Grappa 14 - Grappa im Netz
Körpersprache und schlug die Beine übereinander.
Nach einiger Zeit schaute ich auf meine Uhr und seufzte. Ich kramte mein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer einer Freundin, die zurzeit in Urlaub und nicht erreichbar war.
Während mir der Anrufbeantworter seinen Spruch ins Ohr versenkte, plapperte ich drauflos, erzählte einen Schwank aus dem Sender und besprach mit ihr die Speisenfolge einer gerade erfundenen Party – immer wissend, dass ich beobachtet wurde.
»Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte ich zu dem Telefon, »ich bin dienstlich unterwegs ... bei einem Sternendeuter. – Nein, nein, nicht für mich. Für den Sender. Ciao, bis bald.«
Ich drückte das Handy aus und drehte mich um, denn ich hatte einen Luftzug am Hals verspürt.
Da stand er und beobachtete mich. Ich ging auf ihn zu. Der Meister war kleiner als ich mit meinen 1,72 m, wog mit Sicherheit auch weniger, denn er war das, was landläufig eine halbe Portion genannt wird. Aber das spielte fürs TV keine Rolle. Bei Interviews im Stehen stellten wir solche abgebrochenen Riesen auf Podeste, damit sie über die Tischkante gucken konnten.
Der Kopf, dachte ich, der ist Klasse!
»Willkommen in meinem Heim!«, begrüßte mich der Große Lamborghini und breitete die Arme einladend aus. »Ich bin tief betrübt, dass ich Sie habe warten lassen.«
Was für ein Gesülze, dachte ich, aber die Stimme ist nicht von schlechten Eltern!
»Danke für den netten Empfang«, lächelte ich. »So entspannt unter einem Sternenhimmel sitzen zu dürfen – das hat man ja nicht alle Tage.«
»Kommen Sie bitte mit ins Arbeitszimmer«, meinte Lamborghini und wies mir den Weg. »Ich habe bereits Kaffee für uns bestellt. Sie trinken doch Kaffee, oder? Ein Teetyp scheinen Sie jedenfalls nicht zu sein.«
»Sie haben ja wirklich hellseherische Fähigkeiten!«, rief ich aus.
»Und Sie sind so ironisch, wie Widder nun einmal sind. Besonders wenn noch der Löwe als Aszendent hinzukommt.«
»Schlimm?«
»Nicht schlimm«, entgegnete er. »Stark und nicht zu unterschätzen. Aber dazu kommen wir später.«
Sein Arbeitszimmer war spartanisch eingerichtet. Mehrere Computer, eine aufwändige Stereoanlage und wenig Möbel. An den Wänden Karten, auf denen irgendwelche Sternen- und Planetenkurven eingezeichnet waren.
Er rückte einen Stuhl vom Glastisch ab, ich setzte mich. Er platzierte sich gegenüber.
Die Blondine in der Hausmädchentracht stöckelte ins Zimmer, setzte den Kaffee und das Geschirr ab und schwirrte wieder davon. Sie hatte dem Meister nicht in die Augen geschaut – und ich konnte verstehen, warum. Er hatte nämlich die strahlendsten und blausten Augen, die ich jemals gesehen hatte. Ob er Drogen nahm? Aufputschmittel?
»Sie sind sehr telegen«, sagte ich. »Sie haben sicherlich schon Fernseherfahrung?«
»Bislang konnte ich diesem Medium nichts abgewinnen«, erklärte er.
»Und? Was hat Ihre Meinung geändert?«
»Ich habe einsehen müssen, dass man sich gewissen zivilisatorischen Entwicklungen nicht ewig verschließen kann.« Er deutete auf seine Computer. »Und ich kann einfach viel mehr Menschen erreichen – sie mit der Macht der Sterne bekannt machen.«
In knappen Worten erklärte ich ihm das Konzept der Sendung und fragte: »Trauen Sie sich zu, während einer Live-Sendung einigermaßen glaubwürdige Horoskope zu erstellen?«
»Einigermaßen glaubwürdig?« Die markanten Züge des Astrologen wurden um noch einiges markanter.
»Pardon! Das mit der Glaubwürdigkeit habe ich nicht so gemeint«, sagte ich.
Wo bist du bloß nur gelandet, Grappa, dachte ich, dass du solchen Scharlatanen in den Hintern kriechen musst?
»Ich habe hier die Daten von zwei Personen mitgebracht«, kam ich zur Sache. »Geburtstag, Jahr, Uhrzeit der Geburt und Geburtsort. Nehmen wir an, dass Sie den beiden – einer Frau und einem Mann – voraussagen sollen, ob sie zusammenpassen und eine gemeinsame Zukunft haben. Also genau die Aufgabe, die Sie in der Flirtshow auch erfüllen müssten. Trauen Sie sich das zu?«
Lamborghini erhob sich, ging zu seinem PC und sagte: »Geben Sie mir die Daten?«
Ich kramte den Zettel mit meinem und des Katers Geburtstag aus dem Beutel und reichte ihn rüber.
»Widder Aszendent Löwe«, murmelte er. »Das dürften Ihre Angaben sein, Frau Grappa.«
»Ja«, lächelte ich. »Und die anderen Daten gehören meinem derzeitigen Lebensabschnittspartner. Er heißt Eberhard.«
»Ein Stier!«, stellte Lamborghini fest.
Na ja, dachte ich, dazu
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