Grappa 14 - Grappa im Netz
die Heizung angestellt.
Mal sehen, wo der Kater war. Ich hatte ihn am Morgen wieder hinausgelassen, ihm nun doch den Wohnungsschlüssel umgehängt und mit einer Nachbarin vereinbart, dass sie ab und zu mal aus dem Fenster schauen sollte, ob das Vieh davor saß. Wie fast alle Frauen mochte sie Katzen, und schwarze ganz besonders.
Vor dem Bäckerladen von Anneliese Schmitz stoppte ich.
»Tach auch!«, sagte ich, als ich im Laden stand. Anneliese Schmitz sortierte wie immer die Brotlaibe im Regal.
»Tach auch. Wie isses?«
Eigentlich hätte ich jetzt »Muss« sagen müssen, doch das wäre eine Lüge gewesen.
»Beschissen!«
»In echt?«
Ich nickte.
»Was 'n los?«
»Stress.«
»Privat?«
»Auch.«
»Tja.«
Tja? Was meinte sie damit?
»Wieso?«, fragte ich vorsichtig nach.
»Ich sach doch immer, Ihnen fehlt ein Mann. Einer, der mal länger bleibt.«
Überrascht von diesem Sprechanfall sagte ich: »Das Beste an den Männern, mit denen ich zusammen war, war eigentlich immer, dass sie nicht länger geblieben sind.«
»Und warum haben Sie dann Stress?«
Eine gute Frage. »Die richtigen wollen nicht länger bleiben, sondern nur die falschen«, erklärte ich.
»Wer ist denn aktuell?« Anneliese Schmitz hatte schon längst aufgehört, die Brote in der Auslage zurechtzurücken.
»Niemand.«
»Is auch schwer in Ihrem Alter.«
»Na, toll! Das sagt der Kater auch immer.«
»Isser das da nich?« Die Bäckersfrau hatte sich zur Ladentür gewandt und durch die Glasscheibe blickte uns Eberhard an.
Ich öffnete und er kam sofort herein. »Hallo, Löwe! Alles okay mit dir?«
Na, klar.
Anneliese Schmidt bückte sich und nahm den Kater auf den Arm. »Der is ja wirklich putzig«, begeisterte sie sich. »Und so ein schönes Fall hatter! Liegt am guten Futter«, bemerkte sie mit Kennerblick.
»Er frisst mir die Haare vom Kopf.«
»Und die kleine Wampe! So 'nen schönen Kater gibt's aber selten.«
Siehst du, grinste Eberhard, eine Frau mit Geschmack. Er räkelte sich auf ihrem großen Busen und schnurrte.
Männer sind tatsächlich echte Dreckskerle – ohne Ausnahme! dachte ich, treulos und immer und überall auf ihren Vorteil bedacht.
»Sie können ihn haben«, bot ich an. »Er schimpft sowieso den ganzen Tag und nörgelt herum, dass er zu wenig Auslauf bekommt. Bei Ihnen wäre er sicher besser aufgehoben.«
»In echt?« Anneliese Schmitz schien begeistert. »Sie würden ihn abgeben?«
»Klar!« Mir rutschte das Herz zwar in den Magen, aber gesagt war gesagt.
Eberhard hörte auf zu schnurren, entgegnete nichts, sondern sah mich nur mit seinen Opalaugen groß an.
»Ich überleg es mir vielleicht doch noch«, hörte ich mich sagen. »Und jetzt packen Sie mir vier Achtkornbrötchen ein, bitte.«
Eifersucht und Nylons
Wenn du mich loswerden willst, dann sag es mir und ich verlasse sofort das Haus und komme niemals wieder zurück. Der Kater war tief gekränkt.
»Sei nicht so theatralisch!«, forderte ich. »Ich dachte, die Bäckerin gefällt dir. So, wie du es dir auf ihrem Busen bequem gemacht und entzückt geschnurrt hast!«
Du weißt, dass ich mein Schnurren nicht kontrollieren kann.
»Ach was? Das ist ja völlig neu! Du kannst doch sonst alles!«
Ich glaube, wir vertagen die Diskussion. Deine Eifersucht macht dich noch unberechenbarer als üblich.
»Ja!«, stimmte ich zu. »Es läuft im Moment nicht besonders gut bei mir. Ich darf ja wohl auch mal schlechte Laune haben, oder?«
Schon klar. Krieg ich was zu essen?
Endlich verstanden wir uns wieder! Ich löffelte das Nobelfutter ins Schälchen – Gourmetmenü mit Gänsefleisch und Möhren – und sah ihm zu, wie er sich darauf stürzte, nachdem er das Fleisch ausgiebig beschnüffelt hatte.
So, wenigstens der Kater war für den Augenblick glücklich!
Mein Magen knurrte auch. Im Tiefkühlfach waren noch mit Spinat gefüllte Ravioli, die nur ein paar Minuten in kochendem Wasser ziehen mussten. Ein paar Blätter Salbei vom Balkon in Butter knusprig gebacken und drübergestreut, und das Ganze war perfekt.
Als ich mit einem prächtig aussehenden Teller zum Tisch gehen wollte, klingelte das Telefon. Die Nummer auf dem Display sagte mir nichts, aber der Anruf kam aus Bierstadt.
»Ja?«, fragte ich – in der festen Absicht, das Gespräch kurz zu halten.
Am anderen Ende meldete sich niemand.
»Dann eben nicht!«, sagte ich und legte auf. Doch natürlich ließ mir meine Neugierde keine Ruhe. Die Nummer des Anrufers war gespeichert und ich drückte die
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