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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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einfachen Leute – Bauern, Handwerker, Kneipiers, Tagelöhner – bei der Arbeit, in Kneipen oder bei Ruhepausen in offener Landschaft. Die Härte und Mühe, aber auch die Würde der Arbeit hatten ihn fasziniert, aus seinen Briefen und Äußerungen ging hervor, dass er überzeugter Sozialist gewesen war und dem Ideal einer herrschaftsfreien Gesellschaft nachhing. Van Gogh fühlte sich mit den einfachen Menschen, die er malte, solidarisch.
    Es wurde Zeit, dass ich mich ankleidete. Ich schlüpfte in praktische Baumwollsachen und ging wieder nach unten.
    Ich hing noch meinen Gedanken nach, als ein Motor auf der Straße über mir aufheulte und mich roh in die reale Zeit zurückholte. Boris Thaler rückte an. Damit dürfte es mit der Ruhe vorbei sein, seufzte ich innerlich und sah ihm zu, wie er sich bemühte, seinen tief liegenden Roadster nicht auf die groben Steine zu setzen. Er agierte sehr sorgfältig und hochkonzentriert. Schließlich hatte er den Hof erreicht und stellte den Motor ab.
    »Hallo, Frau Grappa«, begrüßte er mich und musterte die Umgebung.
    »Bisschen schlicht, oder?«, meinte er mit Blick auf das Haus. »Und eine verdammt schlechte Straße für meinen Boliden.«
    Ich musste kurz überlegen, bis ich begriff, dass er sein Gefährt meinte. »Hätte ich eher gewusst, dass Sie hier auflaufen, hätte ich natürlich ein Schloss gemietet«, muffelte ich ihn an. »Und 'nen roten Teppich ausgerollt, damit Ihre Schuhe nicht einstauben.«
    »Macht ja nichts«, sagte Thaler gnädig. »Sie konnten sich auf mein Kommen ja nicht vorbereiten.«
    »Danke für Ihr Verständnis«, entgegnete ich ironisch.
    Er war nicht nach Urlaub angezogen, sondern wie üblich aus dem Ei gepellt: schwarzer Anzug, weißes Hemd, glänzende Schuhe. Das Einzige, was zu Ferien in der Sonne passte, war eine goldumrandete Designersonnenbrille.
    Ich guckte an mir herunter. Barfuß, nackte Beine, kurzer schwarzer Rock und blaues Sonnentop. Alles irgendwie praktisch, nicht schön und nicht teuer.
    Thaler schritt zum Kofferraum und packte einen Koffer aus. Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen.
    »Wollen Sie etwa länger hier bleiben?«, fragte ich verblüfft.
    »Was dachten Sie denn?«
    »Im Ort gibt's ein nettes Hotel«, teilte ich ihm mit. »Die freuen sich sicher über einen so unkomplizierten Gast wie Sie.«
    »Geht nicht«, sagte Thaler lapidar. »Wie Sie wissen, habe ich gekündigt. Ich muss mein Geld zusammenhalten. Ich ziehe hier ein. Könnten Sie mir bitte mein Zimmer zeigen? Durst habe ich auch.«
    »Darf ich Ihnen den Koffer hinauftragen?« Ich spürte, wie Wut in mir hochstieg.
    »Gern«, stimmte er zu. »Derweil fahre ich meinen Wagen unter den Baum da drüben. Es schadet den Lederpolstern, wenn die Sonne so darauf brennt.«
    Thaler klemmte sich wieder hinters Steuer. Blasierter Affe, dachte ich, na warte, so kannst du mit mir nicht umspringen.
    Ich gab seinem Koffer einen Tritt und ging ins Haus.
    Im Kühlschrank war Mineralwasser. Das Wasser lief ins Glas, ich wollte gerade trinken, als Gezeter zu mir drang. Irgendwas war da draußen los und es hatte mit Thaler zu tun. Ich lief wieder hinaus in den Garten.
    »Hau ab, du schmutziges Vieh«, schrie der Schnösel und bedrohte einen großen Hund, trat gar nach ihm.
    »Lassen Sie das Tier in Ruhe!«, brüllte ich ihn an. »Und hören Sie auf, hier herumzuplärren. Ich mag Tiere und wenn Sie hier wohnen wollen, dann gewöhnen Sie sich gefälligst daran.«
    Ich kniete mich nieder und versuchte, den Bello anzulocken. Vergebens. Thaler hatte das arme Tier völlig verstört. Mit eingeklemmtem Schwanz rannte der Hund weg. Er war groß und braun und hatte eine weißgezackte Pfote.
    »Verdammt noch mal«, schimpfte ich. »Das ist er.«
    Ich lief hinter dem Braunen her, verfolgte ihn durch ein paar enge Gassen, verlor ihn aber nach kurzer Zeit. Thaler hatte die Sache vermasselt.
    Atemlos kehrte ich zum Haus zurück. Thaler saß am Steintisch, die Beine hochgelegt, vor sich ein Weinglas gefüllt mit Rosé.
    Ich stürzte zu ihm. »Eins wollen wir doch mal klarstellen«, giftete ich. »Ich bin der Boss und ich habe das Haus gemietet. Sie haben sich mir anzupassen. Der Hund, den Sie gerade gequält haben, war eine Spur in der Story. Und jetzt ist er weg. Und ich bin ziemlich sauer.«
    »Tut mir Leid.« Es klang leicht zerknirscht.
    »Außerdem ...«, fuhr ich fort, »... wenn Sie sich schon an meinem Wein vergreifen, dann hätte ich auch gern ein Glas.« Ich setzte mich.
    Thaler guckte,

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