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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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neckisch als »Bengel« zu bezeichnen pflegte. »Mann, ist der aber groß!«
    Manuela versuchte ihrer Stimme einen Hauch von Anerkennung und Verblüffung zu geben. Sie ließ die Kerle gern im Glauben, dass ihr Ding was ganz Besonderes sei – in puncto Größe. Das hob das Geschäft und machte manches Scheinchen extra locker.
    Nur nicht in diesem Winter. Da war das meiste sowieso zusammengeschrumpft wie eine autistische Schnecke und sie musste sich doppelt anstrengen, bekam aber nicht die zweifache Kohle.
    Der Kandidat bemerkte nicht, dass sich ein Auto an die Stoßstange seines Wagens heftete. Er hatte zwar einen flüchtigen Blick in den Rückspiegel geworfen, sich dann aber wieder dem Straßenverkehr vor ihm zugewandt. Er gehörte nicht zu den Menschen, die zugleich gucken, denken und Rückschlüsse ziehen konnten. Bei ihm ging alles immer schön der Reihe nach.
    Manuela hatte sein Teil gerade in der Faust und massierte es lustlos, als Blaulicht gleißte. »Scheiße, die Bullen«, meinte sie trocken.
    »Bullen?« Der Kandidat war erstaunt, dann dachte er nach. Doch noch vor dem Ende des Denkvorgangs hatte der Polizeiwagen seine Limousine überholt, knapp vor ihr gestoppt und Willi Junghans sah das rote Licht der Kelle.
    »Pack ihn weg«, schnauzte der Kandidat. Dann stoppte er notgedrungen.
    Manuela stopfte die Hand voll ins mako-gekämmte Unterkleid zurück und zerrte, etwas roh, den Reißverschluss nach oben.
    »Aua!«, brüllte der Politiker, doch er hatte wenig Zeit, den Verlust eingeklemmter Schamhaare zu betrauern, denn ein Polizeibeamter stand bereits neben dem Fahrerfenster und strahlte mit einer starken Taschenlampe ins Wageninnere.
    Willi Junghans drückte auf die Taste, die für das automatische Öffnen und Schließen der Fenster zuständig war.
    »Schönen guten Abend, die Herrschaften!« Der Ton des jungen Kriminalbeamten in Zivil war erfrischend freundlich, doch wer genau hinhörte, spürte den stolzen Unterton eines erfolgreichen Beutemachers. »Mein Name ist Jochen Baumann, Kriminalobermeister.«
    Baumann hielt dem Kandidaten den Dienstausweis vors Gesicht. Dann senkte der Kripomann den Kopf, erblickte die Frau auf dem Beifahrersitz. »Hallo, Manuela.«
    Leises Unbehagen ergriff von Willi Junghans Besitz. Er hatte plötzlich das untrügliche Gefühl, dass dieser Abend seinem Leben eine unvorhergesehene Wendung geben könnte. Doch er wäre nicht der Kandidat seiner Partei geworden, wenn er sich so einer Herausforderung verweigert hätte.
    »Ihre Papiere bitte!« Jochen Baumanns Ton war noch immer höflich. Er hatte mit dem Blick des geschulten Fahnders erkannt, dass der dicke Schlitten neu an die 150.000 Mark kosten musste.
    Jochen Baumanns Kollege Wilhelm Müller war im Wagen geblieben, um für die Kollegen in der Leitstelle des Polizeipräsidiums erreichbar zu sein. Dort wurde nämlich gerade überprüft, ob der BMW als gestohlen gemeldet und wer der Halter war.
    »Willi Junghans«, plärrte es aus dem Funkgerät.
    »Junghans?«, sprach Wilhelm Müller vor sich hin. »Junghans?« Dann fiel es ihm ein. Er stieg aus, um seinem jungen Kollegen Jochen Baumann zur Seite zu stehen.
    »Sie kennen mich nicht?«, hörte er die Stimme des Mannes. »Dann werden Sie mich kennen lernen. Ich bin mit dem Polizeipräsidenten per du. Jawohl!«
    »Ach ja?«, dehnte Kriminalobermeister Jochen Baumann.
    Das war ein Fehler, dachte Wilhelm Müller, Baumann reagierte allergisch auf solch ungeschickt verpackte Drohgebärden.
    »Ich bin der Spitzenkandidat meiner Partei für die Oberbürgermeisterwahl«, erklärte der Politiker.
    »Dass Sie spitz sind, will ich gern glauben«, meinte Baumann ungerührt. »Sonst säße Manuela ja nicht neben Ihnen, Herr Junghans.«
    »Was bilden Sie sich ein?« Junghans war wild entschlossen, als Sieger aus der Nummer herauszugehen. »Ich habe die Dame an der Straße gesehen. Es war kalt. Sie fror. Da habe ich gefragt, ob ich sie ein Stückchen mitnehmen kann. Das war alles.«
    »Und wie siehst du die Sache, Manuela?« Wilhelm Müller, Mitglied derselben Partei, deren Spitzenkandidat jetzt vor ihm stand, hatte fast Mitleid mit Junghans. Er hielt ihn eigentlich für einen netten Typen, hatte ihn noch vor zwei Tagen gesehen, als die Kaffeeküche der Polizeiwache in Scharnhorst eingeweiht worden war. Der Kandidat hatte sogar die Polizeikapelle dirigiert.
    »Genauso war's«, sagte Manuela. »Ich wollte nach Hause trampen. Bad Rothenfelde.«
    »Ach, Mädchen!« Wilhelm Müller gab seiner Stimme

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