Grappa 14 - Grappa im Netz
dann die entsprechende Post, doch auf den ersten Blick handelte es sich um eher harmlose Korrespondenz.
Um in Ruhe recherchieren zu können, steckte ich eine Diskette ins Laufwerk und kopierte die Profile, die Korrespondenz und den noch nicht gelöschten Inhalt des Papierkorbes.
Ich fuhr den PC wieder runter und verließ das Zimmer. In meinem Büro wählte ich die Nummer von Hauptkommissar Anton Brinkhoff.
»Ich habe in Urbans PC geschnüffelt«, verriet ich ihm, »und es könnte sein, dass es dort einen Hinweis auf die Täterin gibt. Aber ich muss mir die Sachen noch genau anschauen. Haben Sie inzwischen die Daten der anderen beiden Opfer zusammen?«
»Es dauert Monate, die Namen der Bekanntschaften herauszubekommen. Das World Wide Web ist so unendlich wie der Weltraum.«
»Sie werden ja ganz poetisch, Herr Brinkhoff«, lachte ich. »Gibt es neue Erkenntnisse über die Täterin?«
»Sie ist mittelgroß, mittelblond bis mittelbraun, mittelschlank und mittelalt.«
»Na, toll. Dann dürfte es ja kein Problem sein, sie bald zu finden«, unkte ich.
»Eben. Die Angaben, die wir haben, reichen nicht für ein einigermaßen sinnvolles Phantombild«, seufzte Brinkhoff. »Bleibt nur noch Ihr Hengst. «
»Ich hoffe, dass er heute Abend online ist. Dann werde ich ihm auf den Zahn fühlen.«
Nach dem Gespräch besorgte ich mir bei der Schnittdisposition einen Termin, um den Film über Nagels abgeschnittenes Ohr zu schneiden. Wieder mal gab es nur die Bilder, die schon gelaufen waren: Nagel in früheren Zeiten im Rathaus, Bilder von der Pressekonferenz und das Foto, das den entführten Nagel zeigte. Die Neuigkeiten musste ich über den Text transportieren.
Mein Handy hatte die Nummer von Rumi gespeichert. Er war sofort dran und schien diesmal erfreut zu sein, mich zu hören, zumindest sagte er so etwas in die Richtung.
»Gibt es etwas Neues?«, fragte ich. »Ist das Ohr schon da?«
»Ja. Es wird gerade in der Pathologie untersucht. Ich erwarte jeden Augenblick die Ergebnisse.«
Rumi versprach, mich anzurufen, wenn feststand, ob der abgetrennte Lauscher wirklich dem Bierstädter Oberbürgermeister gehörte.
»Und?«, fragte er. »Wie läuft es in Bierstadt?«
»Alles im grünen Bereich. Bierstadt kommt ohne Nagel und ... ohne Sie ganz gut zurecht.«
»Und wie kommen Sie persönlich mit meiner Abwesenheit klar?«
»Das ist schon schwieriger«, bekannte ich. »Gibt es eigentlich eine Selbsthilfegruppe für Frauen, die bei Dates versetzt wurden?«
Für 15 Cent ein dreckiges Wort
Früher als gewöhnlich kam ich nach Hause, denn ich wollte die Ausbeute aus Quincys Computer in Ruhe sichten. Eberhard guckte verblüfft, als er mich – bepackt mit zwei großen Einkaufstüten – im Flur sah. Ich hatte die Gelegenheit genutzt, meinen Haushalt wieder einmal mit ein paar Grundnahrungsmitteln auszustatten.
Tüten auspacken – das war ein Fest für meinen neugierigen Kater. Aufgeregt sprang er auf den Tisch, nachdem ich die Sachen darauf abgeladen hatte.
»Lass mich bitte erst mal ins Bad gehen, bevor du in den Sachen rumstöbern darfst«, bat ich das Vieh.
Der Kater gehorchte. Eberhard war ein Käsefan – genau wie ich – und hatte wahrscheinlich schon was erschnüffelt. Aber er wusste, dass der Käsesegen ausblieb, wenn er in meiner Abwesenheit in den Einkaufstüten herumwühlte.
Heute hatte ich mich für Pecorino pepato, griechischen Schafskäse und einen alten Gouda entschieden. Die drei Sorten waren in Papier eingepackt, die Stücke etwa gleich groß. Als ich den Käse auf den Tisch gelegt hatte, schnüffelte Eberhard an den drei Päckchen, setzte sich aufrecht hin und schaute mich mit Spannung an.
»The same procedure?«, fragte ich. »Okay. Wo ist der Schafskäse drin?«
Der Kater legte das rechte Pfötchen mit dem weißen Schuh auf eines der Päckchen. Ich zog es nach vorn und malte mit einem Bleistift eine großes S auf das Papier.
»Und jetzt zum Pecorino!«
Eberhard tippte auf ein zweites Paket, das ich sogleich mit einem großen P beschriftete. Dass der Gouda in dem dritten Päckchen sein musste, verstand sich nun von selbst.
Der Kater hatte drei Treffer. Das bedeutete, dass ich ihm von jedem Käse ein ordentliches Stück abschneiden musste. Ich tat es und konnte den Rest der Lebensmittel in Ruhe einräumen, während sich der Löwe mit seiner Beute vergnügte.
Das Käsekunststück hatte ihm der türkische Rechtsanwalt beigebracht, der bis vor kurzem eine Etage unter mir gewohnt hatte und bei dem
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