Grappa 14 - Grappa im Netz
überhaupt putzen? Ich würde dir gerne eine Gefälligkeit erweisen. Darf ich dir ein Foto von mir schicken?
Ich stutzte. Aber dann siegte doch meine Neugier. Den Mann wollte ich sehen, der Befriedigung darin fand, zu saugen, zu putzen und sonst wie zu dienen.
Anima: Ja, schick mir ein Foto. Du glaubst doch nicht, ich lasse hässliche Männer für mich putzen?
Kuschel-Dino: Das heißt, du würdest mich etwas für dich tun lassen?
Anima: Mal sehen. Nur wenn du mir gefällst.
Er schickte mir tatsächlich ein Foto. Es zeigte einen großen Mann in einem dunklen Anzug, der gerade die Tür eines Mercedes SLK öffnete.
Ich hatte mit einer fleischgewordenen Lachnummer gerechnet, doch der Blick des Mannes auf dem Foto bewies mir einmal mehr, wie armselig die Welt und wie unendlich die Sehnsüchte waren.
Quincy, der abgehalfterte Journalist kurz vor der Pensionsgrenze, hatte von einer O geträumt, einer willigen und ständig verfügbaren Frau, die Lust erst im Schmerz erlebt, den er ihr zufügt. Und IT-Consultant Kuschel-Dino sehnte sich nach Wagenwaschen und Kloputzen. Und beide hielten sich wohl für normal. Vielleicht waren sie es ja auch und ich lag völlig daneben mit meiner lächerlichen Sehnsucht nach erfüllender Liebe und einem erfüllten Leben.
Es reichte. Ich fuhr den PC runter und trank das Glas Wein leer. Eberhard hatte sich längst wieder eingerollt und begann leise zu schnarchen, als ich ihm das Bäuchlein kraulte.
»Ach, Kater«, murmelte ich. »Sei froh, dass du kein Mensch bist.«
Er öffnete die Augen, als ich ihm einen sanften Klaps auf den Po gab.
»Komm ins Bett, Löwe – und wärm mir die Füße.«
Witwenschütteln
In dieser Nacht brachte ich niemanden um, sondern zog mir die Decke über den Kopf. Der Kater blieb nie die ganze Nacht zu meinen Füßen, sondern trollte sich irgendwann. Morgens saß er dann aufmerksam vor dem Bett und fixierte mich.
So auch an diesem Morgen. Ich blieb noch eine Weile liegen und blinzelte ihn an. Er wartete darauf, dass ich ins Bad ging.
»Guten Morgen, Löwe«, begrüßte ich ihn offiziell. »Gut geschlafen?«
Geht so, antwortete Eberhard, du hast ziemlich gestrampelt heute Nacht. War kaum auszuhalten mit dir .
»Sorry«, gähnte ich und räkelte mich. »Ist sowieso seltsam, dass du in mein Bett darfst. Erzähl das mal jemandem, der keine Haustiere hat. Der denkt, ich sei nicht ganz dicht.«
Glaub ich gern, grinste der Kater.
»Was? Dass ich nicht ganz dicht bin?«
Das Vieh erwiderte nichts. Nach dem Duschen sah mir Eberhard noch beim Schminken zu, wir frühstückten zusammen, dann wollte ich das Haus verlassen.
Ich will raus, forderte er.
»Bist du sicher, dass du schon so weit bist?«, fragte ich.
Ich bin kein Baby mehr, blaffte mich der Kater an.
»Okay. Dann sieh zu, wie du klarkommst. Ich kann dir aber nicht sagen, wann ich heute nach Hause komme.«
Egal.
»Wie du meinst«, sagte ich. »Ich will mich keiner Freiheitsberaubung schuldig machen.«
Einige Minuten später verließen wir das Haus. Eberhard hob das Köpfchen, schnüffelte in den Wind und stürmte davon.
»Alles Gute!«, rief ich ihm nach. »Komm nicht unter ein Auto – ich habe keine Lust, dich vom Asphalt zu kratzen.«
Noch etwas müde setzte ich mich in mein Cabrio und nahm den Weg zum Sender. Unterwegs fiel mir plötzlich etwas ein und ich war begeistert von der Idee. Ich stoppte, rief Peter Jansen an und bat ihn, mir Uli Urbans Adresse herauszusuchen. Es war zwar nicht die ganz feine Art – aber ich würde seiner frisch gebackenen Witwe unangemeldet auf die Bude rücken.
Jansen kam schnell mit der Adresse rüber. »Noch immer verliebt?«, fragte ich in forschem Ton.
»Frag mich nicht so was, Grappa«, meinte er missgelaunt. »Ich fühle mich total fremdgesteuert. Kann nicht mehr klar denken und hab schon vier Pfund abgenommen.«
»Lad sie zum Essen ein«, schlug ich erneut vor. »Das ist ein bisschen privater als ein Zusammentreffen im Büro. Dann wird der Eiszapfen bestimmt schmelzen und du kannst die Sache klären.«
»Werde ich tun, Grappa. Irgendwann, wenn die Gelegenheit günstig ist. Themawechsel: Ich habe den Eindruck, dass die Ermittlungen über Nagels Entführung nicht richtig geführt werden. Meinst du nicht, dass wir mal ein bisschen mehr Druck machen sollten? Ich im Tageblatt und du beim TV? Dieser Rumi ist auch plötzlich abgetaucht.«
»Er ist wohl noch in Berlin. Aber du hast Recht. Ein bisschen großzügiger sollten die mit ihren Informationen sein!«,
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