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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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alles so stimmt, was ich mir da so einbilde«, begann er. »Ich war so lange nicht mehr verliebt, dass ich das Gefühl gar nicht mehr kenne. Vermutlich ist alles nur halb so wild.«
    »Nein, dieses Gefühl kennt jeder Mensch, egal, wie alt er ist und wie lang das letzte Mal her ist«, widersprach ich.
    »Wahrscheinlich habe ich eine Midlifecrisis.« Jansen fuhr sich mit der Hand durchs Haar, zerzauste es noch mehr, wusste nicht wohin mit seinen Armen, legte sie schließlich auf den Schoß, zwang sich, ruhig zu sitzen.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    Jansen nickte. Ich ging in die Küche und holte die Limonade und den Wein aus dem Kühlschrank. Der Kater lag eingerollt auf dem Tisch und schnarchte leise.
    Ich ging mit den Getränken ins Wohnzimmer zurück. Der große Mann saß noch immer wie ein Häufchen Elend in meinen Polstern. »Hier!« Ich reichte ihm ein Glas und goss mir den Wein ein. »Sag mir endlich, wie sie heißt.«
    »Ada Hecke.«
    Ich verschluckte mich und sagte: »Weißt du, was ich verstanden habe? Ada Hecke.«
    »Ja! Frau Hecke.«
    »Nein!« Ich machte eine heftige Bewegung und stieß prompt das Glas um. »Du spinnst!«
    »Warum?« Jansen war verletzt.
    »Weil sie ... sie ist ...« Ich brach ab. Wie kam ich aus dieser Nummer raus? »Was, zum Teufel, findest du denn an der?«
    Jansen stellte sein Glas wütend auf den Tisch. »Was soll das denn heißen, Grappa? Wenn ich gewusst hätte, dass du mich so runterputzt, wäre ich nicht zu dir gekommen!«
    »Okay. Entschuldige! Tut mir Leid!«, sagte ich zerknirscht. »Lass uns in Ruhe darüber reden.«
    »Genau deshalb bin ich gekommen«, nickte Jansen und trank hastig die Limonade aus, als sei er am Verdursten.
    »Warum Frau Hecke?«, wiederholte ich trotzdem.
    »Ich mag ihre Art«, bekannte er. »So kühl, so unglaublich um Professionalität bemüht. Stets darauf bedacht, keine Schwäche zu zeigen, die Erste zu sein, alles im Griff zu haben.«
    »Ich finde sie ziemlich verkrampft«, gestand ich.
    »Grappa! Das ist alles nur Fassade. Ich bin sicher, dass sie ganz anders ist, wenn sie einmal schwach sein darf.«
    Es ist schlimmer als erwartet, dachte ich, er ist auf Goldsuche und schon eifrig am Buddeln.
    »Und du willst sie befreien? Damit sie endlich wieder Frau sein darf?«, fragte ich. »Ihr zeigen, wie schön es ist, in deinen Armen weich und weiblich zu sein, was?«
    »Warum höre ich Ironie in deiner Stimme, Grappa? Du nimmst mich und meine Gefühle nicht ernst.«
    »Ich nehme dich immer ernst«, widersprach ich. »Aber sie kann mit deiner Zuneigung nichts anfangen. Du musst ganz schnell raus aus der Sache.«
    »Was soll denn das heißen?« Jetzt war er wütend.
    »Ich muss es dir sagen: Ada Hecke mag keine Männer. Sie ist lesbisch!«
    Jansen erstarrte. »Was sagst du da?«, krächzte er nach ein paar Augenblicken.
    »Tut mir Leid.«
    »Das glaube ich nicht«, brauste Jansen auf. »Sie sieht nicht aus wie eine Lesbe!«
    »Wie, bitte, sehen Lesben aus?«, fragte ich.
    »Weiß nicht. Jedenfalls nicht wie Ada.«
    »Glaubst du, Lesben tragen Männerkleidung? Oder haben tiefe Stimmen? Oder greifen jeder Frau an den Hintern?«
    »Nein, natürlich nicht«, räumte er ein.
    »Was wirst du jetzt machen?«
    Jansen saß zurückgelehnt und in sich zusammengesunken auf dem Sofa.
    »Ich werde sie einfach fragen. Und wenn sie mir bestätigt, was du behauptest, werde ich versuchen, das Ganze zu vergessen.«
    »Gut!«, nickte ich.
    »Du hast ja Recht, Grappa«, sagte Jansen matt. »Ich weiß, dass es nicht geht. Ich bin verheiratet, habe Kinder. Was soll ich nur tun?«
    »Lern sie erst mal ein bisschen näher kennen«, schlug ich vor. »Lad sie zum Essen ein – ihr seid ja schließlich Kollegen. Stell deine Gefühle zurück, kriege raus, ob sie was von dir will, ob sie überhaupt der Mensch ist, den du meinst. Das Verrückte am Verliebtsein ist doch, dass man sich selten in den realen Menschen verliebt, sondern in seine eigene Vorstellung von ihm. Eigentlich ist man in sich selbst verknallt.«
    »Interessante Theorie, Grappa«, murmelte Jansen. »Hört sich auch logisch an. Nur dass diese Klassefrau lesbisch sein soll, das will nicht in meinen Kopf.«

Brief aus der Wüste
    Am nächsten Tag informierte der Krisenstab die Öffentlichkeit über die Forderungen der Entführer Nagels. Das Auswärtige Amt hatte zugestimmt, dass die Bierstädter Kommission eine Pressekonferenz geben durfte – unter der Leitung von Jalaluddin Rumi, wie auf dem Namensschild zu lesen

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