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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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hatte. Mir fiel wieder ein, dass er etwas von Skizzen erzählt hatte, die Kolatschke ihm angeblich geklaut hatte. Wenn wenigstens das wahr war, müsste eine Diebstahlsanzeige bei der Kripo in Bierstadt vorliegen. Ich wählte die Nummer der Polizeipressestelle.
    »Wir können noch nichts sagen«, sagte der Öffentlichkeitsmensch, bevor ich überhaupt eine Frage gestellt hatte. »Außerdem hat die Staatsanwaltschaft die Federführung – das wissen Sie doch, Frau Grappa!«
    »Klar weiß ich das«, gab ich – ganz Ohr – zurück. »Wenn Sie mir wenigstens sagen würden, wann genau das Ganze passiert ist.«
    »Gestern Abend, gegen null Uhr. Der Geschädigte verließ mit seinem Gewinn die Spielbank, wurde dabei vermutlich verfolgt, niedergeschlagen und getötet.«
    »Wie brutal«, entsetzte ich mich. »Und das wegen der paar Mark.«
    »So wenig war's nun auch wieder nicht«, kam es prompt aus dem Hörer. »Ungefähr ... na ja ... so um die 20.000 Mark. Den Rest erfahren Sie heute am frühen Abend bei der Pressekonferenz.«
    Ich bedankte mich artig, atmete ein paar Mal tief durch und stürzte aus meinem Zimmer, um Jansen zu informieren. Er besprach sich gerade mit der Kulturredakteurin Frau Bollhagen-Mergelteich.
    »Mord am Casino«, trompetete ich los. »Gib mir einen Knipser und ich liefere dir noch vor meiner Frankreichreise eine runde Story.«
    »Wie? Was?«
    »Ich hab's zufällig erfahren«, triumphierte ich. »Irgendwer wurde gestern Nacht umgenietet und um seinen Gewinn beraubt. Die Bullen sind noch draußen, um die Spuren zu sichern.«
    »Ach deshalb«, lispelte Frau Bollhagen-Mergelteich mit nachdenklichem Gesicht.
    »Was meinen Sie?«, fragte ich.
    »Ich habe mich schon gewundert, warum bei der Spielbank so viele Polizeiwagen standen.«
    »Was haben Sie am Casino gemacht?«
    »Der Generalintendant hat heute Mittag das neue Programm der kommenden Theatersaison vorgestellt. Der Termin fand im La Table statt.«
    »Und Sie haben nicht gefragt, was da los ist? Das kann doch nicht wahr sein!«
    Ich konnte es nicht fassen, dass sich eine Berufskollegin im Nobelrestaurant des Casinos herumtrieb, umgeben von Polizei, ohne auch nur eine schlichte Frage nach dem Grund des behördlichen Aufgebotes zu stellen.
    »Lass gut sein, Grappa!«, warnte mich Jansen vor einem mittleren Wutausbruch. »Nimm den Fotovolontär und fahr raus. Ich plane mal hundert Zeilen ein – und zwei bis drei Fotos.«
    Als wir die Spielbank erreichten, war der Zinksarg mit dem Mordopfer bereits im Leichenwagen. Dem Fotografen gelangen noch ein, zwei Schüsse, dann setzte sich der Bestattungswagen in Bewegung.
    Das, was ich danach sah, ließ meine Laune gefrieren. Boris Thaler stapfte mit wichtiger Miene und wehendem Trenchcoat zwischen den Polizisten umher. Was, zum Teufel, hat diese kleine Ratte hier verloren?, dachte ich.
    Ich würdigte ihn zunächst keines Blickes und lief auf Hauptkommissar Anton Brinkhoff zu. »Hallo«, begrüßte ich ihn. »Hat der Tote auch einen Namen?«
    »Frau Grappa«, sagte Brinkhoff vorwurfsvoll. »Sie wissen doch nur zu gut, dass ich Ihnen nichts sagen darf. Alles, was Sie wissen müssen, sagt Ihnen der Oberstaatsanwalt bei der Pressekonferenz.«
    »Wer hat den Mann entdeckt?«
    »Der da. Das war heute Morgen – so gegen acht.«
    Brinkhoff deutete mit dem Kinn auf Thaler, der jetzt eifrig in seinem Notizbuch rumkrakelte.
    »Auch das noch!«, stöhnte ich.
    Ich ließ den Hauptkommissar stehen und pirschte mich an Thaler heran.
    »Na, auch schon da?«, begrüßte er mich mit maliziösem Lächeln.
    Ich überhörte die in Worte verpackte Beleidigung. »Wer ist der Mann?«
    »Keine Ahnung. Ich wollte eigentlich nur meinen Wagen parken. Zufällig hielt ich neben einem schwarzen Mercedes SL. Ich guckte ins Cockpit und sah die Bescherung.«
    »Der Mann saß noch drin?«
    »Klar. Zuerst dachte ich, er schliefe. Ich hab ans Fenster geklopft, es kam aber keine Reaktion. Dann sah ich Blut, glaubte, er sei verletzt. Schließlich hab ich die Tür geöffnet und er fiel mir entgegen. Dabei habe ich mir noch meinen Mantel versaut – schauen Sie!«
    Thaler deutete mit angewiderter Miene auf einen verschmierten dunkelroten Fleck, der seinen hellen Mantel verunstaltete.
    »Sie Ärmster! Sie haben mein volles Mitleid«, höhnte ich. »Schicken Sie den Hinterbliebenen des Opfers doch die Rechnung der chemischen Reinigung.«
    »Danke für den Tipp«, grinste er. »Und jetzt stellen Sie Ihre Fragen.«
    »Welche Fragen?«
    »Ich habe nichts

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