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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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zumindest bis ich nicht sicher war, ob ich dem Nachwuchstalent wirklich vertrauen konnte.
    »Ich schlage ein Mittagessen vor. Im Café de nuit an der Place du Forum. Wann könntest du dort sein?«
    »Mach du einen Vorschlag.«
    »Gegen 12 Uhr mittags.«
    »D'accord.«
    »Maria?«
    »Ja?«
    »Komm allein. Ohne den jungen Mann, der neben dir sitzt.«
    Cortez beendete das Gespräch. Mein Kopf schnellte hoch, meine Augen schweiften über den Dorfplatz, zu den Häusern hinauf, hinter Fenster und Gartenmauern – doch ich sah nichts. Cortez beobachtete uns und ich konnte nicht behaupten, dass mir das gefiel.
    »Wann treffen Sie sich mit ihm?«, wollte Thaler wissen.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, log ich.
    »Cortez hat doch gerade angerufen – oder etwa nicht?«, beharrte er.
    »Das war ein Freund aus Deutschland«, entgegnete ich. »Er will vielleicht vorbei kommen. Ich habe ihn aber vertröstet.«
    »Ich dachte, wir arbeiten zusammen«, klagte Thaler. »Ich finde Ihr Verhalten nicht fair.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, blaffte ich. »Sie nerven. Wenn das so weiter geht, dann sehe ich schwarz für die nächsten Tage.«
    »Wenn Sie sich wirklich mit Cortez treffen, dann sollten Sie vorsichtig sein. Der Mann ist gefährlich. Haben Sie eigentlich seine Handy-Nummer?«
    »Nein.«
    »Haben Sie eben nicht auf Ihr Display geschaut? Erschien da nicht seine Nummer?«
    »Nein. Ich habe nichts bemerkt. Da waren keine Ziffern zu sehen.«
    Thaler lachte. »Reingefallen.«
    Jetzt erst merkte ich, dass er mich ausgetrickst hatte. Als ich sein verschmitztes Gesicht sah, musste ich ebenfalls lachen. »Sie haben es faustdick hinter Ihren Ohren«, grinste ich. »Ich werde Cortez morgen treffen.«
    »Ich komme mit.«
    »Auf gar keinen Fall. Er hat gesagt, dass ich Sie nicht mitbringen soll. Er beobachtet uns nämlich.«
    »Sehen Sie! Der Mann ist nicht zu unterschätzen.«
    »Ich bin auch nicht zu unterschätzen«, behauptete ich. »Ich bin sicher, dass er mir nichts tun wird. Und wenn doch – dann rächen Sie mich doch bestimmt, oder?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Was Sie heute Abend für mich kochen.«
    »Ich? Kochen? Für Sie?«
    »Für uns. Lassen Sie uns zu dem kleinen Markt da hinten gehen. Da gibt es bestimmt leckere Sachen zu kaufen.«
    »Sie müssen aber mithelfen. Ich brauche jemanden für die groben Arbeiten. Und den Grill müssen Sie anwerfen.«
    »Gerne«, strahlte Thaler. Die Vorfreude auf leibliche Genüsse machte ihn fast sympathisch.
    Ich deutete dem Patron an, dass ich zahlen wollte.
    »Wer weiß?«, murmelte ich. »Vielleicht wird's das letzte Mahl meines Lebens.«
    »Haben Sie etwa doch Angst?«
    »Nein. Wie könnte ich? Mit Ihnen an meiner Seite.«
    »Eben.« Er hatte die Ironie in meinem letzten Satz nicht kapiert oder ganz einfach überhört.
    Ich zahlte und wir trotteten zum Markt. Das Angebot war klein, aber fein.
    Wir entschieden uns für junge Artischocken, Tomaten, knackigen römischen Salat, weiße Zwiebeln, frischen Knoblauch.
    »Welches Fleisch?«, fragte ich. »Lamm oder was anderes?«
    »Was heißen diese Vögel?« Thaler deutete auf die Auslage eines Fleischstandes.
    »Ce sont des cailles« , antwortete die Markthändlerin. Kleine, zarte Wachteln lagen dort, mit blanken bleichen Brüsten, angelegten gerupften Flügeln, halb beflaumten Schenkeln mit gelblichen Krallen und langen mageren Hälsen mit winzigen Köpfchen. Sogar die Augen waren noch da, die kleinen Schnäbelchen aufgerissen. Ein bemitleidenswerter Anblick, wie ich fand. Doch Thaler war begeistert.
    »Wissen Sie, wie man die kocht?«, fragte er mich.
    »Sicher. Die werden jedoch nicht gekocht, sondern gegrillt. Es ist aber eine Schande, dass wir Menschen uns an solch kleinen Tierchen vergreifen.«
    Unbeeindruckt von meinen Gewissensbissen orderte Thaler sechs Wachteln. Ich entschied, dass ich sie mit Knoblauch und Rosmarin füllen würde. Wir erstanden noch zwei honiggelbe Cavaillon-Melonen – eine Melonenart, für die die Provence berühmt war.
    »Und jetzt der Nachtisch«, sagte Thaler und steuerte eine Patisserie an. Hier brachte er die Verkäuferin in schiere Verzweiflung, indem er sich jedes einzelne Törtchen ausführlich erklären ließ.
    Hinter uns bildete sich eine Schlange, doch die Ureinwohner regten sich nicht auf. Ganz im Gegenteil – sie lauschten amüsiert dem Dialog zwischen Anbieterin und Kunden. Erst als ein deutsches Touristenpaar den Laden betrat, wurde es ungemütlich.
    »Geht das hier endlich mal

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