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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Nichts weiter.«
    »Nur Sex?«
    »Sex – zwischen zwei erwachsenen Menschen, denen zu diesem Zeitpunkt danach war. Und nur danach.«
    »Dann habe ich mich in dir getäuscht.« Er setzte ein betrübtes Gesicht auf.
    »Zieh nicht so eine verdammte Show ab«, giftete ich. »Du hältst mich wohl für ziemlich naiv?«
    »Du bist ziemlich kompliziert«, seufzte Cortez. »Willst du das Bild nun sehen, oder nicht?«
    »Natürlich will ich. Ich will auch die Story. Ich will aber nicht, dass du mit meinen Gefühlen Fußball spielst oder Tango tanzt. Und belogen werden – das will ich am allerwenigsten.«
    »In Ordnung«, lächelte Antonio Cortez. »Dann bist du also dabei?«
    Ich kam nicht dazu, die Frage zu beantworten, denn ein unangenehmes Geräusch ließ mich hoch schrecken. Ein großes Geländefahrzeug mit verdunkelten Scheiben näherte sich dem Café mit erheblicher Geschwindigkeit. In unmittelbarer Nähe zu unserem Tisch trat der Fahrer auf die Bremse, die Beifahrertür wurde aufgestoßen.
    »Runter!«, schrie Cortez und riss mich vom Stuhl. Plötzlich fand ich mich auf dem Pflaster zwischen den metallenen Tischbeinen wieder, war völlig verwirrt, hörte das Rattern einer Maschinenpistole und einzelne angstvolle Schreie. Cortez lag halb auf mir, atmete schwer, hielt meinen Kopf, um mich zu beschützen.
    Dann wieder das Aufheulen eines Automotors, Reifenquietschen, Fahrgeräusche, keine Schreie mehr, dafür aber mehrstimmiges Wimmern.
    »Das galt uns«, raunte Cortez in mein Ohr. Wir lagen noch immer auf dem Boden, er hatte seinen Mund an meiner Wange, sein Oberkörper lag schützend über meinem, ich schloss die Augen – nicht vor Angst, sondern weil ich diesen vertrauten Augenblick so lange wie möglich auskosten wollte.
    »Lass uns schnell verschwinden«, flüsterte Cortez. »Ich habe keine Lust, der Polizei Auskünfte geben zu müssen.«
    »Okay«, stammelte ich, immer noch ein bisschen benommen – ob von dem Ereignis oder seiner Nähe – ich wusste es nicht.
    Wir rappelten uns hoch. Im Café de nuit war noch Verwirrung und totales Chaos angesagt. Menschen stolperten durcheinander, Schreie nach der ›Police‹ schallten über die Place du Forum, Sirenen näherten sich.
    Cortez hakte sich bei mir ein, wir schlenderten in gemächlichem Tempo an der Hauswand entlang auf den Platz. Ein dunkelblauer Polizeiwagen fuhr vor, es folgten weitere, die Flics rannten ins Café.
    »Oh, Gott, was war das?« Langsam kroch mir der Schreck über das Erlebte die Wirbelsäule hoch.
    »Maria, hab keine Angst«, bat Cortez zärtlich. »Es wird alles gut. Glaub mir, ich sorge dafür, dass dir nichts passiert.«
    Ich blickte in seine Augen und dachte wieder an frische Gletscherseen. Ich sah seinen Mund und dachte an unbekannte Früchte, ich sah seine Zähne und dachte an Perlmutt in irgendwelchen Südseen. Meine Lippen näherten sich seinen und wir trafen uns zu einem tiefen Kuss.
    Einige Augenblicke später war ich wieder in der Realität.
    »Wann kann ich das Bild sehen?«, wollte ich wissen.
    »Warte ab.«
    Er hatte mich vom Platz weggeführt in irgendeine Gasse. Die Sirenen der Polizeiautos waren nur noch schwach zu hören.
    »Wir müssen uns jetzt trennen«, sagte Cortez. »Sag diesem Thaler nicht, was wir miteinander besprochen haben. Ich traue diesem Mann nicht.«
    »Er ist harmlos«, behauptete ich. »Er ist jung und ehrgeizig, doch es mangelt ihm an Wissen und Erfahrung.«
    »Das mag sein. Unterschätze seinen Ehrgeiz nicht – und seine Gier nach Geld.«
    »Wie kommst du darauf, dass er geldgierig ist?«
    »Willst du es wirklich wissen?«
    »Sicher. Nun sag schon!«
    »Er hat Kontakt zu Leuten aufgenommen, die hinter dem Bild her sind.«
    »Und?« Ich verstand noch immer nicht.
    »Er hat ihnen angeboten, das Bild für sie zu finden. Gegen Geld natürlich. Damit sie es stehlen können.«
    »Ach, Quatsch. Thaler soll ein doppeltes Spiel spielen? Das glaube ich nicht. Er ist ein bisschen überheblich – aber sonst ist er okay.«
    »Du täuschst dich.«
    Wir schlenderten Hand in Hand über einen Platz. Hier hatten Markthändler ihre Stände aufgebaut. Die provencalische Sonne brannte auf die nackte Haut meiner Arme, aus irgendeinem Haus ertönte Musik, ich roch den Duft von Lavendel und Feigen, erblickte das warme Rot von Tomaten und das flache Grün von Artischocken, sah auf schwarzviolette Auberginen und honiggelbe Melonen.
    Meine Stimme war heiser, als ich sagte: »Thaler hält dich für den Mörder. Seiner Meinung nach hast

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