Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Glasfenster sind wie Flecke aus Ultramarin, das Dach ist violett und zum Teil orange. Im Vordergrund etwas blühendes Grün und rosafarbener, sonnenbeschienener Sand.
    Süßes umsonst
    Ich musste den Hund wieder finden. Von ihm führte der Weg zu der alten Frau, von dieser zu Cortez. Thalers Anschuldigungen, Cortez könne mit der Kunstmafia gemeinsame Sache machen, passten mir nicht. Ich hatte eher Joe Sterner in Verdacht. Denn wenn Cortez wirklich schuldig war, dann wäre er auch ein Mörder – sonst ergab die ganze Sache überhaupt keinen Sinn.
    Und Kolatschkes Tod war eindeutig. Er hatte Isadora getötet und dann sich selbst. Ich hatte in jener Nacht den Schrei der Frau gehört, dann die beiden Schüsse. Nichts deutete auf Mord hin.
    Bei Stenzel lag die Sache anders. Cortez war in der Nähe gewesen – der Anruf auf meinem Handy war der Beweis. Aber warum hatte er mich aufgefordert, mich um Stenzels Vorleben zu kümmern? Ohne diesen Anruf hätte ich nie eine Verbindung zu Kolatschke vermutet.
    Ich wusste zu wenig, um diese Fragen zu beantworten. Spekulationen und Gedankenspiele, so wie Boris Thaler sie betrieb, führten zu nichts. Hier war harte Recherche angesagt.
    Ich zeigte Thaler sein Zimmer und teilte ihm mit, einen Spaziergang machen zu wollen. Aber allein. Um über seine supertollen Recherchen mal in Ruhe nachzudenken. Er fühlte sich geschmeichelt und versprach, den Rest des Tages relaxen zu wollen. Ob noch genug Wein vorhanden sei? Selbstverständlich.
    Ich legte meinen Rucksack an und stiefelte ins Dorf. Die Hitze des frühen Nachmittags flirrte, ich bekam Urlaubsgefühle wie eine ganz normale Touristin, die nach einem verregneten Sommer in germanischen Gefilden Sonne und Wärme tankt.
    Der steile Weg war mit groben Steinen gepflastert, die schon seit vielen hundert Jahren beschritten wurden. Mein Ziel war das kleine Café, das inmitten des Dorfes lag – seitlich einer romanischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert und gegenüber dem Lavoir , einem steinernen Bassin, in dem die Dorffrauen zu früheren Zeiten ihre Wäsche gewaschen hatten.
    Die Tische waren possierlich angeordnet, einige lagen im Schatten des Hauses, andere wurden durch Sonnenschirme geschützt. Ich setzte mich in die pralle Sonne – es wäre doch gelacht, wenn ich nicht ein bisschen Bräune mitbringen würde aus diesem Urlaub.
    Ich orderte un grand café und eine Flasche Perrier mit Eis. Als der Patron mit den Sachen zurückkam, bat ich ihn, sich kurz zu mir zu setzen. Ich beschrieb ihm den Hund, den ich auf dem Felsen und auf dem Foto gesehen hatte. Er behauptete, ein solches Tier niemals gesehen zu haben. Auch die alte Frau wollte er nicht kennen. Mein Gefühl sagte mir, dass er log. Aber warum?
    Es machte keinen Sinn, weiter in ihn zu dringen. Dörfler können sehr störrisch sein – in Frankreich genauso wie in Deutschland.
    Ich reckte mich der Sonne entgegen, schloss die Augen und dachte an Cortez. Wann würde ich ihn wieder sehen?
    »Ach, da sind Sie!«
    Ich blinzelte und erkannte die Silhouette von Boris Thaler. Warum hatte er nicht im Haus bleiben können?
    »Was liegt an?«, entgegnete ich unwirsch.
    »Wir sollten einen Plan entwerfen«, meinte er.
    »Das sollten wir. Aber nicht heute.«
    »Und warum nicht heute?«
    »Wir haben beide Wein getrunken, es ist schon Nachmittag – was also sollten wir noch unternehmen?«
    »Nur reden.«
    »Reden? Sie haben doch ein Handy. Wenn Sie reden wollen, dann rufen Sie irgendjemanden an.«
    »Und wen?«, fragte er.
    »Was weiß ich? Vielleicht Ihre Freundin.«
    »Ich habe keine Freundin.«
    »Wie das? Sie sehen doch ganz passabel aus.«
    »Keine Zeit für so was. Aber ich gönne mir ab und zu mal eine Affäre.«
    Ich musste lachen. Das Wort ›Affäre‹ hörte sich aus seinem Mund so an, als würde ein Fünfjähriger im Kindergarten über die Herstellung einer Neutronenbombe philosophieren.
    »Setzen Sie sich endlich. Wir fangen morgen an.«
    In dem Augenblick klingelte mein Handy. Mit klopfendem Herzen drückte ich die Taste. Er war es.
    »Geht es dir gut?«, war seine Frage.
    »Sicher. Es war was zum Essen im Haus und genügend Wein.«
    Er lachte. »Wir sollten uns treffen.«
    »Das sollten wir.« Meine Knie waren weich.
    »Darf ich einen Vorschlag machen?«
    »Ich höre.«
    »Könntest du nach Arles fahren?«
    »Sicher.« Ich schielte zu Thaler hin, der die Ohren spitzte, um etwas mitzubekommen. Ich musste meine Worte mit Bedacht wählen – weder Zeit noch Ort des Treffens verraten –

Weitere Kostenlose Bücher