Grappa 14 - Grappa im Netz
heißt Strawinsky. «
»Dann gehen wir also ins Strawinsky. «
»Wir?«
»Ja, ich hoffe, dass Sie mich begleiten!« Er war sich seiner Sache ziemlich sicher.
»Ich muss erst den Film für heute Abend fertig stellen«, entgegnete ich. »Aber nach der Sendung hätte ich Zeit.«
»Gut. Ich muss auch noch einige Telefonate führen. Wann also?«
Wir verabredeten uns für 19 Uhr im Foyer des Konzerthauses. Zeit genug für mich, nach Hause zu fahren und mich noch etwas aufzurüschen.
Aussicht auf Frieden
Aha, sagte Eberhard.
»Was ist?«, tat ich unschuldig. Mit Schrecken hatte ich bemerkt, dass ich den Reißverschluss meiner Hose nur noch mit Mühe nach oben ziehen konnte. Wütend stieg ich aus dem Teil wieder raus und suchte etwas eine Nummer größer im Kleiderschrank. Da ich saisonalen Gewichtsschwankungen unterlag, hatte ich mir Hosen in drei verschiedenen Größen zugelegt.
»Guck nicht so«, sagte ich zum Kater. »Deine zweifelhafte Herkunft entschuldigt noch lange nicht deinen unverfrorenen Blick!«
Bist gut im Futter , meinte der Kater hämisch.
»Manche Männer stehen drauf«, gab ich zurück.
Der heute Abend auch?
»Das geht dich nichts an«, blaffte ich.
Viel Erfolg jedenfalls. Wird ja mal wieder Zeit.
»Wie meinst du das denn?«
Sex macht dich immer so friedlich. Aber schlepp ihn bloß nicht hierher!
»Ich hätte dir die Zunge abschneiden lassen sollen!« Aufgebracht schleuderte ich ein Buch, das gerade griffbereit lag, nach ihm.
Eberhard fauchte, machte einen Sprung zur Seite, das Buch rutschte über das Parkett und donnerte gegen die Wand.
Die perfekte Liebhaberin, las der Kater mit Blick auf das Cover. Na, dann streng dich mal an!
»Raus hier!«, brüllte ich und das Mistvieh trollte sich endlich.
Ich fand eine passende Hose, wählte ein dunkellila T-Shirt mit rundem, tiefem Ausschnitt und halblangen Ärmeln und einen bestickten Gürtel mit passendem Seidentuch.
Im Bad nochmal Puder auf die Nase und Lipgloss auf den Mund, die Wangen mit schimmerndem Pulver strahlend gemacht und fertig. Mehr machte eh keinen Sinn, ich fühlte mich immer unwohl, wenn mir schmieriges Make-up die Poren verklebte.
Die Uhr sagte mir, dass ich noch etwas Zeit hatte. Ich warf den PC an und schaute in meine Mailbox. Nichts Besonderes, bis auf eine Nachricht von Strammer Hengst. Ich öffnete den Brief und las:
Der nächste Tote wird in wenigen Tagen in einem Hotel in Bierstadt gefunden werden. Vielleicht kümmerst du dich ja dann endlich drum!
Ich grübelte eine Weile, dann drückte ich die Antworttaste und schrieb: Pluster dich nicht so auf! Was habe ich mit der Sache zu tun? Geh mit deinen Infos zur Polizei und lass mich endlich in Ruhe!
Der Text ging ab. Ganz wohl war mir aber nicht. Sollte ich vielleicht die Polizei über die E-Mails informieren? Immerhin waren die Zeitungen voll von den Morden und es wurde fieberhaft ermittelt.
Vielleicht wusste Tom Piny Rat. Er war zum Glück sofort am Telefon.
»Weißt du was über die Morde in den Hotels?«
»Hier in Bierstadt?«
»Nein, Düsseldorf und Frankfurt. Mann und Frau lernen sich im Internet kennen, treffen sich und nur Frau überlebt es. Zwei Fälle gibt es bisher. Zu einem der Toten hatte ich Kontakt – er wollte bei meiner Show mitmachen. Und gerade hat mir jemand per E-Mail die nächste Leiche angekündigt.«
»Du hast vielleicht einen Umgang!«, frotzelte Piny. »Und was habe ich damit zu tun?«
»Solange du keins der Opfer bist, interessiert dich die Story vielleicht journalistisch.«
»Gehört nicht zum Verbreitungsgebiet meines Blattes«, ließ mich TOP abblitzen.
»Wenn du meinst«, sagte ich. »Thematisch passt es in meine Single-Show. Tödliche Begegnung im Internet. Irgendwie geil. Könnte ich mir als Schwerpunkt für die zweite Sendung vorstellen.«
»Ich werde mal bei den Bullen nachhören«, versprach Piny dann doch. »Hätte mal wieder Lust, mit dir die Behörden und die Verbrecherlandschaft aufzumischen. Wie zu alten Zeiten.«
»Na ja, eigentlich bin ich ja aus dem Pippi-Langstrumpf-Alter raus. Aber das, was du die alten Zeiten nennst, kommt bestimmt zurück, wenn ich wieder beim Tageblatt arbeite«, kündigte ich an. »Und jetzt muss ich los. Ich bin zum Abendessen verabredet.«
»Aha«, meinte Piny viel sagend.
»Aha? Jetzt fang du nicht auch noch damit an! Mein Kater sagt auch neuerdings ›Aha‹ ... und je nachdem, wie er es betont, weiß ich Bescheid, was mich erwartet.«
»Arme, alte Grappa!« In TOPs Stimme lag
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