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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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heißen?«
    »Wenn die Story was wird, krieg ich Spesen, Flug und Mietwagen erstattet.«
    »Du bist verrückt. Das wird nie was. Ich glaube, du bist nur hinter diesem Kerl her. Cortez.«
    »Bestimmt nicht«, widersprach ich und fühlte, dass ich einen roten Kopf bekam. Jansen merkte zum Glück nichts, dazu war das Licht zu schummerig.
    »Weißt du eigentlich, wer Cortez war?«, fragte er. »Ich meine – früher.«
    »Ein spanischer Eroberer im Mittelalter.«
    »So ist es. Er war der grausamste und unmenschlichste Conquistador, den Spanien hervorgebracht hat. Er hat aus reinem Spaß Indianerstämme abgeschlachtet.«
    »Und? Was willst du mir damit sagen?«
    »Nur, dass du vorsichtig sein sollst.«
    »Pas de problème, mon ami.«

Leiden, ohne sich zu beklagen, ist die einzige Lektion, die man in diesem Leben lernen muss.
    Hochsommer
    Nach dem Mahl im Swabedoo kehrte ich in die Redaktion zurück. Ich hatte noch etwas Wichtiges von meinem Büro aus zu erledigen.
    »Isch will mit keinem Journalisten mehr sprechen«, sagte die Frau am Telefon unter Schluchzen. Ihr Akzent war unverkennbar französisch.
    »Haben Sie keine Angst«, sagte ich und versuchte, meiner Stimme einen mütterlichen Klang zu geben. »Ich weiß, was Sie durchgemacht haben. Eine schlimme Sache ... und so brutal. Ich hoffe, Herr Dr. Stenzel hat Sie entsprechend abgesichert.«
    »Isch weiß nischt«, stammelte die Maus. »Isch muss den Anwalt von Eugen sehen.«
    »Wie lange waren Sie schon zusammen?«
    »Noch nischt lange. Isch fahren zurück chez mes parents en France .«
    »Aus welcher Gegend in Frankreich kommen Sie?«
    »Isch abe gelebt in Apt. C'est dans le Lubéron .«
    Mir wurde heiß. Apt war vier oder fünf Kilometer von Saignon entfernt, der Stadt, in der Theodor Kolatschke seine Frau und sich selbst umgebracht hatte.
    »Wie haben Sie sich kennen gelernt?«
    » Mon dieu. Je n'ai pas envie ... Warum wollen Sie das wissen?«
    »Mich interessieren die menschlichen Aspekte von Verbrechen«, sülzte ich. »Immerhin haben Sie einen schrecklichen Verlust erlitten. Also – wie war das?«
    »Eugen at einige Länder dort gekauft«, schluchzte die Geliebte des Mordopfers. »J'ai travaillé chez le notaire d'Apt.«
    Ich hatte genug gehört. Eine Frage jedoch hatte ich noch. »Warum haben Sie eben gesagt, dass Sie mit keinem Journalisten mehr sprechen wollen?«
    »Da war eine Mann«, klärte sie mich auf. »Er at schrecklische Fragen gestellt. Er war sehr ... effroyable .«
    Das war Thaler, dachte ich, er hatte die gleiche Idee gehabt wie ich. Ich verabredete mich mit Mademoiselle für den nächsten Tag und legte auf.
    Nachdenklich verließ ich mein Büro. Es wurde Zeit, nach Hause zu gehen. Ich musste noch eine Waschmaschine füllen und anfangen, Koffer zu packen.
    In der Provence war es jetzt Hochsommer. Die Feigen würden reif sein und der Wein hätte erste kleine Trauben gebildet. Die Scharen der Touristen würden Dörfer, Felsen, Wälder und Ebenen tot fotografieren und es sich dabei gut gehen lassen. Auf den Märkten würde mehr Honig feilgeboten, als die Provence je würde erzeugen können, die Immoblienmakler würden jede verfallene Scheune als Ferienhaus anpreisen, die Gastronomen das Letzte aus Küche und Personal herausquetschen und die Hoteliers hätten keine Sorge, dass eine ihrer Kammern leer stehen könnte.
    Doch ich dachte auch an die Wärme der Sonne auf meiner Haut, an den leisen Wind in meinen Haaren, den Geruch der Garrigue und des Knoblauchs, an den Duft des Steineichenholzes auf dem Grill, an den kühlen Rosé du Lubéron und den weichen, rubinroten Château de la Canorgue auf meiner Zunge.

Jetzt haben wir hier eine glorreiche, gewaltige Hitze ohne Wind, das ist etwas für mich. Eine Sonne, ein Licht, das ich mangels besserer Bezeichnung nur gelb, blasses Schwefelgelb, blasses Zitronengold nennen kann. Ach, schön ist das Gelb!
    Schwarze Mitte
    Sie hieß Francine und trauerte wirklich um ihren gemeuchelten Liebsten. Ich zog die Show ›Von Frau zu Frau‹ ab und bekam, was ich wollte.
    Sie zeigte mir Fotos aus vergangenen besseren Tagen: Eugen und Francine im Bistro, vor einer romanischen Kirche, im Café de nuit in Arles. Immer neckisch und sehr verliebt. Und sehr lebendig – besonders er. Und ich hatte ihn liegen sehen – ziemlich tot und das für immer.
    Ein Foto jedoch mobilisierte meine Gehirnströme mehr als die traute Verliebtheit im Bild.
    »Wer sind diese Leute?«, fragte ich Francine.
    Das Foto zeigte den toten Stenzel

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