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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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reserviert. Für eine Nacht. Ohne Frühstück. Machen die immer so.«
    »Wer macht das immer so?«
    »Die Gäste, die nur hierher kommen, um eine schnelle Nummer zu schieben. Die bleiben dann ja nur ein paar Stunden. Deshalb bestellen sie kein Frühstück.«
    »Ach so. Und am Abend kam dann die Frau. Wurde sie von dem Mann erwartet?«
    Das Telefon klingelte. Der Portier ging dran, nahm eine Zimmerbestellung an. Sein Ton war alles andere als freundlich.
    »Also!«, sagte ich genervt, als er die Reservierung umständlich in ein Buch eingetragen hatte. »Wie war das denn nun?«
    »Er saß in der Bar, als sie kam.«
    »Zeigen Sie mir die Bar!«, forderte ich. Ich wollte testen, ob sie sich als Schauplatz für nachgestellte Szenen eignete.
    »Die ist noch zu!«, tat er kund.
    Langsam platzte mir der Kragen. »Dann holen Sie den Schlüssel und schließen Sie auf!«, blaffte ich. »Für Ihr Honorar sollten Sie etwas mehr kooperieren!«
    »Sofort.« Der Portier nahm eine unterwürfige Haltung ein. Manche Typen brauchen wirklich die Peitsche, dachte ich, sonst spuren sie nie.
    Er nahm einen Schlüssel vom Brett und öffnete die Tür neben dem Empfang. Latino-Bar prangte auf einem Messingschild.
    Wir traten ein, der Portier drückte auf den Lichtschalter. Es muffelte nach Bier, Zigarettenqualm und Schweiß.
    »Sie sollten mal die Fenster aufmachen und durchlüften«, schlug ich vor.
    Es folgte keine Reaktion auf meinen Vorschlag. Ich sah mich um. Das Übliche: eine Bar mit kunstlederbezogenen Hockern, Zapfsäule, zahlreiche Spirituosen in einem Regal, dessen Rückwand aus einem Spiegel bestand, eine Stereoanlage und ein paar runde Tische im Raum verteilt.
    »Wo saß der Mann?«, fragte ich.
    »Auf dem Hocker da!« Er deutete auf die Sitzgelegenheit direkt neben mir.
    »Hat er lange auf die Frau gewartet?«
    »Etwa eine Viertelstunde, schätze ich. Dann kam sie.«
    »Sie haben sie gesehen?«
    »Ja. Sie fragte, wo die Bar sei, sah dann aber das Schild und ging rein. Mir war sofort klar, was da ablaufen würde.«
    »Was war Ihnen klar?«
    »So wie die aussah. 'ne Nutte halt.«
    »Wie sah sie denn aus?«
    Nur peu à peu holte ich die Informationen aus dem Mann raus. Er schätzte die Mörderin auf fünfunddreißig Jahre, sie hatte etwa meine Größe oder war etwas kleiner, weil sie auf hohen Absätzen stöckelte, trug schwarze Netzstrümpfe, einen kurzen roten Lederrock und eine blonde Löwenmähne. Im wahrsten Sinne des Wortes herausragend seien ihre – so wörtlich – »Titten« gewesen, die sich nur mühsam in dem engen Pullover verstecken ließen.
    Nach der Beschreibung handelte es sich mindestens um 85 E, dachte ich in Tom Pinys Maßeinheit.
    »Und wie sah ihr Gesicht aus?«
    »Da hab ich nicht so genau hingeguckt!«, bekannte der Portier.
    Klar, dachte ich, hattest ja genug mit der Oberweite zu tun. Ich überlegte, ob sich Rumi wohl eher an mein Gesicht erinnern konnte oder an meinen Ausschnitt.
    »Hat er ihr was zu trinken bestellt?«, wollte ich wissen.
    »Das hat die Polizei den Mixer auch gefragt. Nee, hat er nicht. Die sind zügig aufs Zimmer. Er hatte wohl einen unruhigen Docht.«
    Netter Ausdruck für geil. »Zeigen Sie mir das Zimmer?«
    »Geht nicht.«
    »Ist es versiegelt?«
    »Nicht mehr. Aber ich darf hier unten nicht weg.«
    »Dann geben Sie mir den Schlüssel«, forderte ich. »Ich will nur kurz einen Blick reinwerfen.«
    Der Portier überlegte. Erst als ich ihm einen Zehneuroschein zusteckte, wurde er kooperativ.
    »Erster Stock. Zimmer 19.« Er reichte mir den Schlüssel.
    »Danke«, sagte ich. »Ich brauche nicht lange.«
    Entschlossen öffnete ich die Tür und trat ein. Ein Doppelbett, ein billiger zweitüriger Kleiderschrank, eine Glotze mit Fernbedienung und ein kleiner Kühlschrank, neben dem ein Tisch stand. Das Bad war durch eine Falttür abgetrennt.
    Ich fragte mich, ob ich in einem solchen Ambiente mein letztes erotisches Abenteuer haben wollte. Nein, auf keinen Fall. Dann lieber eine heiße Nummer im Fahrstuhl, bevor der abstürzt, oder auf einer Motorhaube im Parkhaus, bevor der Wagen in die Luft fliegt. Das hatte wesentlich mehr Niveau.
    Auf dem kleinen Tisch lagen Zeitschriften. Abgegriffen und aus dem letzten Jahrhundert stammend.
    Mit spitzen Fingern blätterte ich sie durch. Nichts Auffälliges. Ich öffnete den Kühlschrank, hatte plötzlich schwarzes Pulver an den Händen – ein Andenken an die Spurensicherer der Polizei. Besonders gründlich wurde hier nicht sauber gemacht.
    Ich legte

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