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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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du mir erst jetzt?«, fragte ich entsetzt.
    »Ich habe mich nicht getraut«, meinte Jansen kleinlaut.
    »Mein Gott, Peter! Ich wollte schon immer wissen, wie sich das anfühlt – dem großen Huhn, das immer neben dem Ahorn auftaucht, direkt zwischen die Augen zu ballern. Immerhin bringt der Schuss fünfundzwanzig Punkte.«
    »Bist doch ein tolles Mädel, Grappa! Und ich sage dir: Ab morgen wird sich rausstellen, wer von uns die ruhigere Hand hat«, versprach mein Chef. »Und jetzt brauche ich was zu trinken.«
    Jansen holte sich ein alkoholfreies Bier, mir war eher nach einer Tasse Kaffee zumute.
    »Guck mal, Grappa! Da kommt dein Mörder«, kicherte Jansen.
    Er hatte Recht. Gregor Gottwald steuerte uns an.
    »Schön, dass Sie beide noch da sind«, sagte er freundlich.
    Ich betrachtete ihn. So also sah jemand aus, der vier Menschen auf dem Gewissen hatte: Die Farbe seines Gesichtes war gesund, die Augen blitzten, er bewegte sich locker und seine Laune schien bestens.
    »Jetzt heißt es ja wohl Abschied nehmen für Sie«, plapperte ich drauflos.
    »Das ist kein Problem für mich, Frau Grappa«, sagte der Alt-Oberbürgermeister. »Ich habe mein Feld ordentlich bestellt. Auf diesem Boden kann der Genosse Nagel säen – und ernten.«
    Jansens Handy klingelte. Er trat ein paar Schritte zur Seite. Das war meine Chance!
    »Kompliment, Herr Gottwald! Das haben Sie prima hingekriegt«, lobte ich.
    »Ja, ich kann zufrieden mit mir sein.«
    »Niemand wird Ihnen auf die Schliche kommen.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Was haben Sie Nagel eigentlich erzählt, als Sie sich am vergangenen Mittwoch den Dienstwagen leihen wollten – um Dr. Arnim Lika zu töten?«
    Gottwald stutzte nur kurz. Dann sagte er: »Ich hab ihm erzählt, dass ich eine Freundin besuchen will.«
    »Und was hat Lika gesagt, als er das Geständnis schreiben sollte?«
    »Nicht viel. Ich war im Vorteil, weil ich eine Knarre in der Hand hatte.«
    »Ich verstehe.«
    »Wissen Sie, verehrte Frau Grappa«, seufzte Gregor Gottwald, »die wirklich wichtigen Dinge im Leben muss man selbst in die Hand nehmen.«
    »Das sehe ich ähnlich«, stimmte ich zu. »Wusste Lika, dass er Ihren Besuch nicht überleben würde?«
    »Er hatte Angst. In diesem Zustand zieht niemand logische Schlüsse. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm helfen würde, unterzutauchen.«
    »Warum haben Sie ihn dann erschossen?«
    »Weil er sich als undankbar erwiesen hat. Lika hat die drei Nasen umgelegt – ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. Aber es hat ihm viel Spaß gemacht – besonders der Mist mit den Sadomaso-Masken und den Zitaten. Ich hab ihm also eigentlich einen Gefallen getan. Doch dann ging er mir an den Kragen. Er wollte mich tatsächlich erpressen!«
    »Das hätte er besser gelassen.«
    »Wie Recht Sie haben«, nickte Gottwald. Ich spürte seine Hand, die meinen Arm väterlich tätschelte. »Sind Sie jetzt enttäuscht von mir?«
    »Nein. Nicht wirklich.«
    »Das freut mich«, lächelte Gregor Gottwald. »Ich habe Sie immer gemocht. Wir sind uns ein bisschen ähnlich. Wenn Typen wie wir uns in was verbissen haben ...«
    »Knallen wir unsere Gegner gern mal ab«, vervollständigte ich seinen Satz.
    »Mir blieb keine andere Wahl«, erklärte er. »Ich wusste gar nicht, dass ich noch so gut schießen kann. Hatte schließlich über fünfzig Jahre keine Waffe mehr in der Hand. Hätten Sie nicht gedacht, dass so ein alter Mann wie ich das noch bringt, oder?«
    »Ihnen traue ich einiges zu!«
    »Wissen Sie«, plauderte Gottwald weiter, »ich habe ein bisschen geübt. Es gibt ja dieses Spiel mit den Hühnern im Internet. Die tauchen plötzlich in einer grünen Landschaft auf, flattern da rum und man kann sie mit der Maustaste am Computer abschießen. In meinem Büro habe ich das 'ne Woche lang gemacht – und ich war der Beste. Mein Referent bekam stets das große Zittern – über 400 Punkte kam der nie, meine Sekretärin fing immer an zu heulen und hatte auch meistens ihre Lesebrille vergessen. Aber der Nagel, der war fast genauso gut wie ich. Eiskalt, der Mann. Wird ein klasse OB werden!«

Ausklang
    Eine Woche später legte Gregor Gottwald seine goldene Amtskette um den Hals von Jakob Nagel. Das Parlament hatte zu einem Festakt in den Ratssitzungssaal geladen und alle, die sich in den letzten Monaten um Bierstadt und die Politik gekümmert hatten, waren gekommen.
    Jakob Nagel, der neue Oberbürgermeister, gab anschließend bekannt, dass der Ältestenrat beschlossen habe, Gregor Gottwald zum

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