Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
die 1,90 m groß, Keller war klein und schmächtig, etwa 1,70 m – so stand es in seiner Vermisstenakte.«
Der Geistliche legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Er schien müde zu sein.
»Soll ich Sie allein lassen?«, fragte ich.
»CRUDELITAS ist keine Todsünde«, flüsterte er. »Er wird Ihnen nichts tun.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Ich fühle es.«
Was hatte er gesagt? CRUDELITAS ist keine Todsünde.
Der Satz ließ in meinem Hirn etwas explodieren. Ich sprang vom Hocker auf. »Woher wissen Sie, dass mir der Mörder Hartherzigkeit vorgeworfen hat?«
Großmann öffnete die Augen. »Haben Sie mir nicht so etwas gesagt?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Dann habe ich es in Ihrer Zeitung gelesen«, behauptete er.
»Unmöglich. Ich habe nie darüber geschrieben.«
»Lassen Sie mich bitte allein«, sagte Großmann. »Ich bin erschöpft.«
»Sagen Sie mir, wie Sie auf CRUDELITAS kommen!«, forderte ich.
»Das kann ich nicht.«
»Warum, zum Teufel?«
»Lassen Sie den aus dem Spiel. Ich weiß es eben, und das muss Ihnen genügen. Mehr darf ich nicht sagen.«
Ich überlegte, wie ich mehr erfahren konnte, und kam zu dem Schluss, dass er ein harter Brocken war.
»Nehmen Sie eigentlich noch die heilige Beichte ab?«, fragte ich.
»Ja, ich vertrete den jungen Pfarrer in der Hedwigskirche hier im Ort.«
»Jemand hat bei Ihnen gebeichtet?«, folgerte ich. »Der Mörder?«
»Meine liebe Tochter«, lächelte Großmann, »Sie wissen doch, dass ich schweigen muss.«
»Ja«, sagte ich, »so kenne ich diese Kirche. Bis zum Ersticken eingebunden in Rituale, die die Menschen nur quälen.«
»Sie irren«, widersprach Hochwürden, »die Beichte ist eine Enklave, in die sich die Menschen flüchten können, die keinen Ausweg mehr wissen. Hier können sie sich Gott ganz anvertrauen, ohne die menschliche Gerichtsbarkeit zu fürchten.«
»Und wie viele Vaterunser oder Ave-Maria musste der Mörder zur Buße beten? Sieben? Für jede Leiche eins?«, wollte ich wissen.
»Ich hätte kein ego te absolvo über ihm ausgesprochen – falls er bei mir gewesen wäre.«
»Und Sie wollen mir wirklich keinen Hinweis geben?«, fragte ich. »Vielleicht, wie ich weiter vorgehen soll?«
Großmann reichte mir das Fotoalbum. »Die Lösung liegt in diesen Bildern. Schauen Sie sie an und denken Sie darüber nach. Lassen Sie Ihre Seele darüber streifen und beachten Sie, dass der erste Eindruck meist ein falscher ist.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Überlegen Sie, wer oder was in diesem Album fehlt, und glauben Sie nur das, was Sie genau wissen.«
Ich gab auf.
»Ich wünsche Ihnen alles Gute«, sagte ich und drückte dem Priester die Hand. »Und passen Sie auf sich auf. Vielleicht nimmt der Mörder das Beichtgeheimnis nicht so ernst wie Sie!«
»Wer sagt Ihnen, dass es ein Mörder ist? Könnte es nicht auch eine Mörderin sein?«
Geständnis
Lassen Sie Ihre Seele darüber streifen und beachten Sie, dass der erste Eindruck meist ein falscher ist.
Die Worte des Priesters gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Welchen ersten Eindruck meinte er? Und warum hatte er ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es auch eine Mörderin sein könnte?
In Bierstadt angekommen, stürzte ich sofort in Peter Jansens Büro.
»Ist Nikoll aufgetaucht?«, fragte ich als Erstes.
»Keine Spur von ihr«, sagte er ernst. »Was hat der Pfarrer dir erzählt?«
»Er kennt den Mörder oder die Mörderin«, berichtete ich. »Aber das Beichtgeheimnis verbietet ihm zu sagen, wer es ist.«
»Mörderin?«, fragte Jansen überrascht. »Zuletzt gingen wir doch von einem Mörder aus, oder nicht?«
»Ja. Das ist vielleicht der Fehler, den ich die ganze Zeit gemacht habe. Mein Hauptverdächtiger ist noch immer Georg Mahler.«
»Schade, dass er kein Motiv zu haben scheint«, stellte Jansen fest.
»Es ist wie verhext«, jammerte ich.
»Odenski hat sich übrigens wieder unter die Lebenden eingereiht. Brinkhoff rief an, während du unterwegs warst.«
»Hatte er sonst noch Neuigkeiten?«
Jansen schüttelte den Kopf. »Wir haben nur kurz geredet.«
Die Tür ging auf, Kosmo stürmte herein.
»Ich werde zu Nikoll fahren«, kündigte er an. »Sie ist den ganzen Tag nicht aufgetaucht, hat unsere Verabredung nicht eingehalten, ich kann sie nirgends erreichen und jetzt will ich es wissen.«
»Nicht ohne mich!«, sagte ich entschlossen.
»Dann komm!«
Mahlers Haus wirkte uneinnehmbar und abweisend.
»Ich gehe einfach hin und klingele«, sagte
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