«
»Du meinst, Rotberg ist noch in Bierstadt?«
»Allerdings. Solo hat nichts mehr zu verlieren, und mehr als lebenslänglich kann er sowieso nicht kriegen. Also kann er sein Ding auch ganz zu Ende führen.«
Ich läutete den Flughafen an und erfuhr, dass Thilo May auf einer Auslandsreise war, um sich neue Flugmaschinen anzuschauen. In zwei Tagen würde er zurück sein.
»Zurzeit keine Gefahr«, teilte ich Jansen mit. »May ist auf Geschäftsreise. Solo muss warten – genau wie wir. In zwei Tagen wird die Sache wieder spannend.«
»Das ist gut so.« Jansen rieb sich zufrieden die Hände. »So können wir die Berichterstattung besser dosieren. Lieber jeden Tag einen Artikel mit wenigen Neuigkeiten als einmal die Woche eine Bombe. Und jetzt, Grappa? Was machen wir mit dem angebrochenen Sommerabend?«
»Wie meinst du das?«
»Gerda und die Kinder sind bereits in den Ferien. Nur wegen der Fantastischen Fünf bin ich noch in Bierstadt geblieben.«
»Dann lass uns essen gehen«, schlug ich vor. »Ein paar gepflegte Häppchen in einem lauschigen Gartenrestaurant, in dem die Blattläuse von den Bäumen in meinen Wein fallen – beziehungsweise in dein Mineralwasser.«
Durch den Wind
Es war zwei Uhr morgens, als ich in mein Bett fiel. Jansen war standfest bei Mineralwasser und der Light -Form einer bekannten koffeinhaltigen Limonade geblieben, ich dagegen hatte mir nach Bratkartoffeln, sauren Gurken und Roter Grütze einige Gläschen trockenen Weins genehmigt. Wie viele war mir entfallen. Der Blick in den Spiegel sagte mir, dass es aber zu viele gewesen sein mussten. Da halfen nur zwei Aspirin, die Decke über den Kopf ziehen und hoffen, dass Magen und Hirn durchhalten.
Ich hatte mich gerade hingelegt, als das Telefon
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