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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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drauf!«, meinte er.
    »Das klingt ja fast wie ein Vorwurf«, entgegnete ich und hängte mein Jackett in den Garderobenschrank. »Ich hatte einen netten Abend, eine tolle Nacht und einen schönen Morgen.«
    »Ein Neuer?« Gleichzeitig mit Jansen spitzten drei andere Kollegen die Ohren.
    »Ach wo«, wehrte ich ab. »Ich hab gut gegessen, schöne Musik gehört und prächtig gefrühstückt.«
    »Na, Gott sei Dank«, seufzte mein Chef erleichtert. »Ich nehme an, du machst heute ein Konzept für die Serie? Ich hab mir schon einen Titel ausgedacht.«
    »Ach ja?« Mein Interesse war gleich null.
    »›Auge in Auge mit ...‹ Wie findest du das?«
    »Geht so.«
    »Ich hatte mehr Begeisterung erwartet!«, rief Jansen aus.
    »Hör mal«, sagte ich und zog ihn zur Seite, »ich habe keinen Bock auf diesen Schrott. Gequälter Smalltalk mit dummen, machtgeilen Menschen. Ich bin außerdem an einer heißen Story dran. Es geht um die Toten aus der Provence. Ich hab rausgekriegt, dass Kolatschke in großem Stil Diebstähle begangen hat, um an seine Antiquitäten zu kommen. Der angebliche Selbstmord war bestimmt Mord.«
    Ich wusste, dass ich gnadenlos übertrieb, denn ich hatte so gut wie nichts auf der Pfanne.
    »Ach du lieber Himmel«, spottete Jansen. »Grappa hat Witterung aufgenommen. Ich dachte, aus dem Alter seist du raus. Hast du mich nicht vor deinem Frankreich-Urlaub gebeten, künftig ruhiger treten zu dürfen?«
    »Ich habe mich eben getäuscht. Kann Boris Thaler sich nicht an den Politikern versuchen?«
    »Der macht doch die Autoschieber-Geschichte!«
    »Na und? Du hältst doch so große Stücke auf ihn. Er recherchiert die Autoschieber und talkt nebenbei mit den Politikern. Das schafft das Großmaul bestimmt mit links.«
    »Wie viel Zeit brauchst du?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht muss ich ja noch mal nach Frankreich fahren.«
    »Das geht aber zu weit«, empörte sich Jansen. »Willst du deinen Urlaub auf Redaktionskosten verlängern?«
    »Nun hör aber auf!« Ich war sauer. »Du weißt genau, dass ich unser Blatt nie betupfen würde. Wenn ich in die Provence fahren muss, dann nehme ich meinen Resturlaub. Lediglich Hotel und Spesen will ich haben.«
    »Da kommt im Leben nichts bei raus«, maulte Jansen weiter.
    »Hab ich dich bisher schon mal enttäuscht?«
    Jansen sagte nichts, brummte aber etwas Unverständliches. Ich wusste, dass ich gewonnen hatte.
    »Sagst du dem Schnösel, dass er die Politikerserie machen muss?«, fragte ich.
    »Klar. Für so eine Drecksarbeit werde ich bezahlt.«
    »Ich muss allerdings sowieso mit ihm reden. Also – wenn du willst?«
    »Sag lieber nichts. Deine diplomatische Art ist ja weltberühmt. Ich werd's als superwichtig verkaufen und sagen, dass nur so ein talentierter Mann wie er so was schafft ... irgendeine Lüge wird mir schon einfallen.«
    »Du bist ein Schatz.« Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
    Kurze Zeit später klopfte ich an Boris Thalers Tür und trat ein. »Halli-hallo«, meinte ich neckisch.
    Thaler schaute kurz in meine Richtung und grüßte knapp. Er hatte die Beine hochgelegt, als würde ihn die Last eines dreißigjährigen Reporterlebens drücken, die Stirn zeigte Sorgenfalten, in der Hand hielt er eine Autozeitung.
    »Störe ich?« Ich wollte es erst mal auf die sanfte Tour versuchen.
    »Nicht mehr als sonst.« Er schickte sich an, die langen Beine vom Tisch zu nehmen.
    »Was macht der Pickel?«
    Er drehte sich zu mir. Seine Haut war leicht gebräunt und makellos. »Sehen Sie noch was?«
    »Nein. Sie haben's noch mal geschafft.«
    »Was?«
    »Dem Tod von der Schüppe zu springen.«
    Er verzog keine Miene.
    »Warum haben Sie so schlechte Laune, Herr Kollege?«, fragte ich mild.
    »Ich stehe vor einem großen Problem«, antwortete er.
    »Kommen Sie mit Ihrer Story nicht weiter?«
    »Es geht nicht um die Autoschieberbande«, klärte er mich auf.
    »Worum geht es dann?« Langsam wurde ich ungeduldig.
    »Ich weiß nicht, ob ich mir im nächsten Frühjahr einen Porsche Boxster oder einen Mercedes SLK bestellen soll.«
    Ich grinste. »Fährt der Mann von Welt nicht zwei Autos – immer passend zum Anzug oder zur Krawatte?«
    »Sie verstehen mich einfach nicht, Frau Grappa«, klagte er.
    »Tut mir Leid«, spielte ich die Zerknirschte. »Irgendwann werden Sie die Frau treffen, Sie sich in Ihre Seelenqual einfühlen kann. «
    Boris Thaler seufzte, nahm die Diamantfeile vor sich auf und begann, seine Nägel zu bearbeiten. »Sagen Sie mir, warum Sie hier sind.«
    Ich setzte

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