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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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selbst zu eliminieren, Männer, die Männer töten, Journalisten, die Ideen im Sinne der Ziele von SCUM propagieren, Schwule, die durch ihr leuchtendes Beispiel andere Männer ermuntern, sich selbst zu entmannen.
    SCUM wird Dreckseminare einrichten, bei denen jeder männliche Teilnehmer seine Rede mit den Worten beginnen wird: »Ich bin ein Dreck, ein schmutziger, gemeiner Dreckskerl.«
    Das war das Zitat aus meinem Albtraum! Ich hatte die Männer – bevor ich sie umbrachte – sagen lassen, dass sie schmutzige, gemeine Dreckskerle seien! Unglaublich! Das konnte nur ein Zufall sein, denn bisher hatte ich noch nichts davon gemerkt, dass ich in die Zukunft schauen konnte oder das zweite Gesicht hatte. Das überließ ich anderen Leuten, die sensibler waren als ich – und das waren wohl 99,99 Prozent der Weltbevölkerung.
    In dem Profil SCUM waren die Zitate der Solanas nicht erwähnt. Da stand nur: weiblich, 35 Jahre, ledig, 1,65 m groß, blond. Falls diese Angaben stimmten, trafen sie auf hunderttausende von Frauen zu.
    Ich war noch immer als Quincy eingeloggt. Das war gefährlich, denn die Mörderin konnte ›mich‹ sehen und würde dann wissen, dass jemand den Nick des toten Quincy benutzte.
    Trotzdem ging ich nicht offline. Ich wollte mir noch schnell das Profil von Quincy näher ansehen. Was hatte der harmlose Gerichtsberichterstatter wohl für Dinge über sich erzählt? Die Anonymität des Chats forderte die Lüge ja geradezu heraus.
    Meine Überraschung war riesengroß, als ich Folgendes las:
    Suche meine vollkommene O...
    .... eine Frau, die sich wünscht, sich völlig als Frau zu fühlen
    .... eine Frau, mit dem Wunsch zur vollkommenen Hingabe
    .... eine Frau auf der Suche nach ihrer Bestimmung
    .... eine Frau, die sich das Spiel an den Grenzen der Fantasie ersehnt
    .... eine Frau, die ihren Körper genießt
    Aha , sagte der Kater. Er hatte sich aufgesetzt und mitgelesen.
    »Allerdings«, sagte ich. »Urban war nicht so harmlos, wie wir alle dachten.«
    Was ist denn die Bestimmung einer Frau?, fragte Eberhard.
    »Keine Ahnung«, gab ich wahrheitsgemäß Auskunft, »ich suche danach. Und zwar nicht erst seit gestern.«
    Ich hatte nicht den Nerv, dem Kater zu erklären, dass Uli Urban, der unterwürfigste all meiner Kollegen, im Netz als Sadomaso-Seppel unterwegs gewesen war.
    Ich loggte mich als Quincy aus und meldete mich unter einem neuen Namen im Single-Service an. Als Nicknamen wählte ich Anima, gab Alter, Größe und Gewicht an und wählte das Motto: Es kann nur einen geben. Das war schön neutral.
    Nicht neutral genug, denn kaum war ich online, da chattete mich der erste ›Interessent‹ an. Er hieß Kuschel-Dino und schrieb:
    Hallo Lady, möchte dir ein ungewöhnliches, aber KEIN unmoralisches Angebot machen.
    Anima: Ja?
    Kuschel-Dino: Ich suche eine echte Lady, die es gelegentlich genießen kann, wenn ich ihr die eine oder andere lästige Arbeit abnehme (z. B. Auto waschen oder saugen). Natürlich ohne jegliche Gegenleistung.
    Anima: Warum machst du so was?
    Kuschel-Dino: Weil es schön ist. Das meine ich ehrlich. Nicht weil mir die Arbeit so viel Spaß macht, sondern weil es schön ist, für eine nette Lady etwas tun zu dürfen, die das mag.
    Anima: Was gibt es dir?
    Kuschel-Dino: Ein schönes Gefühl. Bitte aber nicht verwechseln mit irgendwas Sexuellem. Um es vorwegzunehmen – ich bin kein SMler.
    Anima: Welchen Beruf hast du?
    Kuschel-Dino: Ich bin Consultant in der IT-Branche.
    Anima: Du bist verheiratet – du solltest deiner Frau die Hausarbeit abnehmen ...
    Kuschel-Dino: Das mache ich doch. Aber ich würde es gerne auch mal für eine andere Lady machen, die das mag.
    Anima: Hast du schon mal jemanden hier gefunden, für den du das gemacht hast?
    Kuschel-Dino: Ja, hab das länger für eine gute Freundin getan und sozusagen dort gelernt, dass es mir Spaß macht.
    Anima: Was hat sie dir dafür gegeben?
    Kuschel-Dino: Sie hat es einfach genossen! Und das hat mir gefallen.
    Anima: Ich habe eine Putzfrau.
    Kuschel-Dino: Schade, dass du kein Interesse hast. Darf ich fragen, was der ausschlaggebende Grund für die Absage ist?
    Anima: Es ist zu strange ... Es ist seltsam, dass jemand an so etwas Freude hat. Weiß deine Frau von deinem Hobby?
    Kuschel-Dino: Natürlich!
    Anima: Und sie findet das normal?
    Kuschel-Dino: Was ist denn daran unnormal? Wenn ich von dir 25 Euro verlangen würde, wäre das okay?
    Anima: Putzt du auch bei Männern?
    Kuschel-Dino: Nein! Natürlich nicht. Was heißt denn

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