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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gehabt im Europaparlament«, mutmaßte ich.
    »Eher im Kiepenkerl «, wusste TOP zu berichten. »Nach der Krisensitzung gestern Abend. Das Pils soll in Strömen geflossen sein. Sie haben wohl auf das Ableben von Junghans einen gehoben. Vielleicht hat Manthey den anderen auch wieder ein Lied vorsingen wollen ... und das ist ja nur zu ertragen, wenn man völlig zu ist.«
    Manthey hatte die Bühne erklommen. Er prüfte, ob die Namensschildchen auf den Tischen richtig platziert waren.
    Ich betrachtete ihn. Ein Komiker hatte mal in seiner Show gesagt, Manthey vereinige die Eigenschaften von Dick und Doof in einer Person. Gelungener Gag, wie ich fand.
    Manthey vertrat Bierstadt bereits seit Jahren in Straßburg und Brüssel. Eigentlich hatte er Gesang studieren wollen, es aber dann mangels ausdrücklicher Begabung gelassen. Und da es in der Partei gerade kein anderes Pöstchen gegeben hatte, war er im Europaparlament geparkt worden – dort, wo sich nur die besten unserer Politikerköpfe ein Stelldichein gaben.
    Aber in Europa kam Manthey anscheinend nicht so richtig vorwärts. Denn zurzeit kursierten Gerüchte, dass er scharf auf den Intendantenposten der Philharmonie in Bierstadt wäre. Die Sache hatte nur einen Haken: Das Konzerthaus musste erst noch gebaut werden, bevor Manthey hier segensreich wirken konnte. Humorbegabte Sozialdemokraten witzelten, dass Manthey bereits eine Reihe von Konzertabenden mit volkstümlicher Musik plante – mit sich selbst als Hauptakteur. Wenigstens setzte er sich bei solchen Anlässen eine stramm gewebte Perücke auf den Schädel.
    Manthey war also erst mal Parteivorsitzender in Bierstadt geblieben, reiste nur manchmal überstürzt von Unterbezirksterminen wieder ab, um sich in die Anwesenheitsliste bei den Sitzungen der EU eintragen zu lassen. So ging das Sitzungsgeld nicht flöten. Um ja nicht zu spät zu kommen, hatte er – so wurde gemunkelt – einige Male die Flugbereitschaft der Landesbank benutzt. Rein dienstlich – versteht sich.
    Mantheys häufige Anwesenheit in den Gaststuben im Grenzgebiet zu Frankreich und Belgien hatte Europa verändert: Die Absatzprobleme für Eisbein und Sauerkraut waren durch ihn auf statistisch nicht mehr messbare Bewegungen zusammengeschrumpft. Sein Wirken war so segensreich, dass die Europäische Union plante, die Subventionen für Schweinehälften innerhalb der nächsten drei Jahre ersatzlos zu streichen.
    »Hat dir Manthey schon die Hand gedrückt?«, grinste TOP.
    Er hatte es kaum ausgesprochen, als ich bemerkte, dass sich Manthey hinterrücks an Piny heranpirschte. Ich wollte aufstehen und verschwinden, da war es schon zu spät.
    Mantheys Hand fühlte sich an wie ein toter Fisch kurz vor dem ultimativen Abgang in die Biotonne: weich, feucht und sich bereits in Zersetzung befindend.
    TOP hatte nach mir das Vergnügen.
    »Wer wird das Rennen um die Oberbürgermeisterkandidatur machen?«, fragte ich – nur um etwas zu sagen.
    »Unser Genosse Nagel natürlich«, sagte Manthey.
    »Er ist ja auch der einzige Kandidat«, stellte ich fest. »Tut mir echt Leid für ihn.«
    »Was tut Ihnen Leid, Frau Grappa?«
    »Die letzten Umfragen zeigen doch, dass Ihre Partei ziemlich schlecht dasteht. Wegen Junghans' Eskapaden. Und jetzt soll der arme Jakob Nagel alles rausreißen. Unmögliche Aufgabe, oder?«
    »Wir sind nicht von Stimmungen abhängig, sondern von Stimmen«, tat Manthey kund. »Die Bierstädter wissen, was sie an unserer Partei haben.«
    TOP verdrehte die Augen nach oben.
    »Das Bekennerschreiben nach dem Junghans-Mord war mit ›Erneuerer in der SPD‹ unterschrieben. Haben Sie je von dieser Gruppe gehört?«, fragte ich.
    »So eine Gruppe gibt es nicht«, meinte Manthey lapidar.
    »Und wieso nicht?«
    »Ich bin der Parteichef. Ich müsste es ja wohl wissen.«
    »Also glauben Sie, dass diese Partei nicht erneuert werden muss?«
    »Nein, warum? Wir machen seit über fünfzig Jahren gute Arbeit für diese Stadt.«
    »Eben«, sagte ich. »Deshalb meine Frage nach der Erneuerung.«
    Eine Entgegnung blieb Manthey erspart, denn eine Genossin näherte sich dem Parteivorsitzenden und schleppte ihn ab. Manthey walzte hinter ihr her.
    »Ignoranter Fleischkloß«, brummte ich.
    »Räuber Hotzenplotz«, sagte TOP, ihm nachschauend. »Die Kinder meiner Schwester haben vor Angst geheult, als sie sein Wahlplakat gesehen haben. Der Kinderpsychologe hatte danach ziemlich viel Mühe mit den kleinen Rackern.«
    Ich prustete los. Mantheys Konterfei hatte bei der

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