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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ich, hatte seine Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt und trug eine mürrische Miene zur Schau.
    »Bonjour« , grüßte ich. »Ich trink noch einen Kaffee und dann muss ich los.«
    »Mein Kopf!«, jammerte Thaler. »Haben Sie eine Tablette?«
    »Ja.«
    »Aspirin?«
    »Nein. Zyankali.«
    »Sehr witzig«, stöhnte er und legte die Hände auf die Stirn. »Haben Sie denn gar kein Herz?«
    »Heute nicht. Ich bin dann weg. Bringen Sie die Küche in Ordnung?«
    Überall stand Geschirr mit Essenresten herum, die Aioli hatte eine dunkelgelbe Haut bekommen, auf dem Boden lagen Knoblauch- und Zwiebelschalen.
    »Was meinen Sie?«, fragte er fassungslos.
    »Aufräumen, spülen und einmal durchfegen.«
    »Ich?«
    »Ich?«, äffte ich ihn nach. »Wer denn sonst? Sehen Sie hier sonst noch jemanden?«
    »Können wir das nicht zusammen machen?«
    »Können wir nicht«, blaffte ich. »Wer hat gekocht und das Essen bezahlt?«
    Er schluckte. »Geht klar.«
    »Braver Junge.«
    Na also, dachte ich, eine lockere Mischung aus Druck und Lob kommt bei ihm offenbar gut an.
    »Haben Sie eigentlich einen Mann?«, fragte Thaler.
    »Zurzeit nicht«, antwortete ich und dachte an Cortez. Nein, er gehörte nicht zu mir. Vielleicht war er so was wie ein Freund, vielleicht aber auch ein Feind.
    »Haben Sie was gegen Männer?«
    »Überhaupt nicht«, strahlte ich.
    »Glaube ich nicht«, meinte Thaler. »So was wie Sie nennt man doch gemeinhin eine Emanze .« Er sprach das Wort aus, als habe er eine giftige Kröte im Mund.
    »Ich liebe und verehre das männliche Geschlecht. Ich setze mich außerdem immer dafür ein, dass die natürlichen Gaben von Männern gefördert werden.«
    »Und die wären?«, lieferte er mir die Steilvorlage.
    »Kaffee kochen, Weinkisten schleppen, grobe Küchenarbeiten und einfache Handwerkstätigkeiten im Haus – natürlich nur solche Arbeiten, die sie in ihrer schlichten Motorik nicht überfordern.«
    Statt zu kontern, hielt sich Thaler wieder den Schädel. Es hatte ihn schlimm erwischt.
    »Im Bad liegen Aspirintabletten«, sagte ich in einem Anflug von Mitleid. »Lösen Sie zwei in Wasser auf und legen Sie sich wieder ins Bett.«
    Zehn Minuten später hatte ich meine Sachen zusammengekramt. Für alle Fälle griff ich nach der Straßenkarte.
    »Der Weg nach Arles ist ganz einfach zu finden«, sagte Thaler.
    »Woher wissen Sie, dass ich nach Arles will?«
    »Wusste ich gar nicht. Aber jetzt weiß ich's. Viel Spaß – und passen Sie auf sich auf. Wen soll ich benachrichtigen, wenn Sie abgängig sind?«
    »Das Bierstädter Tageblatt .«
    »Das ist alles?«
    »Ja. Und sagen Sie Peter Jansen, dass er meine Katze nehmen soll. Oder wollen Sie sie adoptieren?«
    »Um Gottes willen.« Das Entsetzen stand Thaler ins Gesicht geschrieben. »Ich hasse alle Tiere, die man nicht essen kann.«

Mein Haus hier ist außen buttergelb gestrichen und hat hartgrüne Fensterläden, es liegt mitten in der Sonne an einem Platz, an dem auch ein grüner Park ist mit Platanen, Oleandern und Akazien. Und innen ist alles weiß getüncht, und der Fußboden sind rote Fliesen. Und darüber der leuchtendblaue Himmel. Da drin kann ich wirklich leben und atmen und nachdenken und malen.
    Gelb, gelb, gelb ...
    Die Straßen in der Provence waren zurzeit ziemlich befahren, doch gut ausgebaut. Ich kam zügig voran. Von Apt aus nahm ich die Straße nach Coustellet, fuhr durch den Melonenort Cavaillon, ließ das römische Glanum links liegen und kam kurz nach elf Uhr in Arles an. Ich fand einen Parkplatz in der Nähe der alten Stadtmauer.
    Touristenströme pilgerten zum antiken Theater, Reiseführer, Fotokameras und Postkarten mit sich herumschleppend. Als eine junge Frau in Arlesianerinnen-Tracht des Weges kam, wurde sie hektisch fotografiert. Sie ließ es über sich ergehen und verteilte anschließend Werbezettel für ein Restaurant.
    Ich hatte nicht genug Zeit für eine Stadtbesichtigung. Ich fragte nach der Place du Forum und erfuhr, dass das Café de nuit ganz in der Nähe sein musste. Zwischendurch schaute ich mich verstohlen um, konnte aber niemanden entdecken, der mich beobachtete oder mir folgte. Alles sah da noch nach einem völlig normalen Morgen aus.
    Ich bummelte ein wenig herum, erstand einige Postkarten mit Van-Gogh-Bildern und kaufte ein Buch, das vom Leben des Malers handelte. Ich setzte mich an den Rand eines Brunnens und las darin. Hier – in der Provence – hatte van Gogh die Farben explodieren lassen. Er bewohnte ein Haus in Arles, das als

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