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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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denken«, beharrte er. »Mir fiel der Name auch gleich ein, als ich was von Kunsthandel hörte.«
    »Halten Sie sich aus meiner Story raus, dann komme ich Ihnen auch nicht ins Gehege«, riet ich ihm. »Kolatschke gehört mir. Und jetzt lassen Sie den Motor Ihres Angeberautos aufheulen und verduften Sie. Hoffentlich sehe ich Sie so bald nicht wieder.«
    »Davon würde ich nicht ausgehen, Frau Grappa!«
    Thaler öffnete das Dach seines Roadsters, stieg ein und startete. Musik dröhnte aus dem Radio. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, brauste er davon.
    »Das hast du mir eingebrockt«, fuhr mich Peter Jansen an, als ich die Redaktionsräume betrat.
    »Was denn?«, spielte ich die Unschuldige.
    »Thaler hat die Klamotten hingeworfen«, schimpfte er. »Hat einfach gekündigt! Und das heutzutage – wo jeder froh ist, dass er eine Festanstellung hat.«
    »Der wird schon nicht untergehen«, beruhigte ich Jansen. »Mama und Papa werden schon dafür sorgen, dass er nicht in der Gosse endet.«
    »Mag sein. Um ihn mache ich mir die allerwenigsten Sorgen.« Jansen war noch immer aufgebracht. »Wenn du das so gelassen siehst, dann sag mir doch bitte, wer die Politikerserie machen soll? Wie wär's mit dir?«
    »Nicht schon wieder«, stöhnte ich. »Ich dachte, das Thema wäre vom Tisch. Ich bin an einer heißen Story dran.«
    »Dasselbe habe ich heute schon mal gehört. Von Thaler.« Jansen trat wütend gegen einen mannshohen Stapel Zeitungen. »Verdammt noch mal«, brüllte er. »Hat denn in diesem Laden keiner mehr Bock, die schnöde Alltagsarbeit zu machen? Alle fühlt ihr euch zu Höherem berufen – die heißen Storys, die tollen Geschichten ... Investigativer Journalismus? Dass ich nicht lache. Reine Eitelkeiten sind das! Bei Thaler kann ich das ja noch verstehen – der ist jung und am Beginn seiner Karriere. Aber bei dir, Grappa? Von dir hätte ich mehr erwartet.«
    »Und was?« Ich war fasziniert von seinem mittleren Wutausbruch. Eigentlich war Jansen ein bekennender Phlegmatiker.
    »Solidarität, Kollegialität – und ein bisschen Verständnis fürs journalistische Alltagsgeschäft. Ich kann die Zeitung nicht nur mit Revolvergeschichten an den Leser bringen ... Womit, zum Teufel, soll ich jeden Tag acht Seiten zuklatschen?«
    »Mach die Fotos ein bisschen größer«, riet ich ihm. »Du weißt doch: Große Bilder sind schnell geschrieben.«
    »Verarschen kann ich mich selbst, Grappa! Deine Reise nach Frankreich ist auf jeden Fall gestrichen.«
    Das ging zu weit. »Keineswegs! Ich habe meinen Flug nach Marseille schon gebucht«, log ich.
    »Dann bestell ihn wieder ab.«
    »Das werde ich nicht tun«, sagte ich und es war mir bitterernst.
    »Und mit wem soll ich die Zeitung machen?«
    »Du hast die beiden Volontäre, die Kulturtante, den Politschreiber, den Gerichtsberichterstatter, den Sportredakteur und den Producer. Das reicht doch wohl aus, um drei oder vier Wochen über die Runden zu kommen.«
    »Du bleibst hier!«
    »Dann kriegst du gleich noch eine Kündigung – nämlich die meine.«
    »Seit ihr denn alle durchgeknallt?«, jammerte Jansen. »Bin ich denn nur von Künstlern umgeben?«
    Das Wort ›Künstler‹ sprach er ziemlich verächtlich aus.
    »Wir sind eben echte Journalisten«, entgegnete ich. »Das warst du früher auch mal. Erinnerst du dich? Das muss vor dem Zweiten Weltkrieg gewesen sein.«
    »Jetzt kommt diese Leier wieder. Ich weiß ja, dass Leute wie Thaler und du knapp am Genie vorbeigeschrappt seid und dass sich unser Lokalblatt glücklich schätzen darf, wenn ihr überhaupt den PC anschaltet, um eure güldenen Worte an unsere Leser zu verschwenden ...«
    »Ironie steht dir nicht«, behauptete ich. »Hab ich dir bisher tolle Storys angeschleppt oder nicht? Du musst einfach ein bisschen Vertrauen zu mir haben und alles wird gut.«
    »Mensch, Grappa, kapier's doch endlich! Du kannst den Lesern nicht jeden Tag Kaviar vorsetzen. In Bierstadt steht man auf Pfefferpotthast und Möppkenbrot. Und das in großen Mengen.«

Jedoch ich weiß sehr wohl, die Genesung kommt von innen her – wenn man tapfer ist – durch die völlige Ergebung in Krankheit und Tod, durch Aufgabe des eigenen Willens und der Eigenliebe.
    Großes Spiel
    An diesem Tag buchte ich tatsächlich noch den Flug nach Marseille. Ich war wild entschlossen, in der Provence nach weiteren Spuren von Theodor Kolatschke und Isadora Neumann zu suchen – und ich wollte natürlich Antonio Cortez finden, mit dem ich noch eine Rechnung offen

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