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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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galoppierend – wie weiland Lawrence von Arabien.
    »Im November 2002 wurde der Kaidamann Ali Bin Sinian al-Harethi durch eine CIA-Aktion getötet. Al-Harethi galt als Gefolgsmann Bin Ladens. Er hatte sich monatelang in der Rub al-Khali verbergen können. Der Angriff ist von einer ferngesteuerten Drohne ausgeführt worden. Sie feuerte auf al-Harethis Auto, in dem noch fünf weitere Al-Kaida-Mitglieder saßen. Alle wurden getötet.«
    »Und was hat dieser Mann getan, dass man ihn einfach so abgeknallt hat?«, fragte ich. »Reichte es, dass er Anhänger von Bin Laden war?«
    »Etwas mehr ist da schon vorgefallen. Al-Harethi ist an dem Bombenanschlag auf den US-Zerstörer Cole beteiligt gewesen. Sie erinnern sich? Im Oktober 2000 kamen im Hafen von Aden siebzehn amerikanische Seeleute um. Was ich aber veranschaulichen wollte: Jeder, der sich in dieser Wüste aufhält, ist gefährdet. Nicht allein durch Terroristen, sondern auch durch die USA und ihre Kriegstechnologie.«
    »Was geschieht denn jetzt?«, wollte jemand wissen.
    »Wir werden versuchen, mit den Entführern Kontakt aufzunehmen. Diesen Menschen muss klar gemacht werden, dass Gewaltakte in einer zivilisierten Gesellschaft ein untaugliches Mittel zur Durchsetzung von Forderungen sind. Unsere Haltung ist und bleibt hart: Die Bundesregierung wird keine der Forderungen erfüllen!«
    Die Kollegen und ich stellten noch ein paar Fragen, dann verteilte ein Mitarbeiter der Behörde Abzüge des Fotos, das die Entführer von Jakob Nagel geschossen hatten. Bierstadts Oberbürgermeister saß auf einem Klappstuhl, flankiert von zwei schwer bewaffneten Männern mit Turban, die in lange, helle Gewänder gehüllt waren. Die Gesichter der Entführer waren durch mächtige schwarze Bärte unkenntlich gemacht. Der OB trug legere Kleidung: Polohemd, Jeans, keine Kopfbedeckung. Augenscheinlich war er unverletzt, mir fiel nur auf, dass seine Brille fehlte.
    »Der arme Mann!«, sagte ich voller Mitleid. »Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihn freizubekommen!«
    »Ich werde mein Bestes tun«, meldete sich Rumi wieder zu Wort. »Ich kenne mich in dem Gebiet gut aus und habe seit Jahren Kontakt zu den Stämmen dort. Das sind keine hartgesottenen Terroristen. Ihnen fehlt der theoretische politische Überbau. Sie betrachten Entführungen von Touristen eher als Mutprobe. Deshalb glaube ich auch, dass Herr Nagel nicht gezielt verschleppt worden, sondern ein Zufallsopfer ist. Das ist aber nur eine Vermutung von mir.«
    »Das hilft ihm auch nicht weiter, dass er zufällig gekidnappt wurde«, warf ich ein, »das Ergebnis bleibt gleich.«
    Nach der Pressekonferenz schleppte ich Jalaluddin Rumi vor die Kamera und interviewte ihn. Da ich das Mikrofon sehr dicht an sein Gesicht halten musste, fielen mir seine intelligenten schwarzen Augen auf und ich bemerkte, dass seine Nasenflügel zitterten, wenn er sich konzentrierte. Vielleicht beben die auch noch bei anderen Gelegenheiten, die ich nicht kenne, grinste ich innerlich. Oh, Grappa, dachte ich dann, befindest du dich im Landeanflug auf eine neue Affäre?
    Mein zweites Ich warnte: Finger weg! Moslems neigen zur Haremsbildung und hängen einem antiquierten Frauenbild an.
    Schau dir seine schönen Zähne an, mischte sich mein lüsternes Ich in die Debatte, und stell dir vor, sie knabbern an dir rum.
    »Haben Sie noch weitere Fragen, Frau Grappa?«, riss er mich aus meinen Gedanken.
    »Nein, nein«, sagte ich schnell und merkte, dass sich mein Gesicht rot verfärbte. »Alles wunderbar. Vielen Dank.«
    Wie peinlich! Rumi ahnte meine unpassenden Gedanken bestimmt, denn er lächelte maliziös.
    »Wann fliegen Sie in den Jemen?«, fragte ich um Sachlichkeit bemüht. Meine Gesichtsfarbe war wieder normal.
    »In drei Tagen. Erst geht es morgen nach Berlin zurück.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück für Ihre Verhandlungen!« Meine Güte, wie sanft ich sein konnte.
    Der Kameramann fragte, ob noch was abzudrehen sei. »Wir haben alles«, sagte ich, etwas ärgerlich darüber, dass er mich auf den Boden zurückholte. »Du kannst schon mal zum Wagen gehen und einladen.«
    Er packte Stativ und Rekorder und trollte sich.
    »Haben Sie eine Idee, wo man in Bierstadt so richtig gut essen kann?«, fragte Rumi.
    »Welche Richtung bevorzugen Sie denn?«, antwortete ich unbestimmt.
    »Ich esse alles, was schmackhaft und gut ist«, lächelte er. »Können Sie mir etwas empfehlen?«
    »Es gibt da was Neues«, sagte ich. »Direkt neben dem neuen Konzerthaus. Es

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