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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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landläufigen Sinne schön, sondern strahlte eine androgyne Härte aus: scharf geschnittene Züge, große, schräg stehende Katzenaugen, eine etwas zu kurze Nase und ein Mund mit schmalen Lippen, die nicht geschminkt waren. Sie war unauffällig gekleidet: ein graues Schneiderkostüm mit hellblauer Bluse. Irgendwie brav, doch die Sachen waren genau die halbe Nummer zu klein, um aufregend und aufreizend zu wirken.
    Ich blickte mich um. Die anderen Kollegen guckten ebenso kariert wie der alte Frauenkenner Piny. Er war zwar schwer verheiratet, das hielt ihn jedoch nicht davon ab, mit offenen Augen und geschärftem Blick durchs Leben zu ziehen.
    »Warte erst mal ab, was die Maus auf der Pfanne hat«, raunte ich ihm zu. »Frauen in diesem Job sind meist zu Journalisten um Längen ekliger als Männer.«
    Piny ließ die Augen nicht von der Staatsanwältin. Er schrieb fürs Konkurrenzblatt, und das noch nicht mal schlecht. Manche Story hatte er mir weggeschnappt, manchmal gaben wir uns gegenseitig Tipps und einige Male war ich vorne gewesen.
    Wir nannten das bei unseren gelegentlichen Treffen »offenes Messen herausragender journalistischer Fähigkeiten«, denn für uns beide bestand überhaupt kein Zweifel, dass wir den Journalismus erfunden hatten. Ich glaubte es von mir und Piny natürlich von sich.
    Der Leitende Oberstaatsanwalt hatte seine Kollegin vorgestellt und gab ihr nun das Wort. Blitzlichter flammten auf, Kassettenrekorder wurden gestartet, Kameras surrten.
    »Herr Junghans ist heute früh von einem Zeitungsboten tot aufgefunden worden. Sein Körper war unbekleidet und an einem Großplakat der christdemokratischen Kandidatin Gerry Smart befestigt.« Cora Cosels Stimme war unterkühlt und geschäftsmäßig.
    »Wunderbar!«, schwärmte Piny leise.
    »Was?«, fragte ich. »Du freust dich über Junghans' Abgang?«
    »Ach wo«, wehrte er ab. »Diese Frau ist ein Gesamtkunstwerk!«
    »Nun mach mal halb lang«, grummelte ich.
    Tom Piny, auch TOP genannt – dies war das Kürzel, mit dem er seine Artikel kenntlich machte –, fragte laut: »Können Sie etwas zur Todesart sagen?«
    »Aber natürlich, Herr ...?« Die Oberstaatsanwältin richtete ihren strengen Blick auf TOP.
    »Dies ist Herr Piny«, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt rasch. »Von der Bierstädter Allgemeinen .«
    »Herr Junghans wurde nach erstem Augenschein erschossen. Natürlich werden wir noch obduzieren.«
    »Grappa vom Bierstädter Tageblatt «, stellte ich mich vor. »War's ein Schuss oder mehrere?«
    »Ein Schuss. In die Schläfe.«
    »Selbstmord?«, fragte ein Kollege.
    »Nein. Wir gehen von einer Straftat aus. Und um es gleich vorwegzunehmen: Wir haben die Tatwaffe und die Kleider noch nicht gefunden und wir haben auch noch keine Spur von dem oder den Tätern. Es ist gerade mal ein paar Stunden her, dass die Leiche entdeckt worden ist. Die Ermittlungen laufen auf vollen Touren. Ich habe veranlasst, dass die Polizei eine Sonderkommission einsetzt.«
    »Hat er sich gewehrt? Gibt es Spuren eines Kampfes?«, forschte ich nach.
    »Auf den ersten Blick nicht.«
    »Wie ist der Körper an dem Plakat befestigt worden? Und wieso gerade da? Vermuten Sie einen politischen Hintergrund?«, fragte TOP.
    »Um beide Handgelenke der Leiche befanden sich zu Schlingen geknotete Seile. In die Plakatwand sind zwei Keile getrieben und der Körper ist mit Hilfe der Fesseln daran befestigt worden. Etwa so ...«
    Cora Cosel erhob sich und breitete die Arme aus, als hinge sie an einem Kruzifix. Die Fotografen wurden munter, die Kameraleute hektisch.
    Die Oberstaatsanwältin lächelte kurz und setzte sich wieder hin. »Jetzt zur Frage nach dem politischen Hintergrund. Die ehrliche Antwort ist – ich habe keine Ahnung. Es kann einen solchen Hintergrund geben, muss aber nicht. Die Leiche wies noch eine Besonderheit auf, die ich vielleicht erwähnen sollte. Oder?«
    Das letzte Wort war an den Leitenden Oberstaatsanwalt gerichtet, der nicht besonders begeistert guckte. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Der Tote trug eine Maske.«
    Ein Raunen ging durch die Journalistenschar.
    »Eine Maske, wie sie im Sadomaso-Bereich verwandt wird. Eng anliegend, aus schwarzem Leder mit Augen- und Mundschlitzen.«
    »Das ist ein Hammer!« Tom Piny sprach uns allen aus dem Herzen.
    »Was kann das bedeuten?«, warf ich in die Runde.
    »Das kann bedeuten, Frau Grappa«, erklärte Cora Cosel, »dass Herr Junghans Kontakte zu einem gefährlichen Milieu hatte. Immerhin ist er ja schon einmal in

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