Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Ehrenvorsitzenden des Rates zu machen. Außerdem sollte er Citymanager werden und die Entwicklung der Innenstadt vorantreiben.
    Natürlich hatte ich Peter Jansen erzählt, dass Gregor Gottwald mir gegenüber ein volles Geständnis abgelegt hatte. Mein Chef hatte mich mitleidig angeschaut und mir zu einem Urlaub in einer Klinik mit psychotherapeutischer Betreuung geraten.
    Und so ging das Leben in Bierstadt weiter wie immer. Gerlinde Smart verschwand wieder in der Versenkung, aus der sie gestiegen war, um dieser Stadt zu einem neuen Start in welche Zukunft auch immer zu verhelfen. Ich hörte vom CDU-Fraktionsgeschäftsführer, dass sie sich zusammen mit einigen auserwählten Mitgliedern ihrer Boygroup einen Erholungsurlaub in der Karibik gönnte. Sie trägt Eulen nach Athen, dachte ich, irgendwie hat sie den Bogen doch noch nicht raus.
    Die CDU schien ebenfalls froh, die Unternehmerin los zu sein, und arrangierte sich mit den Sozialdemokraten. Als Erstes stimmte sie zusammen mit der SPD-Fraktion gegen einen Antrag von konservativen Bürgern, die das Sumpfhuhn ins Bierstädter Wappen aufgenommen sehen wollten.
    Das Haus, in dem der Sadomaso-Club Chez Justine logiert hatte, wurde übrigens wieder aufgebaut. Auf Initiative des OBs erwarb die Kommune das Gebäude und richtete hier ein städtisches Frauenhaus ein. Geschlagene Frauen mit ihren Kindern sollten sich von den Gewalttätigkeiten ihrer Partner erholen und sich ohne Angst auf ein neues, besseres Leben vorbereiten können. Mit dieser Aktion hatte sich Oberbürgermeister Jakob Nagel auch im Herzen der Grünen einen festen Platz erobert.
    Ins Bierstädter Rathaus kehrte wieder dörflicher Friede ein. Jedenfalls fast. Denn morgens nach Dienstbeginn schallte aus vielen Büros im Stadthaus der Satz: »Jetzt du, Nagel!«, gefolgt von einem hellen Schuss. Und wieder bäumte sich ein Huhn auf und taumelte langsam hinab in das Moor.