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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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nichts anderes. Ich ließ mich nach hinten fallen, landete im vergossenen Wein, Joe lag schwer über mir, murmelte wirres Zeug, knöpfte meine Bluse auf und schob den BH hoch. Seine großen Hände berührten mich, er war ein wenig grob und doch kundig, wusste, wo man Frauen anfasst, hatte wohl nicht nur an marmornen Damen geübt.
    Ich verabschiedete mich von meinem Verstand und war nur noch Lust. Du siehst ihn sowieso nie wieder, schoss es mir durchs Hirn, also, was soll's?
    Ich begann eine geile Geschichte zu erzählen und er spielte sie virtuos nach. Machte das, wovon ich sprach. Erahnte die stilistischen Pointen, begriff die innere Dramaturgie des Geschehens, war mal Täter, mal Opfer, mal unbeteiligter Dritter. Er küsste das taube Gefühl von meiner Haut. Jenes Gefühl, das seit vielen Wochen meinen Körper umschloss wie eine erstickende Hülle.
    Mein Höhepunkt war eine Flutwelle, die mich in die Tiefe riss und wieder nach oben wirbelte. Ich rang nach Luft, drohte zu ersticken.
    »Ruhig, ruhig«, mahnte seine Stimme.
    Sekunden später explodierte er, Zähne schlugen in meinen Hals, sein Gewicht begann mich zu erdrücken, ein leiser, rauer Laut blieb in seiner Kehle stecken, dann wimmerte er nur noch, schließlich flüsterte er: »Hab ich dir wehgetan?«
    Ich lachte. »Keine Sorge. Ich bin hart im Nehmen.«
    Er wälzte sich neben mich. Sein Körper war mit Schweiß bedeckt. Die Haut glänzte. Sein Atem ging schwer.
    Ich griff nach meiner schwarzen Bluse. Sie hatte die Farbe gewechselt, war grau meliert vom Steinstaub auf dem Boden.
    »Es war wunderbar«, murmelte ich, noch immer erhitzt, und küsste ihn. »Ich werde jetzt gehen ...«
    Schnell war ich angezogen. Er lag noch immer nackt auf dem Boden, betrachtete mich.
    »Du hast mir eine schöne Geschichte erzählt«, sagte Joe. »Von Liebe und Lust, von Stolz und Sucht, aber auch von Qual und Tod.«
    »Ich weiß. Geschichten zu erzählen ist mein Job.«
    »Wer bist du? Was willst du?«
    Ich verstand die Fragen nicht, schaute ihn verständnislos an.
    »Was interessiert dich am Tod von diesem Kolatschke?«
    »Warum fragst du das gerade jetzt?« Ich war ernüchtert.
    »Nur so«, wich er aus. »Ist nicht wichtig. Nicht mehr.«
    »Ich gehe jetzt.«
    Ich hatte erwartet, dass er aufstehen und mich noch mal in die Arme nehmen, irgendwas Nettes sagen, vielleicht die Frage nach einem zweiten Mal stellen würde. Doch nichts von dem geschah. Er lag still, seine Augen fixierten einen Punkt im Nirgendwo der Wand.
    Ich griff nach einer Decke, die auf einem Stuhl lag, klopfte den Staub heraus und legte sie über seinen nackten Körper.
    »Erkälte dich nicht.« Dann schloss ich die Tür hinter mir.

Man könnte gar nicht immer sagen, was es ist, das den Menschen einsperrt, ummauert, zu begraben scheint, aber doch spürt man irgendwelche Gitter, Schranken, Mauern.
    Auge in Auge mit ...
    Zu Hause duschte ich lange, dann betrachtete ich mein Gesicht im Spiegel. Ich hatte mich auf einen so genannten One-Night-Stand eingelassen mit einem Mann, den ich gerade mal ein paar Stunden gekannt hatte. Ein katholisch erzogenes Mädchen tut so etwas nicht. Es gab kein Bedauern – ganz im Gegenteil – ich spürte noch immer lustvolle Wärme in meinem vibrierenden Bauch.
    Nur mit einem kurzen Hemd bekleidet, legte ich mich aufs Bett, war noch immer erhitzt; ich stand wieder auf, um eine Musik zu suchen, die mich in den Schlaf würde führen können. Ich überlegte, welche zu der Begegnung von heute Abend passte. Spontan und chaotisch musste sie sein, wild und gierig, fordernd und streng.
    Ich entschied mich für die 9. Sinfonie von Antonín Dvořák. Eine Musik, die Hoffnung und Erinnerung vereint, die Vergangenheit nicht leugnet und am Ende ganz klar einen Weg in ein neues, anderes Leben weist. Und genau danach war mir – nach einem neuen Leben.
    Ich genoss den Abend, dachte an nichts und an alles, gab mich der Musik und der Stimmung hin. Irgendwann schlief ich ein.
    Auch am nächsten Morgen fühlte ich mich noch prächtig. Ich frühstückte und machte mich für die Arbeit fertig. Ich bleibe an Kolatschke dran, nahm ich mir vor, die Politikerserie sollte jemand anders machen, vielleicht Boris Thaler, der seine Autoschieberstory nicht geregelt zu bekommen schien.
    »Einen wunderschönen guten Morgen«, flötete ich, als ich das Großraumbüro betrat.
    Irritiert schaute Jansen auf. Er saß am Computer und durchforstete das Nachrichtenverteilsystem auf Brauchbares.
    »Du bist aber gut

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