Grappa 14 - Grappa im Netz
Begierde sein könnte. Aber mir fiel partout niemand ein.
Ich kaufte noch schnell etwas Wein und zwei Flaschen seiner Limonade. Jansen durfte keinen Alkohol mehr trinken.
Eberhard saß hinter der Tür, als ich aufschloss. Ich nahm ihn hoch und drückte ihn an mich. Sein schwarzes Fell war so weich, sauber und roch so gut. Er ließ die Liebkosungen schnurrend über sich ergehen.
»So, Löwe, genug geschmust«, sagte ich und setzte ihn wieder auf den Boden. »Wir kriegen gleich Besuch. Auch ein Kater, der sich verliebt hat, genau wie du. War die kleine Rote von gegenüber heute wieder spazieren?«
Sie ist weg.
»Weg? Was heißt das?«
Heute Mittag kam ein großer Wagen. Da wurden die Möbel reingestellt. Und sie hat man rausgebracht. In einem Korb.
»Oh, Löwe! Das tut mir Leid. Dann sind die Leute weggezogen und haben sie mitgenommen. Und was machen wir jetzt?«
Lass mich raus, dann suche ich mir eine Neue.
»War ja die ganz große Liebe, was? Vielleicht solltest du doch in meiner Single-Show auftreten«, schlug ich vor. »Im deutschen Privatfernsehen gibt es nichts, was unmöglich ist.«
Ich ging in die Küche, um die Getränke kalt zu stellen. Eberhard folgte mir, sprang auf den Tisch und setzte sich auf das Bierstädter Tageblatt.
»Ich war heute bei dem Astrologen und habe uns ein Partnerhoroskop stellen lassen«, erzählte ich.
Aha. In des Katers Opalaugen glomm nicht besonders viel Interesse.
»Wir passen nicht zueinander«, fuhr ich fort. »Unsere Temperamente sind zu unterschiedlich. Besonders in der Erotik.«
Ach, was? Welche Erotik?
»Ich hab dem Sternenfritzen deine Daten gegeben. Du bist Stier mit Aszendent Jungfrau und ich Widder mit Löwe.«
Ich versteh kein Wort. Was sollen die vielen Tiere?
»Wir Menschen sind bekloppt. Kümmere dich nicht drum.«
Was hat er denn nun gesagt?
Ich kicherte. »Dass du im Bett ein Langeweiler bist!«
In welchem Bett?
»Dann halt im Katzenkorb!«
Und du?
»Ich? Ich bin die fleischgewordene Erotik!«
Das hat er gesagt?
»So in etwa.«
Warum hast du dann keinen Lover?
»Weil ich zu schade für die meisten Männer bin.«
Und wie kommst du damit klar?
»Ich reiße mich zusammen. Genau wie du, mein süßes Raubtier!«
Ich muss ja – weil du mich einsperrst. Sonst hätte ich Madonna längst rumgekriegt.
»Was gefällt dir nun eigentlich an der?«
Ich würde mich über die erotischen Vorzüge oder Defizite einer Dame niemals öffentlich äußern.
»Eberhard! Machst du wieder auf vornehm?«
Der Kater antwortete nicht. Sah ich da ein Grinsen in seinem Gesicht? Seine Schnurrhaare zitterten jedenfalls verdächtig.
»Der Sternenfritze hat aber noch was gesagt. Und das wird dich freuen.«
Was?
»Er meinte, dass du intelligenter bist als ich.«
Na, siehst du, schnurrte der Kater zufrieden.
Bevor Jansen kam, sah ich noch nach meiner Post. Meine Mailbox hatte sich schon wieder mit einigen Bewerbungen gefüllt und mein Verehrer, der Stramme Hengst, hatte mir eine E-Mail zukommen lassen.
Hallo, Süße, schrieb er, du bist ein Todesengel. Schon wieder ist einer deiner Chatpartner tot. Bringst du sie selbst um oder hast du wen dafür?
Was wollte dieser Typ von mir? Ich öffnete das angehängte Dokument. Ein gescannter Zeitungsartikel. Wieder eine männliche Leiche in einem Hotel. Na und?
Ich hatte am Morgen in einem Boulevardblatt über den Fall gelesen. Es ging um den sechsundvierzigjährigen Manfred K., der vergiftet in dem Hotelzimmer gefunden worden war. An die Überschrift erinnerte ich mich noch lebhaft: Vom Blind Date ins Jenseits. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals Kontakt zu diesem Mann gehabt zu haben.
Der Stramme Hengst hatte einen Knall. Ich drückte die Antworttaste und schrieb: Lass mich in Frieden, du Gestörter!
Es klingelte. Das musste Peter Jansen sein. Ich öffnete die Tür und da stand er. Wie immer leicht zerzaust und ein wenig verlegen wirkend.
»Hallo, Grappa. Schön, dass du Zeit für mich hast.«
Wärme durchflutete mich. Spontan umarmte ich ihn und sagte: »Komm rein. Ich freue mich, dass du da bist.«
Jansen lächelte ein wenig kläglich. Eberhard kam aus der Küche, beschnüffelte ihn und trollte sich. Klar, der Bauch war voll und der Kater war an Männern, die meine Wohnung betraten, nur interessiert, wenn sie eindeutige erotische Absichten hatten und er rumnörgeln konnte.
»Also! Wer ist sie?«, fragte ich neugierig, als sich Jansen im Wohnzimmer auf dem Sofa niedergelassen hatte.
»Ich weiß ja gar nicht, ob
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